Axel Biesler - Wenn Worte den Wein neu ordnen

Axel Biesler - Wenn Worte den Wein neu ordnen

Literatur trifft Glasrand oder wie man Wein zu Ende denkt
2 Stunden 38 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 2 Monaten
Axel Biesler ist einer dieser seltenen Köpfe, die nicht auf die
Bühne drängen – und trotzdem den Raum neu ordnen, sobald sie das
Wort ergreifen. Biesler ist keiner, der sich wichtig macht. Er
macht die Sache wichtig. Axel ist gelernter Winzer und Sommelier,
ein Schreiblustiger mit robustem Sensorium und misstrauisch
gegenüber bequemen Gewissheiten. Wer ihn liest oder hört, merkt
rasch: Hier spricht keiner, der Punkte verteilt, obgleich er es
einstmals tat, hier spricht einer, der Zusammenhänge tastet. Sein
Weg führt nicht vom Lehrbuch zum Urteil, sondern von der Praxis zur
Sprache. Axel hat Weine beschrieben, verkostet, bewertet – ja. Doch
die Mechanik von „Nase–Gaumen–Abgang“ ist ihm zu klein. Sein Blick
bleibt dabei stets auf die Zusammenhänge gerichtet: Was geschieht
im Glas, im Kopf, im Gespräch? Man kann sein Weinbewusstsein mit
guter Fotografie vergleichen: kein Zirkustrick mit Filtern, sondern
der Versuch, Licht zu verstehen. Darum reizt ihn das Dunkel. In der
„Blindprobe“ wird Wein in völliger Finsternis verkostet – ohne
Etikett, ohne Pose, nur mit den Sinnen, die sich freilegen lassen,
wenn man den Rest ausschaltet. Das ist mehr als eine Spielerei; es
ist ein methodischer Zweifel am Dekor der Weinwelt und ein Plädoyer
für Sprache, die nach dem Geschmack geformt wird, nicht nach dem
Etikett. Seine Texte vermeiden das aufgeblasene Dekor der Branche.
Stattdessen findet man kleine, präzise Beobachtungen, Seitenblicke
auf Literatur, Geologie, Küche. Axel schreibt mit der Geduld eines
Handwerkers, der die Klinge erst schleift, bevor er schneidet. Das
macht seine Sätze belastbar. Und es erklärt, warum er in sehr
unterschiedlichen Kontexten präsent ist – von Kolumnen über
Porträts bis zu pointierten Miniaturen, die ein Weingut oder eine
Flasche ins rechte Licht rücken. Es interessiert ihn nicht, ob ein
Wein angesagt ist; ihn interessiert, was er kann, woher er kommt,
welchen Zweck er erfüllt. Dieses Interesse gilt ebenso den Menschen
dahinter – den unruhigen, den akribischen, den eigensinnigen – und
es gilt dem Publikum, das mehr verdient als aromatische
Schlagworte. Darum passt er in kein Lager: weder Apologet der
Tradition noch Lautsprecher des Neuen. Man fühlt sich nach einem
Text von ihm ein Stück klarer im Kopf. Und mit ein wenig Glück auch
neugieriger und zugleich mit ein wenig NEUgier auch ein wenig
glücklicher.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15