Bargeldloses Zahlen: Wer bezahlt die Zeche?

Bargeldloses Zahlen: Wer bezahlt die Zeche?

Immer mehr Betriebe verlangen Zuschläge für Zahlungen mit Twint oder Karte – obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist. Ist das fair oder unfair? Und muss der Rückgang des Bargelds gestoppt werden?
56 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten
Immer mehr Betriebe verlangen Zuschläge für Zahlungen mit Twint
oder Karte – obwohl das eigentlich nicht erlaubt ist. Ist das fair
oder unfair? Und muss der Rückgang des Bargelds gestoppt werden? Ob
an der Chilbi, beim Bäcker oder der Seilbahn: Immer mehr kleine und
mittlere Unternehmen (KMU) in der Schweiz verlangen Zuschläge, wenn
Kundinnen und Kunden mit Twint oder Karte bezahlen. Zwar sind
solche Aufschläge gemäss Twint und Kartenanbieter nicht erlaubt.
Doch die Betriebe verteidigen diese mit den hohen
Transaktionsgebühren, die je nach Zahlungsmittel bis zu vier
Prozent des Umsatzes ausmachen können. Roland Rupp, Präsident des
Schweizerischen KMU-Verbands, kritisiert diese Praxis scharf.
Zuschläge auf bargeldlose Zahlungen seien unfair und kämen einem
versteckten Preisaufschlag gleich. Die tatsächlichen Gebühren pro
Zahlung seien oft nur wenige Rappen – ein Aufpreis von einem
Franken oder mehr verärgere die Kundschaft und schade langfristig
der Wirtschaft. Stattdessen sollten KMU diese Kosten für
bargeldloses Bezahlen in ihre Preise einkalkulieren, so Rupp.
Einige Betriebe sehen das anders. Sie sagen: Warum sollte der
Händler die Kosten tragen, wenn Kundinnen und Kunden ein teureres
Zahlungsmittel wählen? Einige argumentieren, sie seien durch fix
vorgegebene Preise oder den Aufwand für Preisberechnungen
eingeschränkt. Auch politisch ist das Thema aktuell. Der
Nationalrat hat am Dienstag eine Motion angenommen, die mehr
Transparenz bei Gebühren für bargeldlose Zahlungen fordert. Ziel
ist es, dass KMU besser vergleichen, verhandeln und den günstigsten
Anbieter auswählen können. Der Bundesrat muss nun eine gesetzliche
Regelung ausarbeiten. Parallel dazu tobt eine Debatte um die
Zukunft des Bargelds. Immer mehr Geschäfte akzeptieren nur noch
bargeldlose Zahlungen – zum Ärger vieler Konsumentinnen und
Konsumenten. Für die Stiftung für Konsumentenschutz ist Bargeld ein
wichtiges Gegengewicht zur wachsenden Marktmacht von Twint und
Kartenfirmen. Andere sehen im Rückgang des Bargelds keinen Grund
zur Sorge. Sind Zuschläge für bargeldloses Zahlen gerechtfertigt –
oder schlicht unfair? Und: Muss der Rückgang des Bargelds gestoppt
werden oder ist das kein Problem? Darüber diskutieren im Forum: ·
Roland Rupp, Präsident des Schweizerischen KMU-Verbands SKV ·
Severin Pflüger, Geschäftsführer des Verbands Elektronischer
Zahlungsverkehr VEZ
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