Moralische Kritik: Die Kirche verspielt ihre Glaubwürdigkeit (Teil 2)
Wie lässt sich die moralische Kritik an der Kirche ernst nehmen,
ohne dabei den Glauben zu verlieren?
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Stephan und Manuel geben offen zu, dass diese Form der moralischen
Kritik am Glauben wohl jene Anfrage ist, die ihnen auch selbst am
nächsten geht. Was lässt sich darauf entgegnen? Sie spielen
zunächst drei Möglichkeiten durch, auf diese Kritik zu reagieren:
Strategie 1: Relativierung der Verfehlungen der Kirche unter
Verweis auf ihre Errungenschaften Gerade wenn die Kritik in der
radikalen Pauschalisierung Karlheinz Deschners daherkommt, welche
alle Kirchenfunktionäre zu Verbrechern erklärt und das Christentum
insgesamt kriminalisiert, liegt es nahe, mit einer Relativierung zu
entgegnen: Ja, die Christentumsgeschichte hat eine schandhafte,
grauenhafte Seite, gerade dort, wo sich die Kirche mit der
staatlichen Macht und politischen Interessen verband – aber sie hat
zugleich eine lange Tradition der diakonischen Hilfe, der sozialen
Nächstenliebe, der Förderung von Bildung und Gemeinwohl usw.
Strategie 2: Unterscheidung von wahrem und falschem Christentum
Beliebt ist besonders in frommen, erwecklichen, freikirchlichen
Kreisen der Hinweis auf das «wahre» Christentum, das die in der
Kirchengeschichte beobachteten Perversionen nicht dulde. Die
historischen und aktuellen Gräueltaten werden dann auf das
säkularisierte «Staatschristentum», auf die «Volkskirchen» mit
ihren christlichen «Karteileichen» zurückgeführt, welche den wahren
Glauben längst hinter sich gelassen haben. Das Herausstreichen der
«grosskirchlichen» Fehlleistungen kann dann sogar dazu dienen, den
moralischen Bankrott der Mainstream-Kirchen zu demonstrieren und
sich selbst als rechtgläubige Alternative zu profilieren. Strategie
3: Verweis weg von den Christen auf den vollkommenen Christus Immer
wieder begegnet besonders im Blick auf aktuelle Vergehen von
Kirchen und Gläubigen der Hinweis, man soll seinen Glauben nicht
von Verhalten der Gläubigen abhängig machen, sondern den Blick
vielmehr auf Jesus Christus richten: «Mach deinen Glauben nicht an
Christen fest, sondern an Christus – Christen werden dich immer
enttäuschen, Christus enttäuscht dich nie!» In unzähligen
Varianten finden sich diese Zitate auf Sozialen Medien, aufbereitet
wie Kalendersprüche – aber bekommt man ein Christentum, das dem
eigenen Liebesethos so eklatant widerspricht, wie es die
Kirchengeschichte und die Gegenwart an vielen Stellen bezeugt, so
leicht vom Haken? Die Wette gilt… Wie aber lässt sich die
moralische Kritik an der Kirche ernst nehmen, ohne dabei seinen
Glauben zu verlieren? Manuel und Stephan kommen zum Schluss der
Folge auf eine Metapher zu sprechen, die sie schon einmal zur
Beschreibung der Kirche herangezogen haben: Kirche zu sein, das ist
nicht etwas, was sich einfach so in Anspruch nehmen lässt – das ist
vielmehr etwas, was sich erweisen, beweisen muss. Kirche ist eine
Wette, die wir als Glaubende Menschen eingehen – eine Wette darum,
ob es möglich ist, der Menschenliebe Gottes in unserer Gegenwart
Hände und Füsse zu verleihen…
Kritik am Glauben wohl jene Anfrage ist, die ihnen auch selbst am
nächsten geht. Was lässt sich darauf entgegnen? Sie spielen
zunächst drei Möglichkeiten durch, auf diese Kritik zu reagieren:
Strategie 1: Relativierung der Verfehlungen der Kirche unter
Verweis auf ihre Errungenschaften Gerade wenn die Kritik in der
radikalen Pauschalisierung Karlheinz Deschners daherkommt, welche
alle Kirchenfunktionäre zu Verbrechern erklärt und das Christentum
insgesamt kriminalisiert, liegt es nahe, mit einer Relativierung zu
entgegnen: Ja, die Christentumsgeschichte hat eine schandhafte,
grauenhafte Seite, gerade dort, wo sich die Kirche mit der
staatlichen Macht und politischen Interessen verband – aber sie hat
zugleich eine lange Tradition der diakonischen Hilfe, der sozialen
Nächstenliebe, der Förderung von Bildung und Gemeinwohl usw.
Strategie 2: Unterscheidung von wahrem und falschem Christentum
Beliebt ist besonders in frommen, erwecklichen, freikirchlichen
Kreisen der Hinweis auf das «wahre» Christentum, das die in der
Kirchengeschichte beobachteten Perversionen nicht dulde. Die
historischen und aktuellen Gräueltaten werden dann auf das
säkularisierte «Staatschristentum», auf die «Volkskirchen» mit
ihren christlichen «Karteileichen» zurückgeführt, welche den wahren
Glauben längst hinter sich gelassen haben. Das Herausstreichen der
«grosskirchlichen» Fehlleistungen kann dann sogar dazu dienen, den
moralischen Bankrott der Mainstream-Kirchen zu demonstrieren und
sich selbst als rechtgläubige Alternative zu profilieren. Strategie
3: Verweis weg von den Christen auf den vollkommenen Christus Immer
wieder begegnet besonders im Blick auf aktuelle Vergehen von
Kirchen und Gläubigen der Hinweis, man soll seinen Glauben nicht
von Verhalten der Gläubigen abhängig machen, sondern den Blick
vielmehr auf Jesus Christus richten: «Mach deinen Glauben nicht an
Christen fest, sondern an Christus – Christen werden dich immer
enttäuschen, Christus enttäuscht dich nie!» In unzähligen
Varianten finden sich diese Zitate auf Sozialen Medien, aufbereitet
wie Kalendersprüche – aber bekommt man ein Christentum, das dem
eigenen Liebesethos so eklatant widerspricht, wie es die
Kirchengeschichte und die Gegenwart an vielen Stellen bezeugt, so
leicht vom Haken? Die Wette gilt… Wie aber lässt sich die
moralische Kritik an der Kirche ernst nehmen, ohne dabei seinen
Glauben zu verlieren? Manuel und Stephan kommen zum Schluss der
Folge auf eine Metapher zu sprechen, die sie schon einmal zur
Beschreibung der Kirche herangezogen haben: Kirche zu sein, das ist
nicht etwas, was sich einfach so in Anspruch nehmen lässt – das ist
vielmehr etwas, was sich erweisen, beweisen muss. Kirche ist eine
Wette, die wir als Glaubende Menschen eingehen – eine Wette darum,
ob es möglich ist, der Menschenliebe Gottes in unserer Gegenwart
Hände und Füsse zu verleihen…
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