#11 I Sascha Chaimowicz über Beigeisterung, Story Telling und was wir von Redaktionen lernen können

#11 I Sascha Chaimowicz über Beigeisterung, Story Telling und was wir von Redaktionen lernen können

56 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten

Sascha Chaimowicz ist Co-Chefredakteur des ZEITmagazins und kennt
die Mechanismen hinter erfolgreichen Geschichten. In dieser Folge
sprechen wir über Storytelling als Schlüssel zur Sichtbarkeit,
was Redaktionen wirklich interessiert, welches Teammitglied am
Besten die Öffentichkeitsarbeit übernimmt– und darüber, dass die
Gastronomie anfangen darf, wieder über das Schöne zu sprechen.
  Gelernt von Sascha:    1. Was Gastronomen aus
der Wochenstruktur einer Redaktion lernen können

Redaktionen haben einen klaren Innovationszyklus, der sich auch
auf die Gastronomie übertragen lässt. Sascha beschreibt drei
zentrale Meetings, die den kreativen Prozess steuern:
Die Themenkonferenz: Hier werden neue Ideen und Storys
gesammelt und besprochen – vergleichbar mit einer Kreativrunde für
neue Gerichte oder Konzepte in einem Restaurant. Die Blattkritik:
Ein wöchentlicher Rückblick auf die veröffentlichte Ausgabe, um
Learnings zu ziehen – ähnlich einer Review, in der Gerichte
analysiert und optimiert werden. Das tägliche Stand-Up: Hier wird
geklärt, welche Themen aktuell wichtig sind – so wie ein
Service-Briefing in der Gastronomie.

Learnings:


Regelmäßige Reflexion und Kreativsessions verbessern
langfristig die Qualität.

Systematische Meetings bringen Struktur in
Innovationsprozesse – sei es in der Redaktion oder in der
Restaurantküche.

Daten und Feedback nutzen, um fundierte Entscheidungen zu
treffen.

  2. Wie du als Gastronom Zugang zu Redaktionen bekommst

Sascha gibt klare Tipps, wie Gastronomen ihre Geschichten so
erzählen, dass sie für Medien interessant werden.


Wichtige Erfolgsfaktoren:


Klare Botschaft: Jede gute Story lässt sich in einem Satz
zusammenfassen („Küchenzuruf“). Wer seine Geschichte nicht in
wenigen Sekunden verständlich machen kann, hat wenig Chancen auf
Veröffentlichung.

Einzigartigkeit betonen: Warum ist dein Konzept besonders?
Gibt es einen speziellen kulinarischen Ansatz, eine
außergewöhnliche Herkunft oder eine mutige Entscheidung?

Persönlichkeit zeigen: Menschen mit echter Leidenschaft sind
für Journalisten besonders spannend – ob Koch, Sommelier oder
Gastgeber.

Relevanz für die Gesellschaft herstellen: Themen, die über
das Restaurant hinausgehen (z. B. Nachhaltigkeit,
gesellschaftliche Trends, außergewöhnliche Geschäftsideen), sind
für Redaktionen interessanter als reine Eigenwerbung.

Gezielte Ansprache: Massenmails („Sehr geehrte Damen und
Herren“) landen oft direkt im Papierkorb. Eine personalisierte,
kurze und prägnante Nachricht hat höhere Erfolgschancen.



Learnings:


Fasse dein Konzept in einem einzigen starken Satz zusammen.

Überlege, welche Aspekte über dein Restaurant hinaus spannend
sind.

Emotionale und leidenschaftliche Erzählungen kommen besser an
als trockene Fakten.

3. Themen, die Redaktionen besonders interessieren

Laut Sascha gibt es einige Story-Formate, die regelmäßig gut
ankommen:


Persönliche Geschichten: Wie bist du zur Gastronomie
gekommen? Gab es eine überraschende Wendung in deiner Karriere?

Trendthemen: Innovative Food-Konzepte, Nachhaltigkeit, neue
Essgewohnheiten.

Gesellschaftliche Aspekte: Wie beeinflusst dein Restaurant
Themen wie Gleichberechtigung, Inklusion oder Regionalität?

Design & Architektur: Besonders außergewöhnliche
Restaurants ziehen mediale Aufmerksamkeit auf sich.

Gastronomie als Kultur: Wie Restaurants das gesellschaftliche
Leben prägen.



Learnings:


Nicht nur das Essen zählt – das Gesamtkonzept und die
Geschichte dahinter sind genauso wichtig.

Überlege, welche aktuellen Trends dein Restaurant aufgreift
und wie du sie medial nutzen kannst.

  4. Social Media als Türöffner für
Medienberichterstattung

Sascha betont, dass viele Journalisten sich zuerst den
Instagram-Account eines Restaurants ansehen, bevor sie eine
Geschichte in Erwägung ziehen.


Wichtige Punkte für einen starken Social-Media-Auftritt:


Konsistenz: Eine klare visuelle Sprache und ein durchgängiges
Storytelling helfen, professionell wahrgenommen zu werden.

Echte Einblicke: Zeige die Menschen hinter dem Konzept und
ihre Leidenschaft für das, was sie tun.

Emotionen und Storytelling nutzen: Nicht nur Speisen posten,
sondern Geschichten erzählen.



Learnings:


Ein guter Social-Media-Auftritt ist die Visitenkarte für
Journalisten.

Professionelle und konsistente Inhalte erhöhen die Chance,
von Redaktionen wahrgenommen zu werden.

Authentizität und Emotionalität sind wichtiger als
Perfektion.

  5. Warum Gastronomen weniger über ihre
Herausforderungen sprechen sollten

Ein großes Problem in der Gastronomie ist laut Sascha die
ständige Problemkommunikation. Viele Gastronomen reden in
Interviews und Berichten vor allem über Fachkräftemangel, hohe
Kosten oder schwierige Marktbedingungen. Das schreckt jedoch
Gäste ab und trägt zu einem negativen Gesamtbild der Branche bei.


Tipps für eine positivere Außendarstellung:


Fokus auf Erlebnisse und Genuss: Menschen wollen lesen, warum
dein Restaurant ein besonderer Ort ist – nicht nur, warum es
gerade schwierig ist.

Problematisierungen reduzieren: Herausforderungen gehören
dazu, aber sie sollten nicht die Hauptstory sein.

Inspirierende Geschichten erzählen: Erfolgsgeschichten,
kreative Konzepte und kulinarische Visionen stehen im
Vordergrund.



Learnings:


Erfolgreiche Gastronomen vermitteln Begeisterung, nicht
Probleme.

Berichte über Herausforderungen nur dosiert platzieren – sie
sollten nicht die Hauptstory sein.

Positive Kommunikation stärkt das Image der gesamten Branche.

  Fazit: Wie du als Gastronom erfolgreicher in den Medien
präsent bist

Sascha Chaimowicz zeigt, dass Gastronomie und Journalismus viele
Parallelen haben – von der strukturierten Ideenentwicklung bis
zur regelmäßigen Reflexion. Für Gastronomen bedeutet das:


1. Lerne, deine Geschichte kurz und prägnant zu erzählen
(„Küchenzuruf“).
2. Identifiziere, was dein Restaurant einzigartig macht – sei es
kulinarisch, kulturell oder gesellschaftlich.
3. Social Media ist ein Türöffner für Berichterstattung –
nutze es professionell.
4. Reduziere Problemkommunikation – Menschen wollen
begeistert werden, nicht deprimiert.
5. Knüpfe persönliche Kontakte zu Journalisten – Massenmails
haben selten Erfolg.

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