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Beschreibung
vor 9 Monaten
Haben Sie schon mal von einer Gewitterhexe gehört oder von einer
Donnerschwester? Das sind witzig gemeinte und liebevoll
gewählte Beschreibungen für eine Frau, die im sechsten Jahrhundert
gelebt hat. Wir wüssten wahrscheinlich nicht so viel von ihr, wenn
nicht ihr berühmter Bruder einiges von dem notiert hat, was er mit
seiner Schwester erlebt hat. Es ist die Geschichte von den
zwei Geschwistern, die mir schon lange richtig gut gefällt.
Benedikt von Nursia, der große Vater des abendländischen Mönchtums,
hat eine wunderbar ausgewogene Ordensregel geschrieben. Ora et
Labora – das gute Verhältnis von Gebet und Tätigkeit, von Stille
und Gemeinschaft, ist so klug geschrieben, dass diese Regel
hunderttausende Mönche in der ganzen Welt über eineinhalb
Jahrtausende bis heute sehr gut leben und beten und wirken
lässt. Den Benediktinern verdanken wir die Kultivierung
Europas in vielerlei Hinsicht. Eine Regel in dieser Ordnung besagt,
dass es nur unter außergewöhnlichen Umständen erlaubt ist,
außerhalb des Klosters zu übernachten. Immer am Abend sollen alle
Brüder zurück sein. Und dann gibt es seine Schwester Scholastika.
Die wahrscheinlich durch das Vorbild des Bruders Nonne geworden ist
und in ihrem Kloster in der Nähe lebt. Gelegentlich besucht
Benedikt seine Schwester und sie reden über Gott und das Leben in
seiner Nachfolge. Eines Abends, als Scholastika weiß, dass ihre
Lebenszeit zu Ende geht, will sie ihren Bruder überzeugen, dass er
noch bei ihr bleibt und sie weiter miteinander reden und meditieren
können. Aber Benedikt weist das entrüstet zurück, weil er niemals
die Ordensregel brechen wird. Scholastika faltet still die Hände
und bittet Gott kurz um seine Hilfe. Ein mordsmäßiges Gewitter
bricht herauf und niemand kann auch nur einen Fuß vor die Tür
setzen. "Was hast Du gemacht?" klagt Benedikt zunächst, weil er
schon ahnt, dass seine Schwester das erbeten hat. Aber er bleibt
und sie reden die ganze Nacht und sie spüren beide, dass Gott ganz
nahe ist und sie durch ihr Leben trägt. Ein paar Tage später
stirbt Scholastika und Benedikt sieht ihre Seele zu Gott
gehen. Sie konnte bei Gott viel erreichen – weil sie die
größere Liebe hatte. Regeln einhalten ist gut und notwendig, damit
das Gemeinwohl lebendig und funktionstüchtig bleibt. Aber wichtiger
ist immer die Liebe. Und dazu kann man schon mal um Blitz und
Donner bitten, wenn der eigene Bruder mal wieder nichts kapiert vom
wirklichen Leben mit Gott.
Donnerschwester? Das sind witzig gemeinte und liebevoll
gewählte Beschreibungen für eine Frau, die im sechsten Jahrhundert
gelebt hat. Wir wüssten wahrscheinlich nicht so viel von ihr, wenn
nicht ihr berühmter Bruder einiges von dem notiert hat, was er mit
seiner Schwester erlebt hat. Es ist die Geschichte von den
zwei Geschwistern, die mir schon lange richtig gut gefällt.
Benedikt von Nursia, der große Vater des abendländischen Mönchtums,
hat eine wunderbar ausgewogene Ordensregel geschrieben. Ora et
Labora – das gute Verhältnis von Gebet und Tätigkeit, von Stille
und Gemeinschaft, ist so klug geschrieben, dass diese Regel
hunderttausende Mönche in der ganzen Welt über eineinhalb
Jahrtausende bis heute sehr gut leben und beten und wirken
lässt. Den Benediktinern verdanken wir die Kultivierung
Europas in vielerlei Hinsicht. Eine Regel in dieser Ordnung besagt,
dass es nur unter außergewöhnlichen Umständen erlaubt ist,
außerhalb des Klosters zu übernachten. Immer am Abend sollen alle
Brüder zurück sein. Und dann gibt es seine Schwester Scholastika.
Die wahrscheinlich durch das Vorbild des Bruders Nonne geworden ist
und in ihrem Kloster in der Nähe lebt. Gelegentlich besucht
Benedikt seine Schwester und sie reden über Gott und das Leben in
seiner Nachfolge. Eines Abends, als Scholastika weiß, dass ihre
Lebenszeit zu Ende geht, will sie ihren Bruder überzeugen, dass er
noch bei ihr bleibt und sie weiter miteinander reden und meditieren
können. Aber Benedikt weist das entrüstet zurück, weil er niemals
die Ordensregel brechen wird. Scholastika faltet still die Hände
und bittet Gott kurz um seine Hilfe. Ein mordsmäßiges Gewitter
bricht herauf und niemand kann auch nur einen Fuß vor die Tür
setzen. "Was hast Du gemacht?" klagt Benedikt zunächst, weil er
schon ahnt, dass seine Schwester das erbeten hat. Aber er bleibt
und sie reden die ganze Nacht und sie spüren beide, dass Gott ganz
nahe ist und sie durch ihr Leben trägt. Ein paar Tage später
stirbt Scholastika und Benedikt sieht ihre Seele zu Gott
gehen. Sie konnte bei Gott viel erreichen – weil sie die
größere Liebe hatte. Regeln einhalten ist gut und notwendig, damit
das Gemeinwohl lebendig und funktionstüchtig bleibt. Aber wichtiger
ist immer die Liebe. Und dazu kann man schon mal um Blitz und
Donner bitten, wenn der eigene Bruder mal wieder nichts kapiert vom
wirklichen Leben mit Gott.
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