Beschreibung

vor 2 Monaten
In einer bewegenden Rede hat Erika Kirk dem Mörder ihres Ehemannes
öffentlich Vergebung zugesprochen. Manuel und Stephan nehmen diesen
Moment zum Anlass, über die Kraft wie auch über das
Missbrauchspotenzial von Vergebung zu sprechen. Im «Hallelujah der
Woche» erzählt Stephan von einer Bundeshaus-Führung mit Nationalrat
Eric Nussbaumer, die ihm neue Hoffnung für die politische Kultur
der Schweiz gegeben hat. Manuel bringt im «Stossgebet» dagegen ein
schweres Erlebnis mit: Eigentlich wollte er früh ins Bett, doch der
Abschiedsgottesdienst für den ermordeten Charlie Kirk hielt ihn bis
spät in die Nacht vor dem Bildschirm – nicht weil er ihn spirituell
erhebend fand, sondern aufgrund der bedrückenden Mischung aus
rechtspopulistischer Rhetorik, geistlich verbrämtem
Freund-Feind-Denken und schamloser nationalistischer
Religionsinszenierung. Besonders Donald Trump gab sich keinerlei
Mühe, seinen Hass auf seine politischen Gegner zu verbergen und die
gesellschaftlichen Verwerfungen damit noch zu vertiefen. Die
fünfstündige Mammut-Veranstaltung wurde aber von einem Moment
überstrahlt, den wohl kaum jemand erwartet hatte: Erika Kirk, die
Witwe des ermordeten Charlie Kirk, trat unter Tränen auf die Bühne
und sprach dem jungen Täter zu: «Ich vergebe dir». Während
republikanische Politiker, rechtsextreme Influencer und christliche
Nationalisten jede Gelegenheit nutzten, Feindbilder zu schärfen und
die Rhetorik des Hasses zu verstärken, war es ausgerechnet sie –
die einzige, der man Rachegefühle zugestanden hätte –, die den Weg
der Vergebung wählte. Diese Geste beeindruckt und berührt. Genau
hier steigen Manuel und Stephan ins Thema der Woche ein: Was
bedeutet Vergebung im Angesicht himmelschreiender
Ungerechtigkeiten? Wie gehen wir mit der radikalen Forderung Jesu
um, Feinden zu vergeben und denen Gutes zu tun, die uns verfolgen
oder verletzen? Wie verstehen wir die Worte des Vaterunsers:
«Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern», und die scharfe Nachbemerkung in Matthäus 6,14–15:
«Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer
himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht
vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht
vergeben»? Lässt sich daraus ein Gebot zur Vergebung ableiten, das
selbst Opfern schwerster Ungerechtigkeiten abverlangt wird? Stephan
und Manuel sprechen über das Missbrauchspotenzial einer Theologie,
die von Opfern im Namen des Evangeliums fordert, ihren Tätern zu
vergeben. Die deutsche Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter
Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche
zeigt deutlich: Gerade ein evangelisch-reformiertes Vergebungsethos
kann dazu führen, dass Schuld nicht klar benannt und Täter nicht
strafrechtlich verfolgt werden – «weil es dem armen Kerl doch leid
tut und Jesus gesagt hat, wir sollen unseren Schuldigern vergeben».
Gibt es einen Weg aus dieser toxischen Auffassung von Vergebung?
Ein spannendes Gespräch, bei dem wir unsere Ziellänge von einer
Stunde deutlich überschritten haben – auch weil wir zu Beginn noch
auf Rückmeldungen zu unserer letzten Folge zu Charlie Kirk
eingehen... Das Thema Vergebung diskutieren wir ab ca. Minute 31.
:-)

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