Die Kleine Kampfgemeinschaft

Die Kleine Kampfgemeinschaft

54 Minuten
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Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft

Beschreibung

vor 1 Jahr

Armeen sind darauf angewiesen, dass ein enger
Zusammenhalt zwischen den Soldatinnen und Soldaten besteht. In
dieser Hinsicht unterscheiden sich militärische kaum von anderen
sozialen Gruppen wie sie in Fußballmannschaften, Unternehmen oder
Schulklassen zu finden sind. Und doch stellt für Streitkräfte die
Gruppe mehr als eine strukturelle Organisationsgröße
dar.


Sie ist sozialer Bezugspunkt, Bedingung soldatischen Handelns und
erfährt in Teilen eine mystifizierende Überhöhung. Wie aber
funktionieren militärische Gruppen? Und was zeichnet die „Kleine
Kampfgemeinschaft„ aus, auf die sich auch die Bundeswehr beruft?
Militärsoziologische Forschung

Die militärsoziologische Forschung beschäftigt sich seit dem
Zweiten Weltkrieg kontinuierlich mit den Voraussetzungen,
Erscheinungsformen und Folgen militärischer Gruppen. Die frühen
Studien unter USUnited States-amerikanischen Soldaten und
deutschen Kriegsgefangenen weisen den kameradschaftlichen
Zusammenhalt in der militärischen Gruppe als wesentlich für die
Kampfmoral von Soldaten aus. Zudem sei die Stabilität und Wirkung
militärischer Gruppen an Bedingungen geknüpft: Soldaten fänden
leichter zusammen, wenn sie gleiche soziale Hintergründe und
kulturelle Merkmale aufweisen.
Praktkische Relevanz

Neben der wissenschaftlichen Resonanz haben die Studien aus dem
Zweiten Weltkrieg eine überragende praktische Relevanz erfahren.
Sie dienten über Jahrzehnte der Personalpolitik westlicher
Streitkräfte als Begründung für den Ausschluss von Homosexuellen,
Frauen und ethnischen Minderheiten aus den Streitkräften.


Seit einigen Jahrzehnten finden sich militärsoziologische
Untersuchungen - auch in der Einsatzbegleitung des ZMSBwZentrum
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr - ,
die ein anderes Bild von militärischen Gruppen zeichnen. Demnach
sind nicht soziale Ähnlichkeiten, sondern die Orientierung auf
ein gemeinsames Ziel entscheidend für den kameradschaftlichen
Zusammenhalt. Die „kleine Kampfgemeinschaft“ kann so Soldatinnen
und Soldaten aus unterschiedlichen Kontexten, mit verschiedenen
Erfahrungen und separaten Vorstellungen integrieren und auf einen
geteilten Auftrag hin ausrichten. Unter dieser Perspektive
gelingt es Streitkräften, die gestiegene Pluralität in der
Gesellschaft in ihren Reihen zu spiegeln und ihre Aufgaben zu
erfüllen.


Die 42. Folge unseres Podcasts „Zugehört„ beleuchtet diese
Thematik aus praktischer wie aus sozialwissenschaftlicher Sicht.
Oberst Dr. Sven Lange spricht mit
Oberstleutnant Arno Schöberl, Referent im
Bundesministerium der Verteidigung und von Haus aus Gebirgsjäger
, sowie mit Dr. Heiko Biehl, dem Leiter des
Forschungsbereichs Militärsoziologie im Zentrum für
Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.

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