Krieg und Frieden – vom Töten, Sterben und Verweigern.

Krieg und Frieden – vom Töten, Sterben und Verweigern.

Beschreibung

vor 3 Monaten
Würdest du für dein Land töten? Oder lieber in einem besetzten Land
weiterleben? Manuel und Stephan diskutieren ein provokantes Buch –
und geraten dabei in eine Auseinandersetzung über Staatsloyalität,
christlichen Pazifismus und den Preis des Gewissens. Bei Manuel
paaren sich Vorfreude und Nervosität: Das RefLab-Podcast-Festival
steht vor der Tür, und es gibt noch tausend Dinge zu erledigen,
bevor es dann heisst: «Alles wird gut». Bei Stephan ist kurz vor
der Aufnahme ein Stossgebet Richtung Himmel entwischt – das Mikro
wollte nicht, die Technik streikte. Aber das eigentliche Thema der
heutigen Folge ist noch weitaus herausfordernder. Denn es geht um
Krieg. Um Frieden. Und um die tiefen moralischen Fragen, die
dazwischenliegen. Anlass des Gesprächs ist das Buch «Warum ich
niemals für mein Land kämpfen würde – Gegen die Kriegstüchtigkeit»
von Ole Nymoen. Ein kleiner Text mit grosser Sprengkraft: In der
öffentlichen Debatte wurde der Autor bereits als Lumpenpazifist,
Naivling und Putin-Funktionär beschimpft. Manuel liest Nymoens Text
mit Sympathie für das pazifistische Anliegen, aber mit Distanz zu
dessen Begründungsmustern. Stephan hingegen lehnt nicht nur Nymoens
Schlussfolgerung, sondern schon den gedanklichen Anlauf ab. Während
Manuel aus christlich-ethischer Überzeugung jede Form des Tötens
verweigert, verteidigt Stephan die Idee, dass es im äussersten Fall
richtig sein kann, ein Land auch mit Waffen zu schützen. Die beiden
diskutieren hitzig, aber respektvoll über das klassenkämpferische
Motiv des Buches: die Beobachtung, dass es vor allem junge Männer
aus prekären Verhältnissen sind, die sich aus finanziellen oder
beruflichen Gründen zum Militärdienst melden – und dann als
Bauernopfer an die Front geschickt werden. Die Söhne der Bauern des
einen Landes sollen den Söhnen der Bauern des anderen Landes im
Namen ihres Staates den Schädel einschlagen, ohne je einen
persönlichen Grund gehabt zu haben, einander zu hassen... das will
Manuel nicht einleuchten. Stephan widerspricht einer solchen Sicht
auf den Staat als blosses Gewaltregime. Für eine Flagge würde er
nicht sterben, sagt er – wohl aber für die Werte eines
freiheitlichen, rechtsstaatlichen Gemeinwesens, das seine Bürger
nicht von oben herab regiert, sondern in das sie als demokratische
Teilhaber eingeschrieben sind. Manuel bleibt skeptisch: Gerade in
Krisenzeiten zeigt sich, wer vom Staat wirklich mitgedacht wird –
und wer lediglich funktionalisiert wird. Im zweiten Teil der Folge
richten die beiden den Blick auf die religiöse Dimension. Stephan
zeichnet in groben Linien eine biblische Genealogie von Krieg und
Frieden nach – von göttlich sanktionierten Kriegen im Alten
Testament über das Friedensreich der messianischen Hoffnung bis hin
zur radikalen Gewaltlosigkeit der Bergpredigt. In der
Kirchengeschichte aber finden sich zahlreiche Beispiele für
Kriegsrechtfertigungen – und nicht selten wurden Kriege gerade
unter christlicher Flagge geführt. Manuel verweist auf die Täufer
als gewaltfreie Zeuginnen in einer gewalttätigen Zeit. Ihr
Pazifismus war nicht bequem, sondern teuer – sie wurden verfolgt,
gefoltert, getötet, weil sie sich der Staatsgewalt und ihrer Logik
verweigerten. Hier, so Manuel, liegt der entscheidende Unterschied
zur Argumentation Nymoens: Christlicher Pazifismus strebt nicht
nach Selbstschutz, sondern steht in der Nachfolge eines gewaltlosen
Gottes, selbst wenn es das eigene Leben kostet. Am Ende steht die
Frage im Raum, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Gibt es
etwas, wofür ich bereit wäre zu sterben? Und: Gibt es etwas, wofür
ich bereit wäre zu töten? Zumindest für Manuel sind das zwei sehr
verschiedene Fragen – auf die erste würde er sofort bejahend
antworten, auf die zweite gerade nicht…: Eine kontroverse Folge,
die hoffentlich zum weiteren Nachdenken anregt.

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