Wie denkt eine Filmproduzentin über neue Technologien? Anne Walser

Wie denkt eine Filmproduzentin über neue Technologien? Anne Walser

28 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Anne Walser ist Filmproduzentin in Zürich. Wir sprechen darüber,
wie sich das Filmemachen durch neue Technologien entwickelt hat,
wie sich Erzählformate verändern (oder auch nicht), und warum der
Zauber von Geschichten Bestand haben wird.  


Kernaussagen dieser Episode:


Filmemachen hat sich sehr verändert und vereinfacht durch
Technologie. Früher musste man immer sehr viel Papier kopieren
und niemand hatte beispielsweise ein Handy. Teures Filmmaterial
ist auch nicht mehr das Problem, früher hatte man noch Negative,
die waren richtig wertvoll und gingen auch oft verloren. 


Drehen ist günstiger geworden, und auch junge Filmemacher*innen
haben so die Chance, etwas zu machen. Man hat sich früher aber
mehr überlegt, bevor man einfach mal loslegt. Mit digitalen
Kameras kann man auch mit mehreren Kameras gleichzeitig drehen,
das ging früher nicht, und spart jetzt sehr viel Zeit. Es kann
aber auch bei Daten Schäden geben, man muss auch da aufpassen,
dass man nichts verliert.


Man entwickelt sich mit der Technologie weiter. Der Prozess des
Filmemachens hat sich auch nicht von heute auf morgen verändert,
da bekommt man es nicht so mit. Ich sehe es jeweils, wenn junge
Praktikant*innen bei uns anfangen, die ticken ganz anders und
stürzen sich oft gleich aufs Umsetzen, ohne das Grosse und Ganze
dahinter zu verstehen. Früher war die Herangehensweise anders,
heute ist alles etwas zack zack. Das ist nicht unbedingt
schlechter, einfach anders.


Das Publikum ist grösser geworden, es gibt für Zuschauer*innen
viele neue Möglichkeiten, Filme zu sehen. Aber viele Leute gehen
noch immer traditionell ins Kino. Ich arbeite gerne mit
Streamingdiensten, doch Kino ist immer noch die Meisterdisziplin.
Es ist ein ganz anderes Gefühl, als auf einem kleinen Screen
einen Film zu schauen. Die digitale Welt ermöglicht aber viel,
auch hinsichtlich Gratis-Content und für experimentellere
Erzählformen.


Beim Fernsehen sagte man früher, nach spätestens acht Minuten
muss der springende Punkt kommen, sonst schalten die Leute um.
Beim Kino war das bei fünfzehn Minuten. Das ist heute nicht mehr
so, alles vermischt sich, man hat weniger Zeit. Man muss heute
umso mehr schauen, dass man spannende Einstiege hat in
Geschichten.


Die Auswertung ist wesentlich für Filme, da ist das Beste aber
nach wie vor die Mund-zu-Mund-Propaganda. Social Media ist sehr
wichtig, aber Mund-zu-Mund funktioniert immer noch am besten,
weil wir auf Social Media übersättigt sind. Das hat auch etwas
Gutes, weil die guten Sachen so mehr auffallen.


Selbst halte ich mich auf Social Media zurück, ich mache privat
viel mit Freunden im direkten Kontakt. Gerade Instagram mache ich
gar nicht, es interessiert mich einfach nicht. Ich muss nicht
alles von anderen Leuten wissen und sie nicht von mir. 


Filmemachen ist nicht mehr wie früher aber irgendwie doch. Der
Zauber von Geschichten wird Bestand haben.


Ich bin gewissen Technologien gegenüber skeptisch, finde aber, es
hat eine Berechtigung, wissenschaftlich relativ frei zu forschen.
Klar gibt es Grenzen, beispielsweise bei den
Persönlichkeitsrechten, oder bei moralischen Grenzen, die zu
verletzen geht für mich gar nicht. 


---


Im Deep Technology Podcast sprechen Menschen in der Schweiz über
die Rolle neuer Technologien in ihrer Arbeit und ihrem Leben.


Projekt- und Medienpartner dieser Episode: Digitale Gesellschaft
(www.digiges.ch) und nau.ch (www.nau.ch). Dieser Podcast ist
möglich dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz, der
Ernst Göhner Stiftung und Kultur Wetzikon. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars. Mehr Infos
zum Projekt und neue Episoden sind abrufbar auf
www.deeptechnology.ch.

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