Prof. Dr. Tom A. Rüsen – Das transgenerationale Moment

Prof. Dr. Tom A. Rüsen – Das transgenerationale Moment

Pioniere wie wir - Episode 21
41 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 2 Jahren
Was macht ein Familienunternehmen eigentlich zu einem
Familienunternehmen? „Es ist der unbedingte Wille, das Geschäft an
die nächste Generation zu übergeben.“ Das sagt Prof. Dr. Tom A.
Rüsen, Geschäftsführender Direktor des Wittener Instituts für
Familienunternehmen (WIFU) an der Universität Witten/Herdecke, im
Gespräch mit Fabian Kienbaum. „Wir nennen das das
transgenerationale Moment.“ In dieser Folge „Pioniere wie wir“ geht
es um die erfolgreiche Symbiose aus Forschung und
Unternehmenspraxis, Veränderungen im Nachfolgeprozess und den Weg
zu mehr Sichtbarkeit von Familienunternehmen in der Öffentlichkeit.
Im WIFU, entstanden aus dem Kongress für Familienunternehmen, weht
echter Pioniergeist, denn das Institut ist die erste Einrichtung,
die sich auf universitärem Niveau mit dem Thema Familienunternehmen
beschäftigt hat. „Unsere Arbeit ist stets an den Bedarfen der
Praxis ausgerichtet. Forschungsergebnisse werden immer direkt mit
den Unternehmen gespiegelt“, erklärt Rüsen. Für ihn
selbstverständlich, denn „Familienunternehmen bilden die Mehrheit
der deutschen Wirtschaft“. Auch wenn sich einige noch schwer täten
mit dem erforderlichen Digitalisierungssprung, so wüssten
Familienunternehmen Veränderungsmöglichkeiten durchaus zu nutzen:
„Da ist die Tradition dann oft Reaktionsgeschwindigkeit und
Machen.“ Verändert hat sich ihm zufolge auch einiges im Hinblick
auf die Nachfolgedynamik, denn oft passten moderne Entscheidungen
nicht mit dem klassischen Familienleben überein. Auch der Wunsch
nach individueller Selbstverwirklichung sorge mit dafür, dass es
heutzutage oft einen größeren Eigentümerkreis, aber weniger
operativ tätige Familienmitglieder in den Unternehmen gebe. „Das
Stichwort hier lautet Family Governance“, meint Rüsen. „Man
benötigt klare Regeln, die den Einstieg von Familienmitgliedern
regeln.“ Verwandtschaftsverhältnisse im Unternehmerkreis sorgten
zwar per se für ein hohes Commitment aller Beteiligten, erst aus
enkelfähigem Wirtschaften entstünden allerdings auch wahrhaftige
Nachhaltigkeit, Krisen-Resilienz und sozialpartnerschaftliches
Handeln. Hielt man sich als Familienunternehmen früher noch vornehm
aus der Öffentlichkeit zurück, fristete die Firma fast automatisch
ein Schattendasein – heute rückten diese „Hidden Champions“ dagegen
verstärkt ins Rampenlicht. „Das ist ähnlich wie in der
Wissenschaft: Wer nicht sichtbar ist, bekommt auch keine Förderung
oder Unterstützung“, resümiert Prof. Dr. Rüsen. Glücklicherweise
habe sich die Rolle in der Öffentlichkeit aber stark verändert,
insbesondere durch Netzwerkformate, die einen ehrlichen
Erfahrungsaustausch ermöglichten und Mut machten – so zum Beispiel
durch den Familienunternehmerkongress, an dem er selbst
federführend beteiligt ist. Zur Person: Prof. Dr. Tom A. Rüsen ist
Geschäftsführender Direktor des Wittener Instituts für
Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke, an der er
von 1995 bis 2001 selbst Wirtschaftswissenschaften studierte.
Obwohl seine Kommiliton:innen damals den ersten Kongress für
Familienunternehmen organisierten, kam er selbst erst später mit
dem Thema in Berührung: So arbeitete er Anfang der
Zweitausenderjahre als Restrukturierungsberater in einem
Familienunternehmen. Die Frage, wie die Unternehmerfamilie in einen
solchen Transformationsprozess eigentlich eingebunden ist,
entfachte seine Neugier; von 2005-2007 folgte die Promotion zu
diesem Thema. Auch hier blieb er der Uni Witten/Herdecke treu. Was
kaum jemand weiß: Eine weitere Leidenschaft Rüsens ist das
Motorradfahren – so war er mit dem Bike beispielsweise schon am
Mount Everest. Außerdem begeistert er sich nachhaltig für den
Himalaya-Buddhismus.

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