Vorsorgen mit Versorgern ist kein Kindergeburtstag mehr.

Vorsorgen mit Versorgern ist kein Kindergeburtstag mehr.

4 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Energieunternehmen galten ja eigentlich als Bollwerk gegen
Börsen-Tsunamis. Das dachte ich auch immer bis zur atomaren
Fukushima-Katastrophe 2011. Da war ich dann doch überrascht, wie
schnell mein Bollwerk E.ON einstürzte, als die damalige deutsche
Bundeskanzlerin den Atomausstieg verkündete. DJ Kapital ist das
Thema jetzt analytischer angegangen und hat sich die Performance
der Versorger angeschaut. Als defensive Branche müssten sie sich
im aktuellen turbulenten Marktumfeld ja besser entwickeln. Und
tatsächlich ist der Stoxx Europe 600 Utilities-Index seit
Jahresbeginn „nur“ um rund zwei Prozent eingeknickt. Die Anleger
machen sich zu Recht wegen des politischen Einflusses auf
Energieunternehmen Sorgen, der den Sektor ganz schön fordert. Sie
sollen möglichst schnell unabhängig werden von russischen
Energien wie Öl, Gas oder Kohle und gleichzeitig soll die
Versorgungssicherheit gewährleistet und Gas- und Ölpreise
womöglich noch gedeckelt werden. Der Russlandkrieg bringt hier
eine österreichische OMV, aber vor allem auch die großen
deutschen Energie-Unternehmen wie E.ON unter Druck, die
Gas-Lieferverpflichtungen an Haushalte und Unternehmen haben, die
sie ja irgendwie einhalten müssen.


Bei der Umrüstung auf erneuerbare Energien kommt noch hinzu, dass
die Rohstoffengpässe zu hohen Materialkosten etwa beim Stahl
führen und der Zinsanstieg Investitionen in Alternativnergien
noch kostspieliger machen. Hinzu kommt die Planungsunsicherheit
aufgrund des bitteren Revivals der Atomkraft. Belgien und
Finnland haben etwa schon die Verlängerung der Laufzeiten ihrer
Atomreaktoren angekündigt, Deutschland überlegt noch betreffend
ihrer drei laufenden AKWs Isar 1, Emsland und Neckarwestheim.
 Andererseits fließt aber auch viel Fördermittel in die
Branche. Schließlich sollen bis 2030 mindestens 80 Prozent des
deutschen Stromverbrauchs aus „Erneuerbaren“ bezogen werden. Von
einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien sollten
neben Windturbinenherstellern wie Vestas oder Siemens Gamesa
Anbieter von Erneuerbaren Energien wie der spanischen
Photovoltaik-Spezialist Acciona Energias, die Portugiesen EdP
Renovaveis, die alternativen Franzosen Neoen oder Dänen Orsted
profitieren, meint DJ Kapital. Orsted ist einer der größten
Betreiber von Mega-Windparks auf See. Bis 2030 planen die Dänen
den Ausbau der Kapazitäten auf 12,7 auf 50 GW.  Ich
persönlich besitze auch Orsted-Aktien, daher nochmals der
ausdrückliche Hinweis auf den anschließenden Disclaimer.
Übrigens: Kommt es in Russland neben dem wenig beeindruckenden
Kohleembargo dann doch auf Druck von den USA auch zum Ölembargo,
würden hiervor vor allem US-Konzerne wie Chevron, Exxon,
Occidential Petroleum oder Conoco Philipps profitieren, in Europa
Konzerne wie der Franzose Total oder auch Royal Dutch. Was ich
mit dieser etwas länger ausgefallenen Börsenminute-Episode
 sagen möchte: Langfristig vorsorgen mit Versorgern ist kein
Kindergeburtstag mehr.


Rechtlicher Hinweis: Für Verluste, die aufgrund von
getroffenen  Aussagen entstehen, übernimmt die
Autorin, Julia Kistner keine Haftung.


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Foto: Pixabay

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