Wie konnte ein NS-Kriegsverbrecher jahrzehntelang in Deutschland untertauchen?

Wie konnte ein NS-Kriegsverbrecher jahrzehntelang in Deutschland untertauchen?

Der steirische Gauleiter Sigfried Uiberreither war einer der mächtigsten Nazis Österreichs. Nach dem Krieg tauchte er unter – mitten in Deutschland
24 Minuten
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Der STANDARD-Podcast über die ungeklärten Fragen der Menschheit

Beschreibung

vor 7 Monaten
Die Tage des nationalsozialistischen Regimes waren längst gezählt,
als die Rote Armee Ende März 1945 erstmals heutigen
österreichischen Boden erreichte. Der mächtigste Nationalsozialist
der Steiermark dachte aber nicht ans Aufgeben, im Gegenteil: Er
befahl einen Kampf bis zum Ende, ließ Standgerichte gegen
"Drückeberger" einrichten und ordnete Hinrichtungen von
Regimegegnern an. Sigfried Uiberreither hatte in den
vorangegangenen Jahren eine kometenhafte Karriere im NS-Staat
hingelegt und eine enorme Machtposition erlangt. In seiner Position
als Gauleiter, später auch Reichsverteidigungskommissar sowie Chef
des Volkssturms in der Steiermark, war er in zahlreiche
nationalsozialistische Verbrechen verstrickt: Uiberreither hatte
die Verfolgung der steirischen Jüdinnen und Juden unterstützt, war
maßgeblich mitverantwortlich für die Deportationen von
untersteirischen Slowenen, befahl Geiselerschießungen, sprach
selbst Todesurteile aus. Und er war für die berüchtigten
Todesmärsche mitverantwortlich, bei denen in den letzten
Kriegswochen tausende jüdische Zwangsarbeiter unter unfassbar
grausamen Bedingungen ins KZ Mauthausen getrieben wurden. Doch
Uiberreither wurde für seine Taten nie belangt – obwohl er noch bis
1984 leben sollte. Dafür musste er nicht einmal nach Südamerika
fliehen, wohin sich viele hochrangige NS-Verbrecher nach dem Krieg
absetzten. Uiberreither lebte unter falscher Identität mit seiner
Familie jahrzehntelang einfach in Deutschland. Wie kann das sein?
Der österreichische Historiker Stefan Karner hat den Fall
Uiberreither jahrzehntelang recherchiert und minutiös
aufgearbeitet. In seinem neuen Buch Gauleiter Uiberreither. Zwei
Leben. Gesucht als Kriegsverbrecher – gelebt in
Deutschland deckt Karner detailreich auf, wie Uiberreither der
Aufstieg im Nationalsozialismus gelang und wie er nach dem Krieg 37
Jahre lang untertauchen konnte. In der aktuellen Folge des
STANDARD-Podcasts Rätsel der Wissenschaft sprechen David
Rennert und Tanja Traxler mit Stefan Karner über die Recherchen zum
Buch, über Uiberreithers Verbrechen und sein angebliches
Verschwinden, über nachlässige Behörden und Nazi-Netzwerke nach dem
Krieg.

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