Bürgermeisterwahl 2024: Kay-Michael Dankl im Kurz-Interview

Bürgermeisterwahl 2024: Kay-Michael Dankl im Kurz-Interview

Der Kommunist, der sowohl SPÖ als auch ÖVP nervös macht: Kay-Michael Dankl werden bei der anstehenden Wahl in der Stadt Salzburg realistische Chancen vorausgesagt, den Bürgermeistersessel zu erobern. Wir haben mit dem 35-Jährigen über die Eingemeindung vo
6 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Kay-Michael Dankl gelang im Jahr 2019 mit der KPÖ Plus der Einzug
in den Gemeinderat der Stadt Salzburg. Nur vier Jahre später, bei
der Salzburger Landtagswahl im April 2023, fuhren die Kommunisten
mit 11,66 Prozent unerwartet viele Stimmen ein und landeten
hinter der SPÖ auf Platz vier. Zu verdanken ist das wohl der
Person Kay-Michael Dankl, der gerade in der Stadt Salzburg das
Thema Wohnen klar für sich beanspruchte und damit punktete. 21,5
Prozent stimmten in der Landeshauptstadt für die KPÖ Plus,
die meisten Stimmen wurden dabei der SPÖ abgenommen.


Nur ein Jahr später hat der 35-Jährige nun beste Chancen, den
Bürgermeistersessel in der Landeshauptstadt zu erobern. Die
Nervosität bei den etablierten Parteien – allen voran ÖVP und SPÖ
– ist groß. Deren Spitzenkandidaten Bernhard Auinger (SPÖ) und
Florian Kreibich (ÖVP) sehen Dankl nach dem 10. März bereits in
der Stichwahl. Dankl wiederum bleibt bei dieser Frage eher
zurückhaltend und gibt sich gewohnt gelassen: "Dafür braucht man
eine Glaskugel. Das wissen letztendlich nur die Wählerinnen und
Wähler."


Bürgermeister soll Nähe zu Bevölkerung haben


Mit dem Bürgermeisteramt verbindet Dankl jedenfalls
Verantwortung. "Ich finde, der Bürgermeister ist weniger der
König der Stadt, der im barocken Schloss Mirabell residiert.
Seine Verantwortung ist es, rauszugehen, zuzuhören und zu
schauen, wo die Probleme liegen", beschreibt der KPÖ
Plus-Spitzenkandidat seine Vorstellung bei einem Interview in
seinem Büro im Schloss Mirabell. In diesen
Zwölf-Quadratmeter-Räumlichkeiten habe er seit dem Einzug in den
Gemeinderat bereits über 600 Beratungsgespräche mit Menschen in
Notlagen geführt. Etwas, das er auch beibehalten wolle, sollte er
tatsächlich Bürgermeister werden.


Angriffe politischer Mitbewerber


Nach dem fast schon raketenhaften Aufstieg der Kommunisten bei
der Landtagswahl 2023 nahmen auch die Angriffe der politischen
Mitbewerber zu. Vorgeworfen wird Dankl etwa Ideendiebstahl oder
Populismus, vor allem seitens der SPÖ: "Wir sind nicht beim
Patentamt. Gerade wenn man sich alte Programme der SPÖ anschaut,
gibt es da einige gute Ideen. Die Frage ist nicht, wer hat die
Idee zuerst gehabt, sondern wer kämpft auch wirklich mit
Leidenschaft und Feuer dafür, sie umzusetzen", entgegnet Dankl
und verweist auf eigene Forderungen wie eine Leerstandsabgabe
oder Gratis-Öffis, die wiederum nicht nur von den
Sozialdemokraten aufgegriffen wurden.


Kay-Michael Dankl, der Linkspopulist?


Auch die Inszenierung des 35-Jährigen wird häufig von der SPÖ
kritisiert – etwa ein Auftritt in Verkleidung als Prinz am
Faschingsdienstag, der die Salzburger Wohnungspolitik wachküsst
oder der Vorwurf des "Baby-Kommunismus", der auf eine Home-Story
zu Jungvater Dankl folgte. "Wir haben in der Stadt Salzburg nur
mehr 48 Prozent der Wahlberechtigten, die bei der letzten Wahl
überhaupt wählen gegangen sind. Mit so witzigen und kreativen
Aktionen versuchen wir, Menschen anzusprechen, die sonst die
Politik gar nicht mehr interessiert. Was die Vorwürfe des
‚Baby-Kommunismus‘ angeht – ich war im Jänner vier Wochen lange
im Papa-Monat. Da habe ich eben schon auch der Bevölkerung
erklären müssen, warum ich vier Wochen lang weniger präsent bin."


Umlandgemeinden und Stadt Salzburg sollen
zusammenarbeiten


Für Aufregung sorgt Dankl mit der Forderung, Umlandgemeinden in
die Stadt Salzburg einzugemeinden. Damit solle eine bessere
Abstimmung bei der Verkehrs- und Wohnungspolitik sowie bei den
Arbeitsplätzen erfolgen können und Kosten gerechter verteilt
werden. "Es kann nicht sein, dass jede Gemeinde nur auf den
eigenen Vorteil schaut. Die Stadt hat das Verkehrschaos und die
Kosten, die Umlandgemeinden beteiligen sich finanziell nicht."
Dankls Wunsch wäre es, dass die Gemeinden und die Stadt gut
zusammenarbeiten. "Aber wenn das an den Eigeninteressen einzelner
ÖVP-Bürgermeister scheitert, muss man in letzter Konsequenz auch
über Eingemeindungen nachdenken", so Dankl wohlwissend, dass eine
Umsetzung derzeit eher unrealistisch erscheint.


Aktuell tanzt der KPÖ Plus-Chef auf vielen Hochzeiten – er ist
Gemeinderat sowie im Landtag vertreten und arbeitet zusätzlich im
Salzburg Museum – nun will er Bürgermeister werden. Geht sich das
aus? "Die Tage sind tatsächlich sehr lang. Falls wir als KPÖ Plus
den Sprung in die Stadtregierung schaffen oder sogar den
Bürgermeister stellen, hätte ich aber sowieso Berufsverbot – dann
dürfte ich also nichts anderes machen." Und wie würde es ein
Bürgermeister Dankl mit den Salzburger Festspielen halten? "Ich
würde auf jeden Fall hingehen und auch eine Rede halten, sollte
ich gefragt werden. Ich würde aber auch schauen, dass mehr
Salzburger und Salzburgerinnen, die sich für Kultur
interessieren, hingehen können."


Mit einem Durchschnittsalter von 47,1 Jahren tritt die KPÖ Plus
in der Stadt Salzburg mit der jüngsten Liste bei der Wahl am 10.
März an. Prognosen, die die KPÖ Plus bereits in der Stichwahl
sehen, will Dankl nicht kommentieren. Sollte er tatsächlich in
der Stichwahl kommen, dann "muss ich auf jeden Fall mein
Prinzenkostüm fürs Duell wieder auspacken", sagt Dankl mit einem
Lächeln im Gesicht.

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