#727 Art. 182 StPO: Beizug sachverständiger Personen im Schweizer Strafprozess

#727 Art. 182 StPO: Beizug sachverständiger Personen im Schweizer Strafprozess

Gutachten zwischen Pflicht und Parteistrategie – psychiatrische Expertise, Beweiswert von Privatgutachten und Transparenz im Strafverfahren
23 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten
In dieser Episode setzen die Strafverteidiger Duri Bonin und Gregor
Münch ihre Artikel-für-Artikel-Besprechung der Schweizer
Strafprozessordnung fort und widmen sich Art. 182 StPO – Beizug
einer sachverständigen Person. Ein scheinbar technischer Paragraph,
der jedoch enorme Bedeutung für Strafverfahren hat: Er regelt, wann
Gerichte und Staatsanwaltschaften verpflichtet sind, eine Expertin
oder einen Experten beizuziehen – etwa in medizinischen,
technischen, chemischen oder psychologischen Fragen. Duri und
Gregor beleuchten, welche Gutachtenarten es gibt – von
forensisch-psychiatrischen Begutachtungen über rechtsmedizinische
Expertisen bis hin zu technischen Analysen oder Schriftgutachten.
Sie erklären, warum Gutachten nur Sachverhaltsfragen beantworten
dürfen, wo ihre Grenzen liegen und weshalb Richter und
Staatsanwälte rechtliche Bewertungen nicht an Gutachter delegieren
dürfen. Ein Schwerpunkt liegt auf den psychiatrischen Gutachten:
Sie sind in der Praxis die häufigsten und folgenreichsten, da sie
über Schuldfähigkeit und Massnahmen entscheiden. Die Hosts
thematisieren Qualitätsunterschiede, Transparenzdefizite und damit
die brisante Tatsache, dass Explorationen oft ohne Verteidigung,
ohne Aufzeichnung und allein im Kämmerlein stattfinden – obwohl die
Konsequenzen für Beschuldigte gravierend sind. Duri und Gregor
sprechen zudem über den Einsatz von Privatgutachten: Wann lohnen
sich Partei-Gutachten? Welche Rolle spielt ein methodenkritisches
Gegengutachten? Wie können Privatexpertisen dazu beitragen,
amtliche Gutachten in Frage zu stellen oder überhaupt erst ein
unabhängiges Gutachten zu erzwingen? Sie diskutieren praxisnah, wo
Privatgutachten unterschätzt werden, wie sie in der Rechtsprechung
behandelt werden und warum es zu kurz greift, ihren Beweiswert
pauschal herabzustufen. Auch Grenzfragen werden thematisiert: - Wo
überschneidet sich die Rolle von Zeugen und Gutachtern? - Wann
werden Therapeut:innen im Verfahren zu unzulässigen Gutachtern
„light“? - Welche Gefahren bestehen, wenn rhetorisch starke
psychiatrische Gutachter Verteidiger und Richter dominieren? -
Warum wäre eine konsequente Aufzeichnung von Explorationen ein
einfacher Schritt zu mehr Fairness und Nachvollziehbarkeit? Die
Episode macht klar: Der Beizug sachverständiger Personen ist kein
Randthema, sondern ein neuralgischer Punkt der Strafprozessordnung.
Von der Glaubwürdigkeit der Gutachter, der Methodik der Expertise
und der Transparenz des Verfahrens hängt oft das Schicksal der
Betroffenen ab. Wer sich für Strafrecht, Strafprozessrecht,
Beweisrecht und die Rolle von Gutachten im Strafverfahren
interessiert, erhält hier einen tiefen Einblick in die juristische
Praxis – und erfährt, warum Art. 182 StPO alles andere als eine
trockene Norm ist. Bei einem Freispruchbier kam die Idee auf, die
Strafprozessordnung Artikel für Artikel zu besprechen: Deshalb
treffen sich [Duri Bonin](https://www.duribonin.ch) und [Gregor
Münch](https://www.d32.ch/personen) freitags in den "Heiligen
Stunden" des 5-Uhr-Clubs und diskutieren einen Artikel der
Strafprozessordnung. Wann ist Aussageverweigerung sinnvoll? Warum
braucht es Teilnahmerechte? Wie läuft eine Einvernahme ab und wie
ist die Atmosphäre im Vernehmungszimmer? Wann finden die meisten
Verhaftungen statt? Diesen und weiteren Fragen gehen Duri und Gregi
in diesem Podcast nach. Die Podcasts "Auf dem Weg als Anwält:in"
sind unter https://www.duribonin.ch/podcast/ oder auf allen
üblichen Plattformen zu hö

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