Beeinflusst die Erdbahn wirklich das Klima? Milanković-Zyklen auf dem Prüfstand

Beeinflusst die Erdbahn wirklich das Klima? Milanković-Zyklen auf dem Prüfstand

Warum gab es riesige Gletscher in der Erdgeschichte? Karl erzählt, wie Milankovićs Theorie zu den Eiszeiten zunächst gefeiert, aber dann angezweifelt wurde – bis schließlich die Tiefen der Ozeane das Rätsel lösen konnten.
1 Stunde 22 Minuten
Podcast
Podcaster
Im AstroGeo Podcast erzählen sich die Wissenschaftsjournalisten Franziskia Konitzer und Karl Urban regelmäßig Geschichten, die ihnen entweder die Steine unseres kosmischen Vorgartens eingeflüstert – oder die sie in den Tiefen und Untiefen des Universum...

Beschreibung

vor 7 Monaten
Warum gab es in der Erdgeschichte immer wieder Eiszeiten? Mit
dieser Frage hatte sich der serbische Mathematiker, Ingenieur und
Geowissenschaftler Milutin Milankovíc intensiv beschäftigt und ab
1920 seine Theorie veröffentlicht. Demnach beeinflussen
Schwankungen der Erdbahn und ihrer Rotationsachse im Laufe von
mehreren zehntausend Jahren, wie viel Sonnenstrahlung die
Erdoberfläche erreicht. Milankovićs Theorie hatte zunächst aber
eine Achillesferse – denn sie war eine theoretische Arbeit, die auf
astronomische Daten in Verbindung mit physikalischen Gleichungen
setzte. Ob die Milanković-Zyklen sich auch in geologischen Daten,
in Gesteinen, Sedimenten oder Fossilien nachweisen lassen, war
unklar. Selbst 1958, im Todesjahr des Forschers, war seine Theorie
umstritten. Im darauffolgenden Jahrzehnt sollten die
Milanković-Zyklen dann fast alle ihre Unterstützer verlieren. Karl
erzählt in seiner zweiten Folge (hier geht es zu Teil 1), wie es
weiterging mit den Milanković-Zyklen. Die Theorie geriet in eine
Krise, weil dank des Manhattan-Projektes und daraus erwachsener
Kernphysik mehrere neue Methoden entwickelt worden waren, um das
Alter von Gesteinen und Sedimenten genau zu messen. Vor allem war
das die Radiokarbonmethode des Chemikers Willard Libby, die trotz
einiger Einschränkungen bis heute zu den wichtigsten
wissenschaftlichen Werkzeugen überhaupt gehört. Bei der Datierung
von immer mehr Gesteinen oder Sedimenten wurde bald auch das Alter
der letzten Eiszeit immer genauer bestimmt. Zwar schien der
Zeitpunkt des sogenannten letzten glazialen Maximums von rund
18.000 Jahren mit Milankovićs Vorhersagen übereinzustimmen. Bald
zeigten sich aber immer neue Abweichungen in der Klimageschichte
des letzten 150.000 Jahre, die nicht zu allen Vorhersagen der
Milanković-Zyklen passen zu schienen. Was folgte, war eine
weltweite Spurensuche, die auf tropischen Inseln und zuletzt in die
Tiefsee der Ozeane führte, wo Sediment ein weit zurückreichendes
Klimaarchiv bildet. Erst 1976 schien die Debatte um die
Milanković-Zyklen beigelegt worden zu sein. Die Forschung zu diesem
Phänomen dauert aber bis heute an. Episodenbild: Kieselskelett des
einzelligen Strahlentierchens (Radiolaria) Stylodicta clavata,
Fundort: Barbados; Quelle: CC-BY-SA 2.0 Picturepest

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

haikos
Leipzig
c9km76xc
Brüggen
ztrewq
Irgendwo
Mjs
79427 Eschbach
15
15