Post Mortem Syrien | Von Jochen Mitschka

Post Mortem Syrien | Von Jochen Mitschka

22 Minuten

Beschreibung

vor 11 Monaten

Ein Standpunkt von Jochen
Mitschka.     


Gerade so, als ob das Wall Street Journal Werbung für meine Gaza
Trilogie mit dem Untertitel „Kolonisation auf Drogen“ machen
wollte, wurde dort in einem Meinungsartikel diskutiert, wie man
die Welt zukünftig aufteilen könne (1), und das auch noch mit
vollkommen falschen Analysen der Akteure Russland und Iran. Nach
dem, für die meisten überraschend schnellen, Zusammenbruch der
Regierung in Syrien, was natürlich einen dramatischen Einfluss
auf den Kampf der Palästinenser gegen die Besatzung Israels hat,
konnte man mit etwas Abstand, und einem ersten Lichten des Nebels
des Krieges, ein paar Analysen über die Ereignisse ab dem 10.
Dezember lesen und hören. Fangen wir damit an, und kommen dann
zur Geschichte des neuen „Starken Mannes“ in Damaskus und seiner
Vergangenheit, und was in der letzten Woche rund um den
Völkermord in Gaza passierte.


Beginnen wir mit einer Analyse der Terrororganisation, deren
Mitglieder uns nun von CNN und anderen Medien als geläuterte,
liberal-demokratische „Rebellen“ vorgestellt wurden. „Das
Zeitalter des politischen Dschihadismus - Eine Studie über Hayat
Tahrir al-Sham“(2). Der Autor Aaron Y. Zelin fasste schon damals
zusammen, wie aus dem Krieg gegen den Terror, wie aus „der Kampf
für Frauenrechte z.B. in Afghanistan“ schließlich eine
„Läuterung“ von HTS wurde. HTS wurde langsam vom Saulus zum
Paulus umgeschrieben.


Ob Washington sich entscheidet, auf Abu Muhammad al-Jawlanis
[Jolani] Antrag hin, Hayat Tahrir al-Sham von der Liste
ausländischer Terrororganisationen zu streichen, bleibt
abzuwarten. Da die Vereinigten Staaten ihre Ressourcen verlagern,
um sich mehr auf China und Russland und weniger auf die
dschihadistische Herausforderung zu konzentrieren, könnte
Washington den Status quo vorziehen, da HTS und die von ihm
kontrollierten Gebiete aus strategischer Sicht im Vergleich zu
anderen Problemen in der weiteren Region, geschweige denn
weltweit, nicht als wichtig angesehen werden.


Dennoch lohnt es sich, die Entwicklung von HTS zu einer eher
politisch als theologisch ausgerichteten dschihadistischen Gruppe
zu verstehen, da sich auch anderswo ähnliche Dynamiken abspielen
könnten. Natürlich ist jeder Kontext und jede Gruppe anders, und
ein detailliertes Verständnis dieser Dynamiken ist der Schlüssel
zum Verständnis aller möglichen Verschiebungen. Dennoch
veranschaulichen dschihadistische Gruppen, die sich – zusätzlich
zu ihren bekannteren aufständischen, terroristischen und lokalen
Regierungsaktivitäten – zunehmend auf Diplomatie und
Verhandlungen konzentrieren, die größere Komplexität, die
gegnerische Regierungen und Akteure berücksichtigen müssen, wenn
sie versuchen, diese Gruppen zu isolieren, zu bekämpfen oder zu
besiegen....hier weiterlesen:
https://apolut.net/post-mortem-syrien-von-jochen-mitschka/


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