Macrons Feldzüge | Von Rüdiger Rauls

Macrons Feldzüge | Von Rüdiger Rauls

11 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Die Streitpunkte innerhalb der NATO scheinen nicht weniger werden
zu wollen. Zuletzt haben die Äußerungen Macrons über den
Einsatz europäischer Truppen die Unstimmigkeiten im Bündnis
vergrößert. Was treibt ihn an, der doch vor nicht all zu langer
Zeit noch als Vermittler zwischen der NATO und Russland
aufzutreten versucht hatte?


Ein Kommentar von Rüdiger Rauls.


Westliche Entschlossenheit


Während russische Truppen immer weiter nach Westen vordringen,
scheint nicht nur die ukrainische Armee unter der Artillerie
Russlands zusammenzubrechen, sondern auch das NATO-Bündnis immer
mehr von innen unter Druck zu kommen. Die Geschlossenheit, die
noch bei der Münchener Sicherheitskonferenz als letzter
„Silberschweif“ der Hoffnung erkannt worden war, scheint zu
schwinden.


Anders als gedacht, hat Macrons Ankündigung nach Abschluss der
Unterstützer-Konferenz in Paris, den Einsatz von NATO-Truppen
nicht auszuschließen, eher zu weniger als zu mehr innerer
Festigkeit geführt. Die trotzige Entschlossenheit von München
hat nicht lange gehalten. Das zeigt sich besonders an der
Weigerung des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz,
Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Mit einer
für ihn seltenen Klarheit lehnte er diese Forderung ab:


„Ich bin der Kanzler, und deshalb gilt das“(1).


Der Kanzler weiß warum, und auch die vier Offiziere, die
vermutlich hinter dem Rücken der politischen Führung Pläne zur
Bombardierung der Krimbrücke schmiedeten, wissen um die Gefahren
des Taurus. Deshalb sollte ja auch die Öffentlichkeit nicht
erfahren, wer hinter einem eventuellen Anschlag steckte. Sie
wissen, dass dieses Gerät im Unterschied zu allen bisher
gelieferten Waffen, Moskau erreichen kann und damit das Herz
Russlands. Besonders die USA waren bisher fest entschlossen, den
Ukrainern nichts zu geben, womit diese hätten Russland angreifen
können.


Trotzdem gibt es Kräfte in Deutschland, die unbedingt den Taurus
in die Ukraine bringen wollen. Dabei müssten sie den Unterschied
zwischen ihm und den gelieferten Leopard-Panzern kennen, den sie
verharmlosen. Glauben sie allen Ernstes, dass gerade sie und ihre
Kinder und ihre Enkel verschont bleiben, wenn Russland auf die
Bedrohung seiner Existenz atomar antwortet? Denn dieser
Unterschied in der Reichweite macht den Unterschied in der
Reaktion Russlands. Oder sind sie sich so sicher, dass Russlands
Warnungen nicht ernst genommen werden müssen?


Zu diesem Streit in der deutschen Politik gesellt sich auf
europäischer und transatlantischer Ebene der Streit um die
Entsendung von NATO-Soldaten. Macron hat ihn vom Zaun gebrochen
und damit den Spaltpilz im Bündnis gesät. In Polen und
Frankreich geht der Riss sogar durch die Regierungen. Im
NATO-Bündnis wird heftig um klare Linien gerungen in
Streitfragen, die man selbst aufgeworfen hat, weil man die
Aussichtslosigkeit der Lage nicht wahr haben will.


Aber statt sich der Vernunft zu ergeben und, wie der Papst riet,
die „weiße Flagge“ zu hissen, verschärft man die Zustände im
eigenen Bündnis durch gefährliche Vorschläge, die keine
Lösungen bringen, sondern nur weitere Probleme schaffen. Statt
in Verhandlungen mit Russland einzutreten, versucht man mit einem
letzten Aufgebot an Blut und Leben, das Unvermeidliche
hinauszuschieben.


Während der politische Westen um Geschlossenheit ringt im
Wirrwarr der unterschiedlichen gesellschaftlichen und nationalen
Interessen, nimmt die russische Armee eine ukrainische Stellung
nach der anderen ein. Gestützt auf eine gefestigte Gesellschaft
erobern russische Soldaten eine Ortschaft nach der anderen, immer
weiter Richtung Westen wie einst im Großen Vaterländischen
Krieg...


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