"Air" von Christian Kracht: Cottagecore ist auch nur eine Fantasy-Geschichte
In seinem neuen Roman spürt Kracht der tiefen Sehnsucht nach, die
hinter unseren oberflächlichen Lifestyle-Entscheidungen lauert.
1 Stunde 14 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 8 Monaten
Dass in einem Podcast, der den Pulsschlag der Gegenwart erfühlen
soll, kein Weg an Christian Kracht vorbeigeht, versteht sich fast
von selbst. Deshalb ist Kracht auch der einzige Schriftsteller, der
einzige Künstler, mit dem sich das Team der "Sogenannten Gegenwart"
bereits ein zweites Mal beschäftigt: Nach Krachts Roman
"Eurotrash", der sehr autobiografisch sein Debüt "Faserland"
fortgeschrieben hat, landet der Leser des neuen Kracht-Romans "Air"
nun im hohen Norden, auf einer Inselgruppe irgendwo zwischen den
Hebriden, Färöer Inseln und Norwegen. Wie bereits in seinem
Roman „1979“ ist der Protagonist ein Innenarchitekt, also ein
erbarmungsloser Ästhetizist, dessen ganze Existenz vor allem um die
Frage kreist, in welcher Farbe die Wände eines hippen Restaurants
am besten anzustreichen sind. Der Roman wimmelt voller toller
Oberflächen-Detailbeobachtungen, und man fühlt sich zurückversetzt
um einige Jahre in die Vergangenheit, als sich in der
Lifestyle-Welt alles um Handwerklichkeit und authentische
Ursprünglichkeit drehte: Vor die Wahl gestellt zwischen dem Rohe
und dem Gekochten wählte, man stets das Rohen. „Air“ ist hier wie
ein Besuch im dem um 2010 herum berühmtesten Restaurant der Welt,
dem Noma in Kopenhagen. Doch dann kippt der Roman, raus aus der
Lifestyle-Welt hinein in eine Science-Fiction- und Fantasy-Welt,
die sich aber überraschenderweise von der Noma-Welt gar nicht so
sehr unterscheidet und doch ganz anders ist. Rettet uns nur eine
Askese, die nichts kennt außer “Steine und Wasser” aus der
sinnlosen ästhetischen Existenz im Spätkapitalismus? "Air" ist ein
großer Roman, weil er, wie so oft bei Kracht, am Ende eben auch ein
rätselhafter, mystischer Roman ist – und ein gegenwärtiger. Das
Thema beginnt bei Minute 15:50. Ab dem 15.1.2025 sind Teile des
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soll, kein Weg an Christian Kracht vorbeigeht, versteht sich fast
von selbst. Deshalb ist Kracht auch der einzige Schriftsteller, der
einzige Künstler, mit dem sich das Team der "Sogenannten Gegenwart"
bereits ein zweites Mal beschäftigt: Nach Krachts Roman
"Eurotrash", der sehr autobiografisch sein Debüt "Faserland"
fortgeschrieben hat, landet der Leser des neuen Kracht-Romans "Air"
nun im hohen Norden, auf einer Inselgruppe irgendwo zwischen den
Hebriden, Färöer Inseln und Norwegen. Wie bereits in seinem
Roman „1979“ ist der Protagonist ein Innenarchitekt, also ein
erbarmungsloser Ästhetizist, dessen ganze Existenz vor allem um die
Frage kreist, in welcher Farbe die Wände eines hippen Restaurants
am besten anzustreichen sind. Der Roman wimmelt voller toller
Oberflächen-Detailbeobachtungen, und man fühlt sich zurückversetzt
um einige Jahre in die Vergangenheit, als sich in der
Lifestyle-Welt alles um Handwerklichkeit und authentische
Ursprünglichkeit drehte: Vor die Wahl gestellt zwischen dem Rohe
und dem Gekochten wählte, man stets das Rohen. „Air“ ist hier wie
ein Besuch im dem um 2010 herum berühmtesten Restaurant der Welt,
dem Noma in Kopenhagen. Doch dann kippt der Roman, raus aus der
Lifestyle-Welt hinein in eine Science-Fiction- und Fantasy-Welt,
die sich aber überraschenderweise von der Noma-Welt gar nicht so
sehr unterscheidet und doch ganz anders ist. Rettet uns nur eine
Askese, die nichts kennt außer “Steine und Wasser” aus der
sinnlosen ästhetischen Existenz im Spätkapitalismus? "Air" ist ein
großer Roman, weil er, wie so oft bei Kracht, am Ende eben auch ein
rätselhafter, mystischer Roman ist – und ein gegenwärtiger. Das
Thema beginnt bei Minute 15:50. Ab dem 15.1.2025 sind Teile des
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