Greenwashing auf Kosten der Anleger

Greenwashing auf Kosten der Anleger

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Es kam wie es kommen musste. Nicht alles was grün deklariert wird
ist es auch. Noch schlimmer: das muss es auch gar nicht sein,
weil die EU keine eindeutigen rechtlich bindenden ökologischen
und sozialen Kriterien vorschreibt. Seit 2021 müssen in der EU
die Fondsanbieter zwar ihre Produkte hinsichtlich deren
Nachhaltigkeit klassifizieren. Allerdings dürfen sie die
Einstufung selbst vornehmen. So berücksichtigen etwa Artikel 8-
Fonds Nachhaltigkeitskriterien. Sie müssen aber nicht wie Artikel
9-Fonds genaue Kriterien erfüllen. Mit der Genauigkeit und
Vergleichbarkeit der Produkte ist es ohnedies so eine Sache, da
die Fondsgesellschaften ja die Einstufung ihrer Produkte nämlich
selbst vornehmen.  Obendrein gelten Atomkraft und Erdgas für
Brüssel als nachhaltige Energieträger.


Wie genau die Fondsgesellschaften es mit der Selbstbeurteilung
nehmen hat sich jetzt die Arbeiterkammer Oberösterreich zusammen
mit der Plattform Cleanvest  bei den insgesamt 180
nachhaltigen Aktien- , Anleihen- und Mischfonds in Österreich
genauer angeschaut. Fazit: Fünf der zehn nachhaltigsten Fonds
waren auch mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet,
das offensichtliche als Gütesiegel taugt .


Die maximalen Nachhaltigkeitspunkte erzielte nur der
Anleihenfonds IQAM SRI SparTrus M. Weit vorne liegen auch noch
der Schoellerbank Vorsorgefonds, Amundi Mündel Bond und Amundi
Mündel Rent, sowie Erste Bond Euro Mündelrent und der Raiffeisen
Österreich Rent. Unter den nachhaltigen Aktienfonds führten in
Punkto Nachhaltigkeit  der WWF Stock Environment, der
Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum, der 3 Banken Menst &
Umwelt Aktienfonds, der Excellent ESG European Equity Fund sowie
der fair-finance equity global . Wem das zu schnell ging, dem
habe ich die Fonds in die Shownotes gepackt.


Die Autoren der Analyse kritisieren, dass leider nicht alles
Fonds so grün sind wie sie versprechen, und das ist sogar
möglich, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. Negatives Beispiel ist
hier der vorletzte Fonds im AK-Ranking, der Erste Bond Dollar
Corporate. Er wirbt in seinem Factsheet mit ökologischen und
sozialen Faktoren bei der Wertpapierselektion. Tatsächlich
enthielt der Anleihenfonds zum Erhebungszeitpunkt auch
Anteile der Öl- und Gas-Konzerne Enel SpA, ExxonMobil und Royal
Dutch Shell. Zusätzlich fanden sich eine Reihe von
Automobilherstellern wie Daimler oder Fluggesellschaften wie
Delta Air Lines im Portfolio. Fazit: Wo grün draufsteht muss
nicht grün drin sein, man muss gerade bei grünen Fonds ins
Factsheet schauen.


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Foto: Unsplash

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