Aufreger der Woche: Abverkauf von US-Staatsanleihen

Aufreger der Woche: Abverkauf von US-Staatsanleihen

5 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Die Renditen von US-Staatsanleihen – nahezu egal mit welcher
Laufzeit – kletterten diese Woche auf Rekordniveaus. Zur
Erinnerung: Rechnen die Investoren mit steigenden Zinsen, dann
fallen die Kurse der bereits im Markt befindlichen Anleihen, weil
sie ja noch niedriger verzinst sind und daher abverkauft werden.
US-Staatsanleihen sind teilweise so weit unter dem Kurs von 100
abgetaucht, dass die Renditen der 30-jährigen Staatsanleihen nach
einem massiven Abverkauf erstmals seit Beginn der Finanzkrise
2007 wieder über fünf Prozent stiegen.


Steht uns wieder ein Crash an den Aktien- und Anleihenmärkten
bevor? Liebe Crash-Propheten da draußen, ihr seid – ich muss es
leider sagen – Hochstapler. Denn einen Crash kann man nicht
voraussagen. Genauso wenig kann ich ihn mit Sicherheit
ausschließen.


Übrigens: Auch die Renditen deutscher oder italienischer
Staatsanleihen sind so hoch wie seit ein Jahrzehnt nicht mehr.
Der Finanzmarkt ist eben doch ein globaler.


Also, was tun? Durchatmen und die Lage für sich beurteilen.
Erstens: Warum ist es eigentlich dazu gekommen? Im Wesentlichen,
weil in den USA die Daten doch robuster sind als erwartet und
US-Notenbank-Chef Jerome Powell klar gemacht hat, dass es nicht
notwendig sei, die Zinsen so schnell zu senken, um die Konjunktur
anzukurbeln. Wie heißt es so schön: „The US Federal Reserve keep
rates higher vor longer.“


2007 kam es hingegen zum Crash, weil es den Amerikanern nicht so
gut ging, sie ihre Hypotheken nicht bedienen konnten, die
clerveren Amerikaner die faulen Kredite in Fonds bündelten und
nach Europa exportierten. Bevor mich ein Shit-Storm ereilt – das
ist natürlich sehr vereinfacht.


Ich sage nicht, dass man jetzt seine Bonds verkaufen sollte, wenn
man sie ohnehin bis Laufzeitende behalten möchte, und sie dann zu
100 zurückbezahlt werden. Aufpassen muss man nur etwas bei jenen
US-Staatsanleihen, die rund um den November auslaufen. Das
Investmenthaus Goldman Sachs hat zu dem Zeitpunkt schon einen
Shut Down der US-Regierung eingepreist und das würde bedeuten,
dass die auslaufenden Anleihen zu der Zeit womöglich nicht
bedient werden könnten. Und auch wenn sie auszahlen, muss ich zu
dem Zeitpunkt vielleicht Währungsverluste hinnehmen, weil der
Dollar dann gerade unter Druck ist.


Es gibt jetzt bestimmt guteEinstiegsgelegenheiten, weshalb ich
mir aber auch nicht mein Langfristportfolio mit Anleihen
vollpacken würde. Da bin ich der Meinung von Baader
Bank-Chefanalyst Robert Halver in der aktuellen Podcastfolge der
GELDMEISTERIN, dass 60:40- Portfolios, also Fonds die zu 60
Prozent in Anleihen und zu 40 Prozent in Aktien investieren, nur
eine Marketing-Erfindung sind.


Ich bin aber schon der Meinung, dass man sich jetzt umschauen
kann und dabei immer seine langfristige Anlagestrategie im Kopf
hat. Weshalb möchte ich Anleihen kaufen? Rechne ich mit einer
tieferen Rezession und so mit größeren Kursrückschlägen an den
Börsen. Dann kann ich mir schon jetzt günstig die eine oder
andere Anleihe ins Portfolio auch mit Laufzeit von ein paar
Jahren legen.


Und wofür Anleihen immer Sinn machen ist, wenn ich zu einem
bestimmten Zeitpunkt Geld benötige, weil ich mir etwa in vier
Jahren eine neue Heizung oder ein Auto leisten muss oder möchte.
Dann weiß ich genau, was ich mit dem ausbezahlten Anleihen-Preis
plus Zinsen zur Verfügung habe und bin zu dem Zeitpunkt
unabhängig vom Börsengeschehen. Vorausgesetzt natürlich, ich
investiere in Schuldverschreibungen von Schuldnern mit guter
Bonität, die dann auch noch zahlungsfähig sind.


Ein schönes Wochenende wünscht Julia Kistner


Übrigens: Dies ist bereits die 640. -Börsenminute-Podcastfolge!
Wenn Euch der Podcast gefallen hat, würde ich micht freuen, wenn
Ihr ihn abonniert und mir damit hilft, dass noch mehr
Börsen-FreundInnen auf ihn aufmerksam werden.


Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der
Autorin und keine Anlageempfehlung. Julia Kistner übernimmt
hierfür keine Haftung.


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