Aufreger der Woche: Dollar kostet Rendite
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vor 2 Jahren
Alle Augen, auch meine, waren diese Woche auf die angelaufene
Berichtssaison in den USA gerichtet. Aktiengewinne in Dollar sind
das eine. Wie schaut die Performance von US-Aktien aber für
europäische Anleger aus? Am Dienstag kletterte der Euro-Kurs auf
1,1276 Dollar, dem höchsten Wert seit Februar 2022. Somit sind
die Gewinne der US-Unternehmen in Dollar für den Europäer weniger
wert. Wenn dann noch in der kommenden Woche die EZB wie erwartet
die Zinsen erneut anhebt, ja dann wird der Euro gegenüber dem
Dollar noch fester, weil ein Anstieg der Zinsen in der Eurozone
die Anleger wieder vermehrt in Euro investieren lässt. Am
Donnerstag war dann der Dollar wieder etwas stärker, weil die
Arbeitsmarktdaten in den USA besser als erwartet waren, die
Hausverkäufe weniger. Trotz allem: Alles in allem hat der Euro
gegenüber dem Dollar diese Woche um mehr als ein Prozent
zugelegt.
Ein kurzfristig schwächerer Dollar wäre ja noch kein Grund zur
Besorgnis. Nur rechnen viele Finanzexperten dauerhaft mit einem
schwächeren Dollar, weil sich vor allem die Schwellenländer immer
weniger in Dollar verschulden, um sich vom Greenback unabhängiger
zu machen.
De-Dollarisation ist offensichtlich mehr als nur ein Schlagwort.
Der Dollar verliert schleichend seinen Status als allerwichtigste
Währungsreserve. Dazu passt, dass die Notenbanken der Emerging
Markets im Vorjahr sehr viel Gold eingekauft haben. Indien,
China, Malaysia oder auch Brasilien versuchen zudem ihre eigene
Währung als Reserve zu etablieren. Die Sanktionen gegen den
Aggressor Russland haben bei Autokraten die Angst geweckt, dass
die USA ihre Dollarguthaben einfrieren könnten. Darüber hinaus
stärkt die Lohn- und Verschuldungs-getriebene Inflation in den
USA nicht das Vertrauen in die Weltwährung Nummer Eins, ebenso
wenig wie 2023 die US-Regionalbankenkrise.
Weshalb sollte es dem Greenback anders ergehen als dem britischen
Sterling, der 1944, mit dem Bretton Woods-Abkommen als
Weltwährungsreserve vom Dollar abgelöst wurde. Der Dollar ist
seit 1971 verwundbar, als US-Präsident Richard Nixon die
Golddeckung der US-Währung aufgehoben hat. Dass die ganze Welt
danach noch in den Dollar vertraute hat mit dem Petrodollar zu
tun. Öl wurde Jahrzehnte fast ausschließlich in Dollar
fakturiert. Inzwischen gibt es Deals zwischen Saudi Arabien und
China, wo Energie direkt in Renmimbi abgerechnet wird. Auch dass
Kredite großteils in Dollar verrechnet werden könnte sich ändern.
Aktuell sind noch 58 Prozent der Weltwährungsreserven in Dollar,
das ist rekordverdächtig niedrig. Der Anteil der
Gold-Währungsreserven stiegin den letzten fünf Jahren hingegen
weltweit von 11 auf 15 Prozent. Was den Dollar als Weltwährung
ablösen wird? Ich weiß es nicht. Habt ihr eine Idee? Vielleicht
braucht es im Zeitalter der Digitalisierung für den
internationalen Handel keine Weltwährung mehr.
Was würde es also bedeuten, wenn der Dollar seinen Status als
Weltwährungsreserve einbüßt? Das würde bedeuten die USA hätte
einen schwereren und vor allem teureren Zugang zu Kapital und
müsste für seine Schulden höhere Zinsen bezahlen. Internationale
Anleger würden Geld aus den USA abziehen, die US-Börsenwerte
würden fallen. Eine Dollarschwäche könnte den Krypto-Währungen
den Rücken stärken.
Die Ablöse des Dollars als Weltwährungsreserve passiert natürlich
graduell und nicht von heute auf Morgen. Unter den 100
wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt sind laut
Beratungsunternehmen EY auch immer noch 61 aus den USA und keines
mehr aus Deutschland, geschweige denn ist eine aus Österreich
dabei. Die Weltmacht Nummer Eins zeigt also keinesfalls
Wirtschaftsschwäche. Und oftmals kommt es anders als man denkt.
Genau deshalb sollte man sein Anlegerrisiko auf verschiedene
Wirtschaftsräume streuen und einen Blick auf die Entwicklung des
Dollars haben…
Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der
Autorin und keine Anlageempfehlung. Was ihr daraus macht ist Eure
Sache, Julia Kistner übernimmt hierfür keine Haftung.
Foto: Unsplash.
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