FG052 - Konklave - Machtkampf und Heiliger Geist

FG052 - Konklave - Machtkampf und Heiliger Geist

2 Stunden 45 Minuten

Beschreibung

vor 7 Monaten

In der längsten Folge unserer Geschichte nehmen wir euch mit auf
eine Reise nach Rom und hinter die Mauern des Vatikans – dorthin,
wo seit Jahrhunderten einer der geheimnisvollsten Wahlvorgänge
der Weltgeschichte stattfindet: die Papstwahl im
Konklave.



Filmkritik: Konklave
(2024) – Intrigen im Vatikan



Natürlich waren wir auch im Kino und haben uns den Film
„Konklave“ (2024), angeschaut. Der hat schließlich zwar nur einen
Oscar bekommen, uns aber größtenteils überzeugt. Der Film
schildert ein fiktiv-historisch inspiriertes Papstwahlverfahren
im Stile eines politischen Thrillers – mit viel Symbolik,
religiösem Ernst und einer Prise Vatikan-Intrige. 
Wir kommentieren nicht nur die filmische Umsetzung, sondern
vergleichen sie auch mit realen historischen Ereignissen und dem
tatsächlichen Ablauf eines Konklaves. 



Vom Chaos zur Ordnung – Die Entwicklung der
Papstwahlen



Anfangs war die Papstwahl kaum geregelt. Der neue Bischof von Rom
wurde oft einfach durch Akklamation bestimmt –
also durch Zuruf des Klerus oder sogar des Volkes. In dieser
frühen Phase konnte die römische Aristokratie massiven Einfluss
ausüben. Das führte zu einer Epoche, die rückblickend als
sogenannte Pornokratie (10. Jahrhundert) bezeichnet wird –
geprägt durch Skandale, Vetternwirtschaft und Frauen wie Marozia,
die massiven Einfluss auf die Papstwahl nahmen. Die
Lebenserwartung von Päpsten wurde durch diese Machtkämpfe
drastisch verkürzt.



Vom Chaos zur Ordnung: Das Kardinalskollegium
entsteht



Als Reaktion auf diese Missstände begann man, die Wahlrechte
einzuschränken. Im 11. Jahrhundert wurde das
Kardinalskollegium als exklusiver Wahlkörper
etabliert. Das Papstwahldekret von Papst Nikolaus II. (1059)
legte erstmals fest, dass nur die Kardinäle den Papst wählen
dürfen. Eine radikale Änderung – der Einfluss weltlicher Mächte
wurde damit beschnitten.


Diese Maßnahmen waren Teil der Reformbewegungen,
die sich auch gegen die Laieninvestitur richteten. Die Kirche
wollte sich von politischer Einflussnahme emanzipieren – Dazu
gibt es mehr in unserer Folge zum Gang nach Canossa!.



Das Papstwahldekret und das Konklave von
Viterbo



Ein dramatisches Beispiel für einen völlig aus dem Ruder
gelaufenen Wahlprozess war das Konklave von
Viterbo (1268–1271), das sich über fast drei Jahre
zog. Die Kardinäle konnten sich nicht einigen – die Bevölkerung
verlor die Geduld, schloss die Kardinäle ein, entfernte das Dach
des Palastes und kürzte die Essensrationen. Aus dieser Episode
ging schließlich Papst Gregor X. hervor – und mit ihm die
verbindliche Einführung des Konklave (lat. cum
clave – „mit Schlüssel“).


Das bedeutete: Einschluss, Isolation, Geheimhaltung – bis zur
Entscheidung. Ein System, das seither immer wieder angepasst,
aber nie vollständig aufgegeben wurde.



Universi Dominici Gregis – Regeln für das moderne
Konklave



Die bis heute geltenden Grundlagen stammen aus dem 20.
Jahrhundert: Papst Pius XII., Johannes XXIII. und Paul VI.
entwickelten die Regeln weiter – etwa die Altersgrenze von 80
Jahren für wahlberechtigte Kardinäle. Die definitive
Kodifizierung kam mit Papst Johannes Paul II. und seiner
Konstitution Universi Dominici Gregis (1996). 
Heute gelten dabei u. a.:


Absolute Geheimhaltung – inklusive technischer Maßnahmen
gegen Abhörversuche

Die Wahl erfolgt geheim und nur durch das Kardinalskollegium
(max. 120 wahlberechtigte Kardinäle)

Vier Wahlgänge pro Tag

Schwarzer Rauch = keine Wahl, weißer Rauch = Habemus Papam



Prominente Konklaven & heutige
Symbolik



Natürlich kommen wir auch auf die letzten Konklaven zu sprechen –
wie jenes von 2005 nach dem Tod von Johannes Paul II., aus dem
Benedikt XVI. hervorging, und die Wahl von Papst Franziskus 2013.
Letzterer war der erste Jesuit und der erste Papst aus
Lateinamerika.


Besprochen werden auch die Rituale, Symbole und die
geheimnisvolle Atmosphäre des Konklaves – von den Eidesleistungen
über das Extra omnes! bis zum weißen Rauch, der die Welt wissen
lässt: Ein neuer Pontifex ist gewählt.



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