Self-Publishing im Wandel: Ein Gespräch mit Thorsten Simon von BoD

Self-Publishing im Wandel: Ein Gespräch mit Thorsten Simon von BoD

In dieser Folge des Podcasts von literaturcafe.de spricht Wolfgang Tischer mit Thorsten Simon von BoD über den Self-Publishing-Markt und die Rolle des Dienstleisters.
30 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews, Tipps und akustische Eindrücke aus der Welt der Bücher und Hörbücher.

Beschreibung

vor 7 Monaten
Die Anfänge von BoD Das Podcast-Gespräch wurde auf der Leipziger
Buchmesse 2025 aufgezeichnet und bietet einen Einblick in die Welt
des Self-Publishing und die Rolle von BoD. Die Idee zu BoD (Books
on Demand) entstand bereits in den 1990er-Jahren im Hause des
Buchgroßhändlers Libri, inspiriert von der neuen
Digitaldrucktechnologie, dem sogenannten Print-on-Demand (PoD). Wie
Simon erläutert, war das Angebot zunächst vor allem für Verlage
gedacht, um Backlist- oder vergriffene Titel verfügbar zu halten.
Weil Verlage neuen Technologien gegenüber oft zurückhaltend gewesen
seien, habe man sich entschieden, die Dienstleistung auch
Autorinnen und Autoren zugänglich zu machen. Offiziell wurde die
Books on Demand GmbH am 1. Januar 2001 gegründet, doch der erste
Titel – Die Hamburger Verfassung – erschien bereits 1998, als BoD
noch ein internes Projekt war. Ein erster Beitrag darüber erschien
im literaturcafe.de bereits 1999. Bücher in Auflage 1 zu drucken,
galt damals als revolutionär. Von »Self-Publishing« sprach man zu
dieser Zeit noch nicht, stattdessen vom »Selbstverlegen«. Wachstum
und Umfang Schon früh weitete BoD seine Aktivitäten über
Deutschland, Österreich und die Schweiz hinaus aus – zunächst nach
Dänemark, später in weitere europäische Länder. Heute werden laut
Simon europaweit über 70.000 Autorinnen und Autoren sowie 140.000
Titel über BoD veröffentlicht. Diese Zahlen zeigen, so Thorsten
Simon, wie stark sich das Modell etabliert habe. Das
Geschäftsmodell und die Entwicklung Grundlage des Erfolgs ist das
Prinzip, Bücher erst bei Bestellung zu drucken. Ergänzt wird dieses
Modell durch die Möglichkeit, E-Books selbst zu publizieren. BoD
übernimmt dabei nicht nur den Druck, sondern auch Logistik und die
Anbindung an den Buchhandel. In den Anfangsjahren hielten sich
Verlags- und Autorenprojekte geschäftlich etwa die Waage, auch wenn
durch die Digitalisierung von Backlist-Titeln mehr Verlagstitel im
Katalog waren, so Simon. Die entscheidende Buchhandelsanbindung
Dass Titel von BoD eine ISBN erhalten und im Verzeichnis
Lieferbarer Bücher (VLB) gelistet werden, sei nur ein Aspekt der
Sichtbarkeit. Viel wichtiger sei die Listung in den Katalogen der
großen Barsortimente, über die der stationäre Buchhandel sowie
zahlreiche Online-Shops beliefert werden. Bestelle eine
Buchhandlung ein BoD-Buch, werde es in Bad Hersfeld gedruckt und
über Nacht ausgeliefert. Die Produktions- und Lieferzeit liege
derzeit bei zwei bis drei Tagen – eine Geschwindigkeit, die laut
Simon den Erfolg von Print-on-Demand maßgeblich unterstützt.
Druckqualität und Produktion Mit der vollständigen Übernahme der
Produktion in Bad Hersfeld vor wenigen Jahren habe BoD wichtige
Weichen gestellt. Investitionen in moderne Technologien hätten
sowohl Tempo als auch Qualität verbessert. Inzwischen sei der
Digitaldruck laut Simon so ausgereift, dass er vom klassischen
Offsetdruck kaum noch zu unterscheiden sei. Eine interne
»Blindverkostung« bei einem renommierten Verlag habe dies
bestätigt. Entwicklung der Self-Publishing-Szene Die Szene der
Selfpublisher habe sich in den vergangenen Jahren stark
professionalisiert, stellt Thorsten Simon fest. Er verweist auf
zahlreiche Titel, die Bestsellerlisten erreichen. Namen wie Alicia
Zett oder J. G. Rose stehen exemplarisch für diesen Erfolg.
Self-Publishing greife Trends oft früher auf und ermögliche den
direkten Kontakt zu Leserinnen und Lesern – nicht zuletzt über
Plattformen wie TikTok/BookTok, wie Simon anmerkt. Verschwimmende
Grenzen Heute wählen viele Autorinnen und Autoren flexibel zwischen
Self-Publishing und klassischen Verlagen. Simon spricht von einer
zunehmenden Zahl »hybrider« Autoren. Self-Publishing sei längst ein
wichtiger Talentpool geworden, aus dem Verlage schöpften. Manche
Autoren agierten inzwischen wie kleine Verlage, arbeiteten mit
Lektoren und Designern zusammen und nutzten professionelle
Auslieferungen.

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