Drogen und neue Technologien. Daniel Gnägi

Drogen und neue Technologien. Daniel Gnägi

24 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Daniel Gnägi ist Programmierer und Administrator des
Online-Forums Eve & Rave zur Aufklärung über Drogenkonsum.
Wir sprechen über den Einfluss von Technologie auf Drogenkonsum
und Drogenkultur und warum Drogen sowohl gefährlicher wie auch
weniger gefährlich geworden sind.


Kernaussagen dieser Episode:


Es gibt viele Klischees mit Drogen, das stört mich. Nicht nur
Bankangestellte konsumieren Kokain oder Hippies LSD, es gibt alle
Schattierungen, das sieht man im Forum.


Ecstasy, Amphetamin, Kokain sind immer ein Thema in unserem
Forum. Opiode und Downer haben ein Revival, das hat auch etwas
damit zu tun mit Popkultur, in der der Konsum von Pillen
glorifiziert wird.


Technologie beeinflusst den Drogenkonsum stark. Früher musste man
jemand kennen oder auf der Gasse kaufen, jetzt kann man alles
online kaufen. Die Drogen sind potenter geworden und Streckmittel
seltener, auch dank dem Onlinehandel. Wenn ein Drogendealer
online schlechte Qualität verkauft, dann sieht man das sofort als
Bewertung, wie zum Beispiel auf Amazon. 


Im Verkauf und Vertrieb hat sich mit Technologie viel verändert.
Es gibt Darknetmarketplätze, Telegram-Vertriebsstrukturen, Dealer
auf Instagram. Technologie macht die Lieferketten kürzer.


Man kann ja immer noch Drogen auf der Strasse kaufen, das ist
nicht verschwunden. Mit den neuen Vertriebswegen ist es für die
Behörden viel schwieriger geworden. Die Nadel im Heuhaufen findet
man nicht, und ich beneide die Polizei nicht, die diese Nadel
finden muss. Ich sehe ihre Arbeit als einen verlorenen Kampf.


Das Internet ist immer noch eine grosse Spielwiese. Die
Strafverfolgung hat das Darknet jetzt mehr im Griff, doch das
Dealen hat sich mehr und mehr auf Social Media verschoben. So
fehlen auch die positiven Elemente des Darknets, wie
beispielsweise die Bewertungenssyteme, die sich positiv auf die
Qualität ausgewirkt haben. Das ist nicht gut für Konsumenten, da
sie eher schlechtere Qualität angeboten bekommen.


Konsum und Handel mit Substanzen kann man nicht verbieten, das
ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es braucht konstruktive neue
Ansätze. Das Internet kann uns zeigen, dass Drogenkonsum eine
gesellschaftliche Tatsache ist, die wir mit Repressalien nicht
loswerden können.


Neue Drogen sind nicht zwingend gefährlicher geworden, denn es
gibt mehr Wissensaustausch heute und eine Onlinecommunity, in der
man sein Wissen teilen kann. Ich sehe mehr Vorteile, Drogen
online zu kaufen anstatt auf der Strasse.  


Der Staat hat die Verantwortung, eine Struktur zu schaffen, so
dass wegen neuen Technologien niemand auf der Strecke bleibt. Ich
bin Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens. Das ist
notwendig, finde ich.


Die Politik hinkt immer hintendrein. Es ist schwierig, künstliche
Intelligenz international zu regulieren, und Parlamentarier
können das auch gar nicht.


---


Im Deep Technology Podcast sprechen Menschen in der Schweiz über
die Rolle neuer Technologien in ihrer Arbeit und ihrem Leben.


Projekt- und Medienpartner dieser Episode: Digitale Gesellschaft
(www.digiges.ch) und nau.ch (www.nau.ch). Dieser Podcast ist
möglich dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, der
Ernst Göhner Stiftung und Kultur Wetzikon. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars. Mehr Infos
zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf
www.deeptechnology.ch.

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