#22 Amtsgeheimnisse vor Ort - Ortsbewohner gründen Wirtshaus - mit Thomas Heissenberger
Eine Gemeinde ohne Wirtshaus? Nicht auszudenken! Doch genau das
drohte in Hochneukirchen-Gschaidt zur Realität zu werden. Der Ort
mit rund 1.600 Einwohner:innen liegt am „Dach“ der Buckligen Welt
und musste kurz vor der Pandemie 2020 zusehen, wie der letz
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vor 4 Monaten
Eine Gemeinde ohne Wirtshaus? Nicht auszudenken! Doch genau das
drohte in Hochneukirchen-Gschaidt zur Realität zu werden. Der Ort
mit rund 1.600 Einwohner:innen liegt am „Dach“ der Buckligen Welt
im Dreiländereck Niederösterreich/Burgenland/Steiermark und
musste kurz vor der Pandemie zusehen, wie der letzte Pächter des
Gemeindewirtshauses den Schlüssel abgab. „Wir haben uns während
der Pandemie Gedanken gemacht, wie wir das Wirtshaus nachhaltig
betreiben können“, erzählt Bürgermeister Thomas Heissenberger.
„Wir haben uns gefragt: Was braucht ein Wirtshaus heutzutage? Was
wünscht sich ein Gast? Und wie muss man sich positionieren, um
mit einem Wirtshaus wirtschaftlich zu überleben? Mithilfe von
professioneller Prozessbegleitung haben wir uns ein Konzept
überlegt“, so Heissenberger. Das Ergebnis ist „s’Hutwisch“ - eine
Genossenschaft bestehend aus Bürgerinnen und Bürgern, die das
Gemeindewirtshaus nun bereits seit mehreren Jahren erfolgreich
betreibt.
Der große Vorteil war, dass es sich beim Wirtshaus um eine
Gemeinde-Immobilie handelt. Von Vornherein war für Bürgermeister
Heissenberger jedoch klar: Der Betrieb eines Wirtshauses ist
nicht Gemeindesache. Pächter ist nun die Genossenschaft. Rund 600
Bürgerinnen und Bürger haben insgesamt rund 1.500 Anteile zu je
150 Euro an der Genossenschaft erworben. „Der Schlüssel zum
Erfolg ist der neunköpfige Genossenschaftsvorstand, der sich
intensiv mit dem Betrieb des Wirtshauses befasst“, erzählt
Heissenberger. Zu Beginn standen mehrere Investitionen an. Hier
trennt Heissenberger klar zwischen den Aufgaben der Gemeinde als
Vermieter und jenen der Genossenschaft als Pächter. Als
Bürgermeister und gleichzeitig Obmann der Genossenschaft
bekleidet er eine Doppelrolle. Ziel der Genossenschaft ist nicht
die Finanzanlage, sagt der Bürgermeister: „Alle, die sich hier
beteiligt haben, wollen in erster Linie ein Wirtshaus haben. Sie
wollen dort Geburtstag, Taufe und Erstkommunion feiern“. Wie gut
das Projekt ankommt, zeigt sich an der bunten Zusammensetzung der
Genossenschaft: „Wir haben Mitglieder vom Neusiedler See bis zum
Bodensee“. Die Gemeinde profitiert zwar von den Miet- und
Kommunalsteuereinnahmen. Vor allem ist das Wirtshaus aber ein
sozialer Treffpunkt, wo sich das Gemeindeleben abspielt. „Die
Genossenschaft an sich ist nicht der Schlüssel zum Erfolg, dass
ein Wirtshaus funktioniert. Der Schlüssel zum Erfolg ist das
Team, das dahintersteht“, betont Bürgermeister Thomas
Heissenberger im Gespräch mit Gemeindebund-Präsident Johannes
Pressl in dieser Folge von „Amtsgeheimnisse vor Ort“.
Österreichischer Gemeindebund
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