015 – Innovation oder Fortschritt?

015 – Innovation oder Fortschritt?

Wir sprechen in der Öffentlichkeit, in der Wissenschaft, der Industrie ständig von Innovation, so als wäre Innovation per se sinnvoll und wichtig für unsere Gesellschaft, aber stimmt das? Was ist überhaupt Innovation? Und was ist der Unterschied oder Zusa
33 Minuten
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Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Beschreibung

vor 4 Jahren

Wir sprechen in der Öffentlichkeit, in der Wissenschaft, der
Industrie ständig von Innovation, so als wäre Innovation per se
sinnvoll und wichtig für unsere Gesellschaft, aber stimmt das?
Was ist überhaupt Innovation? Und was ist der Unterschied oder
Zusammenhang zwischen Innovation und Fortschritt?


Warum sprechen wir davon in letzter Zeit immer weniger von
Fortschritt? Es gab mehr als ein Anzeichen in der Vergangenheit,
dass Innovation und Fortschritt nicht immer Hand in Hand gehen
müssen, und in der heutigen Zeit und damit auch in der nahen
Zukunft ist die Situation noch komplizierter geworden.


»Mit dem 18. und 19. Jahrhundert wird der Begriff des
Fortschritts fester Bestandteil des europäischen Weltbildes.«,
Klaus Kornwachs


Wir hat sich der Fortschrittsbegriff des 19. Jahrhunderts immer
mehr auf Innovation reduziert?


Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit, unter anderem auf
den »Atommoment« der Physiker, den Atombomben auf Hiroshima und
Nagasaki und stellen uns die Frage, ob wir heute nicht einen
»Atommoment« der Informatik erleben.


War das alles unvorhersehbar?


Was hat die Technikkritik der Nachkriegszeit bewirkt, denken wir
etwa an Günther Anders:


»Wir sind die Herren der Apokalypse, das Unendliche sind wir.
Alle Wechselfälle der (bisherigen) Geschichte werden angesichts
der neuen Möglichkeiten zur reinen “Vorgeschichte”«


Es herrscht nach dem zweiten Weltkrieg wohl eher das Motte
»Machen was machbar ist«. Seit damals scheinen wir die Frage nach
dem Fortschritt immer weniger zu stellen und heute werden wir mit
Innovationen auf allen Ebenen überflutet.


»In den letzten vierzig Jahren hat sich das Pro-Kopf-Einkommen
der US-Amerikaner mehr als verdoppelt. Bedeutet dies, dass wir
mehr glückliche Menschen haben? Keineswegs. Noch deutlicher ist
des in Japan, wo sich das Pro-Kopf-Einkommen in den letzten
vierzig Jahren verfünffacht hat, wieder: mit keinem messbaren
Zuwachs an individuellem Glück«, Barry Schwartz


Also doch eher Ablenkung und Nebelkerzen um uns von den
tatsächlichen Problemen der Zeit abzulenken?


»Wir verwechseln systematisch Innovation mit Fortschritt«, Harald
Welzer


Es mangelt nicht an Herausforderungen. Sollten wir »Innovation«
nicht eher als Ablenkung begreifen, ad acta legen und uns dem
Begriff des Fortschrittes wieder annähern um die Probleme der
Zeit handhaben zu können?


Referenzen


Richard von Schirach, Die Nacht der Physiker, Rowohlt (2012)

Armin Hermann, Die Jahrhundertwissenschaft, Werner Heisenberg
und die Geschichte der Atomphysik, Rowohlt (1977)

Klaus Kornwachs, Philosophie der Technik (C.H.Beck Wissen)
(2013)

Ludwig Fahrbach, How the growth of science ends theory
change, Synthese (2011) 180: 139.

Günther Anders, Die Antiquiertheit des Menschen Buch 1 und 2,
Beck (2010)

Edward Snowden, Permanent Record, Macmillan (2019)

Atul Gawande, What matters in the end?, On Being Podcast

Sabine Hossenfelder, Lost in Math (2018)

Barry Schwartz, The Paradox of Choice, HarperCollins (2016)

Der Philosophische Stammtisch: Schöne neue digitale Welt?
(mit Precht, Welzer & Gentinetta) (2018)

Shoshanna Zuboff, Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus
(2018)

Rushkoff, Douglas. Present Shock: When Everything Happens
Now, Penguin Publishing Group (2014)

Thomas Bauer, Die Vereindeutigung der Welt, Reclam (2018)

   

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