008 - Alles wird besser... oder nicht? Teil 2
Ist die Menschheit auf dem richtigen, oder wenigstens auf einem
guten Weg? Wird alles im wesentlichen immer besser? Oder das
Gegenteil: sind wir gerade dabei uns systematisch zu zerstören?
24 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 4 Jahren
Ist die Menschheit auf dem richtigen, oder wenigstens auf einem
guten Weg? Wird alles im wesentlichen immer besser? Oder das
Gegenteil: sind wir gerade dabei uns systematisch zu zerstören?
Diese Frage schließt einerseits unmittelbar an unsere
Episode über Fakten, Daten und Wissenschaft an. Eigentlich sollte
sie also einfach zu beantworten sein. Es stellt sich heraus:
es ist alles gar nicht so einfach und es gibt lautstarke
unterschiedlichen Lager. Wir werden erkennen, dass, selbst
wenn alle Seiten in einer Diskussion sich tatsächlich auf Fakten
berufen, der Schluss, der daraus gezogen werden kann, in vielen
Fällen alles andere als trivial ist. »Keine Lüge, die etwas
auf sich hält, enthält Unwahres. Was letztlich präpariert wird, ist
vielmehr das Weltbild als Ganzes […] Dieses Ganze ist dann weniger
wahr, als die Summe der Wahrheiten seiner Teile […] Die Aufgabe
derer, die uns das Weltbild liefern, besteht also darin, aus vielen
Wahrheiten ein Ganzes für uns zusammenzulügen.«, Günther Anders
Lassen wir den Begriff der »Lüge« weg und transformieren wir das
Zitat zu: selbst wenn alle Fakten in einer Argumentationskette
korrekt sind, kann die Summe, das Ganze irreführend oder gar falsch
sein. Und dies muss nicht notwendigerweise aus bösem Willen
geschehen. Die Frage, die wir an den Anfang gestellt haben,
hat aber eine zweite wichtige Komponente: Narrative.
»Menschen sind die Produkte der Geschichten, die sie über sich
selbst erzählen, die ihre Gemeinschaft über sich erzählt. Fakten
spielen dabei höchstens eine untergeordnete Rolle.«, Philipp Blom
»Bewegungen, welche die Welt zu verändern suchen, beginnen
oft damit, dass sie die Geschichte umschreiben und die Menschen
damit in die Lage versetzen, sich die Zukunft neu auszumalen.«,
Yuval Noah Harari Ich denke nicht, dass Fakten in der öffentlichen
Diskussion nutzlos oder wirkungslos sind, sie haben nur nicht die
Wirkung, wie es sich manche wünschen würden – und das durchaus auch
aus guten Gründen, wie wir sehen werden. Es ist daher von
großer Bedeutung für gesellschaftlich zentrale Fragen nicht nur die
Daten und Fakten kritisch zu hinterfragen, sondern dann auch deren
Interpretation und Deutung konstruktiv zu diskutieren. Allzu leicht
fällt man hier in zu einfache ideologische Raster. In den
beiden Teilen dieser Episode werden wir uns etwas genauer mit den
Argumenten »beider Seiten« auseinandersetzen. Denn es erscheint mir
wichtig, diesen intellektuellen Konflikt einmal durchzuspielen, da
wir einige Prinzipien typischer Probleme des 21. Jahrhunderts
erkennen können. Außerdem sind diese Aspekte sind eine
wesentliche Motivation für diesen Podcast. Ein paar Thesen, die in
späteren Episoden vertieft werden, können vorweggenommen werden:
Ohne Wissenschaft und Technologie kann es keine Zukunft für
9-11 Milliarden Menschen geben.
Wir haben natürliche Ressourcen weit überstrapaziert und
müssen hier dramatisch gegensteuern
Auch die menschlichen Systeme haben eine Komplexität
erreicht, die wir teilweise nicht mehr im Griff haben.
(Komplexität ist nicht dasselbe wie Kompliziertheit – was ist der
Unterschied?)
Die Kernfrage der nächsten Jahrzehnte wird also
wahrscheinlich lauten: Wie können wir die wesentlichen
ökologischen wie gesellschaftlichen Systeme gesund halten
wesentlich mehr Resilienz ins System bringen und dabei die
Fortschritte, die die Menschheit unbestritten erreicht hat nicht
zu einem Einsturz bringen.
Dies ist eine gewaltige Herausforderung. Ich hoffe, ich
werde in diesem Podcast einige Anregungen zum Weiterdenken und eine
Brücke für zukünftige Episoden liefern können.
Referenzen
Hans Rosling, Factfulness
Steven Pinker, Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit
Gregg Easterbrook, It's Better Than It Looks: Reasons for
Optimism in an Age of Fear
George Monbiot, Out of the Wreckage
Philipp Blom, Was auf dem Spiel steht
Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen (Teil 1 und
Teil 2)
Kate Raworth, Doughnut Economics
Johan Rockström et al, Planetary Boundaries (e.g. Nature: A
safe operating space for humanity)
Big World Small Planet, Johan Rockström, Matthias Klum
Johan Rockström, TED Talk: Let the environment guide our
development
Yuval Noah Harari, Homo Deus
Yuval Noah Harari, 21 Lessons for the 21st Century
Michael Specter, Denialism
Jared Diamond, Kollaps
Norman Borlaug, Nobelpreise Acceptance Speech
Jeffrey D. Sachs, Kommentar: Es ist nicht genug, einfach mehr
Nahrung zu produzieren, Spektrum der Wissenschaft, 11.01.2010
Andrea Wulf, Alexander von Humboldt und die Erfindung der
Natur
Robert B. Reich, Rettet den Kapitalismus
Tim Jackson, Prosperity without Growth
guten Weg? Wird alles im wesentlichen immer besser? Oder das
Gegenteil: sind wir gerade dabei uns systematisch zu zerstören?
Diese Frage schließt einerseits unmittelbar an unsere
Episode über Fakten, Daten und Wissenschaft an. Eigentlich sollte
sie also einfach zu beantworten sein. Es stellt sich heraus:
es ist alles gar nicht so einfach und es gibt lautstarke
unterschiedlichen Lager. Wir werden erkennen, dass, selbst
wenn alle Seiten in einer Diskussion sich tatsächlich auf Fakten
berufen, der Schluss, der daraus gezogen werden kann, in vielen
Fällen alles andere als trivial ist. »Keine Lüge, die etwas
auf sich hält, enthält Unwahres. Was letztlich präpariert wird, ist
vielmehr das Weltbild als Ganzes […] Dieses Ganze ist dann weniger
wahr, als die Summe der Wahrheiten seiner Teile […] Die Aufgabe
derer, die uns das Weltbild liefern, besteht also darin, aus vielen
Wahrheiten ein Ganzes für uns zusammenzulügen.«, Günther Anders
Lassen wir den Begriff der »Lüge« weg und transformieren wir das
Zitat zu: selbst wenn alle Fakten in einer Argumentationskette
korrekt sind, kann die Summe, das Ganze irreführend oder gar falsch
sein. Und dies muss nicht notwendigerweise aus bösem Willen
geschehen. Die Frage, die wir an den Anfang gestellt haben,
hat aber eine zweite wichtige Komponente: Narrative.
»Menschen sind die Produkte der Geschichten, die sie über sich
selbst erzählen, die ihre Gemeinschaft über sich erzählt. Fakten
spielen dabei höchstens eine untergeordnete Rolle.«, Philipp Blom
»Bewegungen, welche die Welt zu verändern suchen, beginnen
oft damit, dass sie die Geschichte umschreiben und die Menschen
damit in die Lage versetzen, sich die Zukunft neu auszumalen.«,
Yuval Noah Harari Ich denke nicht, dass Fakten in der öffentlichen
Diskussion nutzlos oder wirkungslos sind, sie haben nur nicht die
Wirkung, wie es sich manche wünschen würden – und das durchaus auch
aus guten Gründen, wie wir sehen werden. Es ist daher von
großer Bedeutung für gesellschaftlich zentrale Fragen nicht nur die
Daten und Fakten kritisch zu hinterfragen, sondern dann auch deren
Interpretation und Deutung konstruktiv zu diskutieren. Allzu leicht
fällt man hier in zu einfache ideologische Raster. In den
beiden Teilen dieser Episode werden wir uns etwas genauer mit den
Argumenten »beider Seiten« auseinandersetzen. Denn es erscheint mir
wichtig, diesen intellektuellen Konflikt einmal durchzuspielen, da
wir einige Prinzipien typischer Probleme des 21. Jahrhunderts
erkennen können. Außerdem sind diese Aspekte sind eine
wesentliche Motivation für diesen Podcast. Ein paar Thesen, die in
späteren Episoden vertieft werden, können vorweggenommen werden:
Ohne Wissenschaft und Technologie kann es keine Zukunft für
9-11 Milliarden Menschen geben.
Wir haben natürliche Ressourcen weit überstrapaziert und
müssen hier dramatisch gegensteuern
Auch die menschlichen Systeme haben eine Komplexität
erreicht, die wir teilweise nicht mehr im Griff haben.
(Komplexität ist nicht dasselbe wie Kompliziertheit – was ist der
Unterschied?)
Die Kernfrage der nächsten Jahrzehnte wird also
wahrscheinlich lauten: Wie können wir die wesentlichen
ökologischen wie gesellschaftlichen Systeme gesund halten
wesentlich mehr Resilienz ins System bringen und dabei die
Fortschritte, die die Menschheit unbestritten erreicht hat nicht
zu einem Einsturz bringen.
Dies ist eine gewaltige Herausforderung. Ich hoffe, ich
werde in diesem Podcast einige Anregungen zum Weiterdenken und eine
Brücke für zukünftige Episoden liefern können.
Referenzen
Hans Rosling, Factfulness
Steven Pinker, Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit
Gregg Easterbrook, It's Better Than It Looks: Reasons for
Optimism in an Age of Fear
George Monbiot, Out of the Wreckage
Philipp Blom, Was auf dem Spiel steht
Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen (Teil 1 und
Teil 2)
Kate Raworth, Doughnut Economics
Johan Rockström et al, Planetary Boundaries (e.g. Nature: A
safe operating space for humanity)
Big World Small Planet, Johan Rockström, Matthias Klum
Johan Rockström, TED Talk: Let the environment guide our
development
Yuval Noah Harari, Homo Deus
Yuval Noah Harari, 21 Lessons for the 21st Century
Michael Specter, Denialism
Jared Diamond, Kollaps
Norman Borlaug, Nobelpreise Acceptance Speech
Jeffrey D. Sachs, Kommentar: Es ist nicht genug, einfach mehr
Nahrung zu produzieren, Spektrum der Wissenschaft, 11.01.2010
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