Aufreger der Woche: „Nachhaltig" in Rüstung investieren

Aufreger der Woche: „Nachhaltig" in Rüstung investieren

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

In der friedlichen Weihnachtszeit muss ich mich einfach nochmals
über die EU-Taxonomie mockieren, die definiert welche Investments
nachhaltig und sozial sind. Schon schlimm genug für mich, dass
Gas und Atomkraft, unter grüne Energien fallen. Jetzt hält sich
auch noch die Waffenindustrie für nachhaltig sozial und beharrt
darauf, dass Rüstung unter die Sozialtaxonomie fallen sollte,
weil die Branche ja gut bezahlte Arbeitsplätze schaffe und es
ohne Rüstungsgüter keine Sicherheit und keinen Frieden gäbe.Die
Rüstungsindustrie wahre die Menschenrechte und sei deshalb ein
klarer Kandidat für S wie Soziales, der Zweite der berühmten drei
Buchstaben ESG, die die Welt retten sollen.


Verständlich, dass es für die Waffenhersteller von Gewehrfirma
Heckler & Koch, über Radarhersteller Hensoldt bis zum
Panzerproduzenten Rheinmetall wichtig ist, in die
EU-Sozial-Taxonomie aufgenommen zu werden, damit die Banken sie
finanzieren dürfen und die Fondsbranche in sie kräftig
investieren kann.


Derzeit ist die Rüstungsindustrie laut EU-Taxonomie weder
dezidiert als investierbar eingeschlossen, noch ausgeschlossen.
Also wer einen als nachhaltig deklarierten Fonds kauft,
investiert womöglich auch in Rüstung.


Ich akzeptiere, dass man bei Verteidigung unterschiedlicher
Meinung sein kann und man auch noch zwischen Waffengattungen
unterscheiden könnte. Ob es sich um kontroverse Waffen handelt
oder nicht. Die Ratingagentur MSCI schließt bei ihren
nachhaltigen Indizes die kontroversen Waffen aus. Das sind
Streubomben, Landminen, uranangereichte Waffen, chemische &
biologische Waffen, blendende Laserwaffen, nicht nachweisbare
Fragmentwaffen, Weißer Phospor-Waffen und Nuklearwaffen.


Wer sich ebenso wie ich mit Rüstungsgüter generell unwohl fühlt,
ob sie nun im kontroversen Katalog des Grauens sind oder nicht,
der kann Fondsprodukte mit Umweltzeichen wählen. Dies schließt
Waffen grundsätzlich aus, oder der sollte genau ins Fondsprospekt
schauen.


Und wenn man es ganz genau nimmt, muss man sich auch noch die
investierten Unternehmen anschauen. Dass etwa der Streu- und
Nuklearwaffenproduzent Lockheed Martin bei friedliebenden
Menschen kein Platz im Portfolio hat, lässt sich noch erkennen.
Doch was ist etwa mit General Electric, die Komponenten von
Trägersystemen liefern, die theoretisch Streumunition abfeuern
könnten oder Militärflugzeuge warten, die Nuklearwaffen verwenden
könnten?


Ich bin grundsätzlich kein Freund der nachhaltigen Labels, deren
Kriterien sich für mich oft nicht erschließen, die Aufwand und
Kosten bedeuten, nicht vergleichbar sind und wo noch dazu doch
jeder eine andere Vorstellung von grün und sozial hat.


Waffen sind dies jedenfalls nicht für mich. Gerne höre ich mir
eure kontroversielle Meinung an. Ich freue mich auf Eure
Kommentare und wenn Ich Euch am Sonntag.bei meinem
Podcast-Interview der GELDMEISTERIN mit Paul Jackson, Global Head
of Asset Allocation Research bei Invesco wiederhöre. Eure Julia
Kistner


Rechtshinweis: Dies ist die Meinunung der
Autorin und keine Anlageempfehlung. Julia Kistner übernimmt
hierfür keine Haftung.


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Foto: Unsplash/






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