Der Klima- und Rohstoffkrise wird nicht mit dem E-Auto davongefahren!

Der Klima- und Rohstoffkrise wird nicht mit dem E-Auto davongefahren!

Automobilität basiert nicht nur auf der Verbrennung von Erdöl, sondern auch auf Raubbau von Rohstoffen aus dem Globalen Süden. Auch die Bundesregierung bezeichnet die Automobilindustrie mittlerweile als „menschenrechtlich relevante Risikobranche“.
44 Minuten
Podcast
Podcaster
On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.

Beschreibung

vor 8 Monaten
Aktueller Hinweis: Bereits morgen, am 11. September soll im EU
Parlament über den Critical Raw Materials Act abgestimmt
werden. Das ist nochmal vier Wochen früher als angedacht und
im Podcast besprochen und zeigt, mit welchem Tempo das Gesetz
durchpeitscht wird. Die Hauptverhandlerin ist Nicola Beer (FDP).
Ein Geschenk der FDP an die Wirtschaft? Ein Geschenk an die
Automobilindustrie? Bleibt bitte wachsam und beobachtet die
Pressearbeit von Power Shift und anderen Organisationen. Maßgeblich
zur Erderhitzung trägt der Verkehrssektor bei, der global und in
Deutschland jeweils rund ein Fünftel der CO2-Emissionen verursacht.
In Deutschland ist der überwiegende Anteil dieser
Treibhausgasemissionen auf Autos mit Verbrennungsmotoren
zurückzuführen. Hinzu kommen ein hoher Flächenverbrauch sowie die
Feinstaub- und Lärmbelastung im Verkehrssektor. In jedem Pkw
stecken zum Beispiel mehrere Hundert Kilogramm Aluminium und Stahl.
Diese beiden Metalle machen den mit Abstand größten Anteil des
Volumens an den so genannten Konstruktionswerkstoffen aus. Ihre
Herstellung aus den Erzen Eisen und Bauxit ist äußerst
energieintensiv. So hat die weltweite Stahlproduktion von 1900 bis
2015 schätzungsweise neun Prozent aller globalen
Treibhausgasemissionen in diesem Zeitraum verursacht. Der
Aluminiumsektor ist für rund zwei Prozent aller
Treibhausgasemissionen verantwortlich. Entsprechend verursachen die
beiden Metalle auch einen erheblichen Anteil der CO2-Emissionen
entlang der gesamten Wertschöpfungskette eines Autos, nämlich ca.
60 Prozent. Zugleich geht der Abbau der Erze – die nach Deutschland
vor allem aus Brasilien und Guinea importiert werden – häufig mit
gravierenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung
einher. Die Produktion ist häufig dort am günstigsten, wo die
menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Standards am
niedrigsten sind. Die Relevanz von verantwortungsvollem
Rohstoffbezug durch Autokonzerne hat erst in Verbindung mit der
Antriebswende mehr Aufmerksamkeit erfahren. Die mit der
Elektromobilität massiv steigende Nachfrage nach Metallen wie
Lithium, Kobalt, Graphit und Nickel hat die menschenrechtlichen,
sozialen und ökologischen Probleme beim Abbau dieser Rohstoffe in
den Fokus gerückt. Inzwischen bezeichnet auch die Bundesregierung
die Automobilindustrie als „menschenrechtlich relevante
Risikobranche“. In der verkehrspolitischen Debatte bleiben die
sozialen, ökologischen und menschenrechtlichen Kosten des
Rohstoffabbaus für die Automobilität nach wie vor außen vor. Meine
Gästin: Hannah Pilgrim studierte Sozialwissenschaften und
Humangeographie in Köln, Bonn und Bergen (NOR). Sie beschäftigt
sich seit bald zehn Jahren mit der materiellen Basis des Wohlstands
in Deutschland/Europa, den kolonialen Kontinuitäten sowie der
aktuellen Ausrichtung deutscher/europäischer Rohstoffpolitik. Seit
2020 koordiniert sie bei der NGO PowerShift e.V. das
zivilgesellschaftliche Bündnis „AK Rohstoffe“. Der Schwerpunkt
Bündnisses liegt auf den menschenrechtlichen, sozialen und
ökologischen Auswirkungen metallischer Rohstofflieferketten, der
Verantwortung Deutschlands und den notwendigen Schritten hin zu
einer global gerechten Ausgestaltung.

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