Seidel - November

Seidel - November

85 Sekunden

Beschreibung

vor 2 Jahren

November - Heinrich Seidel


Solchen Monat muß man loben:


Keiner kann wie dieser toben,


keiner so verdrießlich sein


und so ohne Sonnenschein!





Keiner so in Wolken maulen,


keiner so mit Sturmwind graulen!


Und wie naß er alles macht!


Ja, es ist ′ne wahre Pracht.





Seht das schöne Schlackerwetter!


Und die armen welken Blätter,


wie sie tanzen in dem Wind


und so ganz verloren sind!


Wie der Sturm sie jagt und zwirbelt


und sie durcheinander wirbelt


und sie hetzt ohn′ Unterlaß:


Ja, das ist Novemberspaß!





Und die Scheiben, wie sie rinnen!


Und die Wolken, wie sie spinnen


ihren feuchten Himmelstau


Ur und ewig, trüb und grau!


Auf dem Dach die Regentropfen:


Wie sie pochen, wie sie klopfen!


Schimmernd hängt′s an jedem Zweig,


einer dicken Träne gleich.





Oh, wie ist der Mann zu loben,


der solch unvernüft′ges Toben


schon im voraus hat bedacht


und die Häuser hohl gemacht;


sodaß wir im Trocknen hausen


und mit stillvergnügtem Grausen


und in wohlgeborgner Ruh


solchem Greuel schauen zu.

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