Wie denkt ein Gameproduzent über neue Technologien? Moritz Zumbühl

Wie denkt ein Gameproduzent über neue Technologien? Moritz Zumbühl

36 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Moritz Zumbühl ist Gameproduzent und Unternehmer. Wir sprechen
über das Massenphänomen Gaming, warum Gamen und Game-Produzieren
etwas ganz anderes ist, über moralisch fragliche Gamemechaniken,
Gamepropaganda und was es für Skills braucht, um das Meiste aus
der Digitalisierung zu machen.


Kernaussagen dieser Episode:


Ein Game muss primär Spass machen und nicht unbedingt eine
Message haben. Natürlich soll es auch zum Nachdenken bringen,
aber das ist nicht das Wichtigste.


"Den Gamer" gibt es nicht, es ist ein Massenphänomen.
Durchschnittsalter des Gamers ist 37 Jahre, und 51 Prozent sind
Männer, 49 Prozent Frauen. 


Viele Gamer haben das Gefühl, sie könnten selbst ein Game machen,
doch das ist eine Illusion. Man muss die Komplexität eines Games
meistern können, man muss verzichten können, man muss mit dem
Produzenten zusammenarbeiten, man muss taktisch denken können mit
vielen Szenarien, man muss ein Gefühl für Musik haben, für
Kunst... es verbindet wahnsinnig viele Dinge. 


Im Mobilebereich gibt es viele Games, die nahe am Glücksspiel
sind. Es gibt sogenannte Lootbox-Mechanismen oder
Free-to-play-Mechaniken bringen Gamer dazu, immer wenn er oder
sie einen Kaufimpuls hat, diesen auch auszunutzen. Es geht dabei
immer darum herauszufinden, wann der User bereit ist, Geld
auszugeben. Gamer werden psychologisch angefixt, das finde ich
Verrat am Medium. Wir machen das nicht. Es gibt noch viele andere
Einnahmequellen bei Games als das.


Meine Eltern haben viel Screentime mit mir verbracht, das war
sehr gut. So lernt man zusammen einen Umgang mit dem Medium. Mein
Sohn ist jetzt noch nicht drei Jahre alt, und bis drei sollten
Kinder keine Screens haben, weil das schlecht ist für ihre
phyiologische Entwicklung der Augen und Ohren etc., aber ab drei
werde ich viel mit ihm Games spielen.


In der Wirtschaft ist ja auch viel auf Spielmechaniken ausgelegt.
Die Börse, Managerlöhne, Fussballersaläre, das sind doch alles
Spielmechaniken. Es geht jetzt darum, herauszufinden, wie man
Games einsetzen kann, um interessante Dinge in der Gesellschaft
zu diskutieren. Das ist das erste Medium, bei dem Konsument*innen
mitentscheiden können. Es ist viel stärker, wenn Gamer selbst
Entscheidungen treffen, als wenn die einfach einen Film sehen.


Mir wird manchmal mulmig, wenn der Gamespass missbraucht wird, um
Kaufentscheidungen zu triggern mit Glücksspielmechaniken. Ich
spiele gerne mal Roulette, aber dann will ich wissen, dass ich
Roulette spiele. Ich bin auch gegen sinnlose Gewalt in
Games. 


Als Mensch muss man neugierig sein, und auch mit Trial und Error
herausfinden, wie die Dinge funktionieren. Man muss nicht im
Detail programmieren können, aber die Basics muss man verstehen,
wie beispielsweise ein Computer funktioniert.


---


Im Deep Technology Podcast sprechen Menschen in der Schweiz über
die Rolle neuer Technologien in ihrer Arbeit und ihrem Leben.


Projekt- und Medienpartner dieser Episode: Digitale Gesellschaft
(www.digiges.ch) und nau.ch (www.nau.ch). Dieser Podcast ist
möglich dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, der
Ernst Göhner Stiftung und Kultur Wetzikon. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars. Mehr Infos
zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf
www.deeptechnology.ch.

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