Der Anfang vom Bolsonarismus ohne Bolsonaro

Der Anfang vom Bolsonarismus ohne Bolsonaro

Der brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro ist wegen Putschversuchs zu 27 Jahren Haft verurteilt worden. Und: Protest gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker.
11 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten
27 Jahre Gefängnis. So lautet das Urteil des Obersten Gerichtshofs
in Brasília gegen den ehemaligen Präsidenten Brasiliens, Jair
Bolsonaro. Die Richter sehen den ultrarechten Politiker als
Hauptverantwortlichen des gescheiterten Putschversuchs vom Januar
2023, bei dem Tausende seiner Anhänger den Kongress und den
Präsidentenpalast stürmten. Bolsonaro soll nach seiner
Wahlniederlage gegen Lula da Silva eine illegale Machtübernahme
geplant haben. Historisch ist das Urteil, weil erstmals ein
Politiker in Brasilien wegen eines Staatsstreichs
schuldiggesprochen wurde. Doch die Verteidigung will in Berufung
gehen, ein Verfahren, das sich bis zur Präsidentschaftswahl im
kommenden Jahr hinziehen könnte. Die Verurteilung schlägt in
Brasilien, aber auch in den USA hohe Wellen. Philipp Lichterbeck
berichtet für die ZEIT aus Brasilien. Im Podcast ordnet er ein,
welche politischen Folgen das Urteil hat und wie die USA auf den
Fall reagieren. Ein Musikfestival im belgischen Gent hat die
Münchner Philharmoniker kurzfristig ausgeladen. Das für den 18.
September geplante Konzert wurde abgesagt, weil der künftige
Chefdirigent, Lahav Shani, auch Musikdirektor des Israel
Philharmonic Orchestra, keine "nötige Klarheit über seine Haltung
dem genozidalen Regime in Tel Aviv gegenüber" gezeigt habe, teilte
das Festival auf seiner Homepage mit. Der israelische Dirigent
hatte sich in der Vergangenheit mehrfach "für Frieden und
Versöhnung" ausgesprochen. Starpianist Igor Levit nannte die
Ausladung "einen unerträglichen Akt" und bewertete sie als
Antisemitismus. Auch Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach von
einem "Kniefall vor Antisemitismus" und zog Parallelen zu den
dunkelsten Zeiten des 20. Jahrhunderts. Die Münchner Philharmoniker
seien "ein Aushängeschild deutscher Kultur und Weltklasse", und er
stehe hinter dem Orchester. Welche Haltung man von Künstlerinnen
und Künstlern erwarten darf und wie Deutschland auf diesen Fall
reagieren sollte, erklärt ZEIT-Feuilleton-Redakteur Ijoma Mangold.
Außerdem im Update:  - Nach dem tödlichen Attentat auf den
ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk hat US-Präsident Donald Trump
die Festnahme eines Verdächtigen bekannt gegeben. Trump sagte dem
Sender Fox News, der mutmaßliche Schütze sei in Gewahrsam genommen
worden. Der 31-jährige Kirk, Trump-Unterstützer und Mitgründer der
Organisation Turning Point USA, war bei einem Auftritt an einer
Universität im Bundesstaat Utah getötet worden. Kirk galt als
prominentes Sprachrohr der rechten Szene für junge Menschen in den
USA. - In der Nacht zum Mittwoch drangen 19 russische Drohnen in
den polnischen Luftraum ein, einige von ihnen wurden abgeschossen.
Das Auswärtige Amt in Berlin hat als Reaktion den russischen
Botschafter einbestellt. Polen und andere Nato-Länder, darunter
auch Deutschland, hatten von einer gezielten Provokation gegen das
gesamte westliche Militärbündnis gesprochen. Und sonst so? Koalas
bekommen Nationalpark in Australien – die Schoko-Koalas eine neue
Auflage.   Moderation und Produktion: Rita Lauter Redaktion:
Mounia Meiborg Mitarbeit: Konstantin Hadži-Vuković Fragen, Kritik,
Anregungen? Sie erreichen uns unter wasjetzt@zeit.de.  Weitere
Links zur Folge: Flanders Festival Ghent: Münchner Philharmoniker
wegen ihres israelischen Dirigenten ausgeladen Münchner
Philharmoniker: Antisemitismusbeauftragter verurteilt Absage an
Lahav Shani Münchner Philharmoniker: Das klingt grässlich
Haftstrafe für Jair Bolsonaro: Ein historisches Urteil, das
Brasiliens Rechte erzürnt Brasiliens Ex-Präsident: Wie der Fall
Bolsonaro Brasilien spaltet Kirk-Attentat: Trump gibt nach
Kirk-Attentat Festnahme von Verdächtigem bekannt Polen: Auswärtiges
Amt bestellt russischen Botschafter ein Sie wollen mehr exklusive
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