GR 005 - Künstlicher Dünger, Thomasmehl und Kalk

GR 005 - Künstlicher Dünger, Thomasmehl und Kalk

Das aktuelle Kapitel "Vom künstlichen Dünger, vom Thomasmehl und vom Kalk" ist das letzte Winterstück, zu lesen am Kachelofen bei Bratapfelduft, während draußen der Schnee flockt.
12 Minuten
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Obst und Gemüse aus dem Stadtgarten

Beschreibung

vor 11 Jahren
Das aktuelle Kapitel "Vom künstlichen Dünger, vom Thomasmehl und
vom Kalk" ist das letzte Winterstück, zu lesen am Kachelofen bei
Bratapfelduft, während draußen der Schnee flockt. Im März beginnt
die Gartensaison, im März nimmt auch der Nebelthau so richtig Fahrt
auf und will raus, weil die ersten Gartenarbeiten anstehen. Bis
dahin müssen wir uns noch etwas gedulden und dieses vorerst letzte
ein wenig weltanschauliche Kapitel zu uns nehmen. Um es
vorwegzunehmen: Otto Nebelthau ist kein Verfechter dessen, was er
"künstlichen Dünger" nennt. Nun sollte man meinen, jeder Dünger sei
künstlich, weil man eben etwas wo hinstreut, das dort von selbst
nicht ist. Ganz so sehr mag sich der Autor wiederum nicht
einschränken. Verboten ist nur, was industriell hergestellt wurde,
um den Boden anzureichern, ohne ihn aber dauerhaft zu verbessern.
Deshalb sind Kompost und Misterde grundgut, Kalk und Thomasmehl
durchaus akzeptiert, Düngemittel aus dem Baumarkt hingegen im
Bereich der Freizeitgärtnerei nicht hinnehmbar. Etwas anderes gilt
ausnahmsweise, wenn damit das Ernährungsproblem der Weltbevölkerung
gelöst wird. Die Argumentationslinie "Das mag ja gut aussehen, aber
das schmeckt doch alles nicht" kam mir so ungeheuer vertraut vor,
dass ich kurz nachgeschlagen habe, seit wann es eigentlich
Umweltbewegungen gibt. Siehe da: Wir hatten zwei davon, und der
Beginn der ersten fällt in die 1920er Jahre. Nebelthau schwärmt
geradezu vom Luxus der Langsamkeit und dem Aroma der selbst
gezogenen Tomaten. Hätte es den Begriff der Nachhaltigkeit damals
schon gegeben, so hätte er gewiss Eingang in dieses Buch gefunden.
Ich bin einer Facebookgruppe beigetreten, die sich mit dem Thema
Selbstversorgung beschäftigt. Permakultur. Container Gardening.
Vertikalgärten. Rooftop farming. Lebte Nebelthau heute, wäre er
dort der Gruppenleiter. Es ging aber schon bei Otto Nebelthau nicht
nur um Selbstversorgung, sondern vor allem um die bewusste
Wahrnehmung von Naturkreisläufen. Es ist also eigentlich ein frühes
Ökologiebuch, das wir hier lesen. Verändert hat sich nur der Raum,
der gärtnerischen Bestrebungen zur Verfügung steht. Gerade im
innerstädtischen Bereich ist er erheblich kleiner geworden. Deshalb
gibt es heute mehr als je zuvor Konzepte, wie sich der begrenzte
Platz nutzen lässt. Wer genau wie ich "Thomasmehl" in der Wikipedia
nachlesen musste, wird so ähnlich wie ich leise gekichert haben.
Heißt ja gar nicht Thomas, hieß ja "Thommäß", der Mann. Und so ein
richtig natürlicher Rohstoff ist das Thomasmehl auch nicht. Es ist
ein Industrieabfallprodukt. Wir verwenden es heute nicht mehr, weil
wir Chrom im Essen nicht so mögen. Das mit dem Kalk machen wir
immer noch, aber nicht mehr auf´s Geratewohl. Wir wissen nämlich,
dass wir mit Kalk den pH-Wert des Bodens ausgleichen können.
Gekalkt werden nur die sauren Böden. Wörter, die ich las, um sie
sogleich wieder zu vergessen: Theosoph. Adventist. Man gebrauchte
das offenbar früher ebenso wie "Vegetarier" als Schimpfwort, das
seltsame Sekten bezeichnet.

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