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Beschreibung
vor 7 Monaten
Die israelische Sopranistin Chen Reiss sieht wachsende
Schwierigkeiten für jüdische Künstler und beklagt eine spürbare
Vorsicht bei Veranstaltern, Programme mit Musik jüdischer
Komponisten anzusetzen. Anlass ist ihr neues Album »Jewish Vienna«,
das Musik von Alexander Zemlinsky, Erich Wolfgang Korngold und
Josephine Winter enthält. »Wir erleben Antisemitismus überall«,
sagte Reiss in einem Interview mit BackstageClassical über die
aktuelle Situation weltweit. Sie spricht von unsicheren und
instabilen Zeiten, besonders für Juden. Die Künstlerin, deren
Großeltern 1939 aus Europa fliehen mussten, empfindet die Gegenwart
als besorgniserregend und weiß nicht, wohin man diesmal fliehen
solle. Selbst Deutschland, das sie einst als sicher empfand, könne
sie heute nicht mehr als solches bezeichnen. Die aktuelle
politische Lage wirke sich auch auf ihre Arbeit aus, berichtet
Reiss. Während Kollegen meist aufgeschlossen seien, zeigten sich
einige Veranstalter zurückhaltend. »Einige Veranstalter sind
vorsichtig geworden, ein jüdisches Programm zu planen«, so Reiss.
Die Furcht gelte Demonstrationen oder Empörung des Publikums.
Manche hätten ihr offen gesagt, dass ihr Projekt Jewish Vienna zwar
fabelhaft sei, sie angesichts des politischen Umfelds aber lieber
etwas anderes singen solle. Reiss betont, dass das Album nichts mit
Israel zu tun habe. Die Stücke seien alle vor der Staatsgründung
Israels 1948 komponiert worden; die meisten der Komponisten seien
sogar vorher gestorben. Sie singe Musik von jüdischen Komponisten,
die in Wien wirkten – einer Stadt, die Ende des 19. und Anfang des
20. Jahrhunderts ein einzigartiges Zentrum für Kunst, Intellekt und
Musik war. Es handele sich um europäische Musik, die aus dieser
Tradition erwachsen sei. Komponisten wie Zemlinsky, Korngold oder
Gustav Mahler, auch wenn er konvertierte, waren tief in der Wiener
Gesellschaft assimiliert. Das Album beleuchte nicht nur die Musik,
sondern auch das Schicksal dieser Künstler. So starb Josephine
Winter 1943 in Theresienstadt. Erich Wolfgang Korngold musste in
die USA emigrieren und war gezwungen, Filmmusik zu schreiben,
anstatt seine künstlerische Tradition fortzusetzen. Reiss spricht
von einer durch die Verfolgung und Ermordung jüdischer Künstler
unterbrochenen und zerstörten Tradition. Angesichts der heutigen
Parallelen sei es deprimierend und melancholisch. Dennoch gebe es
Grund zur Hoffnung, und es liege in der eigenen Hand, die Dinge zum
Besseren zu wenden. Reiss sieht es als ihre Verantwortung als
Künstlerin, aufzuklären. Sie ermutigt Veranstalter und empfindet
die Aufmerksamkeit der Presse für das Thema als positiv. Die
Zuhörer klassischer Musik seien zudem oft ein anderes Publikum als
die Demonstranten auf der Straße. Entscheidend sei es, die junge
Generation zu bilden und die Geschichten zu erzählen, was geschehen
ist und heute geschieht, aus einer humanitären Perspektive. Es gehe
darum, Dialog zu schaffen und Menschen zu ermutigen, Informationen
kritisch zu hinterfragen. Reiss wird demnächst weltweit mit
Korngold-, Schreker- und Mahler-Liedern auftreten.
Schwierigkeiten für jüdische Künstler und beklagt eine spürbare
Vorsicht bei Veranstaltern, Programme mit Musik jüdischer
Komponisten anzusetzen. Anlass ist ihr neues Album »Jewish Vienna«,
das Musik von Alexander Zemlinsky, Erich Wolfgang Korngold und
Josephine Winter enthält. »Wir erleben Antisemitismus überall«,
sagte Reiss in einem Interview mit BackstageClassical über die
aktuelle Situation weltweit. Sie spricht von unsicheren und
instabilen Zeiten, besonders für Juden. Die Künstlerin, deren
Großeltern 1939 aus Europa fliehen mussten, empfindet die Gegenwart
als besorgniserregend und weiß nicht, wohin man diesmal fliehen
solle. Selbst Deutschland, das sie einst als sicher empfand, könne
sie heute nicht mehr als solches bezeichnen. Die aktuelle
politische Lage wirke sich auch auf ihre Arbeit aus, berichtet
Reiss. Während Kollegen meist aufgeschlossen seien, zeigten sich
einige Veranstalter zurückhaltend. »Einige Veranstalter sind
vorsichtig geworden, ein jüdisches Programm zu planen«, so Reiss.
Die Furcht gelte Demonstrationen oder Empörung des Publikums.
Manche hätten ihr offen gesagt, dass ihr Projekt Jewish Vienna zwar
fabelhaft sei, sie angesichts des politischen Umfelds aber lieber
etwas anderes singen solle. Reiss betont, dass das Album nichts mit
Israel zu tun habe. Die Stücke seien alle vor der Staatsgründung
Israels 1948 komponiert worden; die meisten der Komponisten seien
sogar vorher gestorben. Sie singe Musik von jüdischen Komponisten,
die in Wien wirkten – einer Stadt, die Ende des 19. und Anfang des
20. Jahrhunderts ein einzigartiges Zentrum für Kunst, Intellekt und
Musik war. Es handele sich um europäische Musik, die aus dieser
Tradition erwachsen sei. Komponisten wie Zemlinsky, Korngold oder
Gustav Mahler, auch wenn er konvertierte, waren tief in der Wiener
Gesellschaft assimiliert. Das Album beleuchte nicht nur die Musik,
sondern auch das Schicksal dieser Künstler. So starb Josephine
Winter 1943 in Theresienstadt. Erich Wolfgang Korngold musste in
die USA emigrieren und war gezwungen, Filmmusik zu schreiben,
anstatt seine künstlerische Tradition fortzusetzen. Reiss spricht
von einer durch die Verfolgung und Ermordung jüdischer Künstler
unterbrochenen und zerstörten Tradition. Angesichts der heutigen
Parallelen sei es deprimierend und melancholisch. Dennoch gebe es
Grund zur Hoffnung, und es liege in der eigenen Hand, die Dinge zum
Besseren zu wenden. Reiss sieht es als ihre Verantwortung als
Künstlerin, aufzuklären. Sie ermutigt Veranstalter und empfindet
die Aufmerksamkeit der Presse für das Thema als positiv. Die
Zuhörer klassischer Musik seien zudem oft ein anderes Publikum als
die Demonstranten auf der Straße. Entscheidend sei es, die junge
Generation zu bilden und die Geschichten zu erzählen, was geschehen
ist und heute geschieht, aus einer humanitären Perspektive. Es gehe
darum, Dialog zu schaffen und Menschen zu ermutigen, Informationen
kritisch zu hinterfragen. Reiss wird demnächst weltweit mit
Korngold-, Schreker- und Mahler-Liedern auftreten.
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