088 — Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit Prof. Christoph Möllers

088 — Liberalismus und Freiheitsgrade, ein Gespräch mit Prof. Christoph Möllers

Ich habe vor einiger Zeit das hochinteressante Buch »Freiheitsgrade« von Christoph Möllers gelesen. Ich hatte im vorigen Jahr die Gelegenheit, mit Prof. Möllers in Berlin zu sprechen: Christoph Möllers studierte Rechtswissenschaf­ten, Philosophie und...
1 Stunde 12 Minuten
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Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Beschreibung

vor 3 Monaten

Ich habe vor einiger Zeit das hochinteressante Buch
»Freiheitsgrade« von Christoph Möllers gelesen. Ich hatte im
vorigen Jahr die Gelegenheit, mit Prof. Möllers in Berlin zu
sprechen:


Christoph Möllers studierte Rechtswissenschaf­ten, Philosophie
und Komparatistik in Tübingen, Madrid und München, habilitiert in
Heidelberg und ist aktuell Permanent Fellow am
Wissenschaftskolleg zu Berlin. In dieser Funktion beschäftigt er
sich  insbesondere um das Projekt Recht im Kontext. Zugleich
arbeitet er an der Juristischen Fakultät der HU.


Er ist Träger des Leibniz-Preises der DFG, des Schader-Preises
und des Tractatus-Preises sowie Mitglied der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. 


Was ist liberal, libertär wie unterscheidet sich die
Verwendung  international? Was ist der Zusammenhang mit der
französischen Revolution?
»good things are easily destroyed, but not easily created.«,
Roger Scruton über Konservativismus

Was ist das Paradox konservativer Politik? Bedeutet konservativ
gestalten zu müssen bewahren? Was aber ist zu bewahren? Aber wie
steht »links« oder »«liberal« im Vergleich dazu?


Welche Rolle spielt Intervention in verschiedenen Ideologien?


»intrinsic values emerge from social cooperation. They are not
imposed by some outside authority or instilled through fear. They
grow from below, through relations of love, respect and
accountability.«, Roger Scruton


Welche Rolle spielen soziale- und Rechtsnormen? Wie wirken diese
aufeinander? Gelingt die Gestaltung von Sozialnormen durch
Rechtsnormen?


"Kommt zuerst die Sittlichkeit und dann die Rechtsform oder hat
die Rechtsform auch Einflüsse?"


Warum sind die Libertären in Europa kaum vorhanden? (im Gegensatz
zu den USA) Warum war die Prohibition in den USA möglich, während
das in Europe nicht durchsetzbar gewesen wäre?


Was ist die Rolle von politischer Vielfalt, arbeiten wir heute
aktiv dagegen?


Wie gestalten wir sinnvollerweise in komplexen
Sachzusammenhängen? Bottom up oder top down? Wie bildet sich das
auf die politischen Strömungen ab und was kann funktionieren?


»Linke« und »rechte« Parteien tauschen die regelmäßig Rollen und
Ansichten, dazu wird es auch noch später eine weitere Episode
geben — stay tuned!


»Moralisieren macht jede Verständigung unmöglich. […] Im
Extremfall, der leider immer häufiger eintritt, sieht der
politische Moralist im politischen Gegner einen Unmenschen. […]
Politik ist der notwendige Kompromiss mit dem Bösen.«, Norbert
Bolz


Ist Moralisieren etwas Neues in der Politik?


»Entrüstung gilt heute als Echtheitsbeweis, aber wer moralisch
entrüstet ist, kann nicht mehr klar denken.«, Norbert Bolz


Steigt die Aggressivität in der politischen Auseinandersetzung,
erleben wir eine Verrohung des Diskurses bei gleichzeitigem
Verschwimmen von Privatsphäre und Öffentlichkeit? Besteht hier
ein Zusammenhang mit dem beschriebenen Moralisieren? Wenn die
Schwellen der Kommunikation verschwinden (auch technisch), was
sind die Konsequenzen?


“Transparenz ist das Schlagwort der zweiten Aufklärung.”,
Byung-Chul Han


Ist mehr Transparenz (in Politik, Gesellschaft) wirklich immer
besser? Die Gefahren der Transparenz (Byung Chul-Han). Das
Panoptikon ist eigentlich offensichtlich kein Bild der Freiheit
und dennoch wird Transparenz heute so verkauft. 


Braucht Freiheit Intransparenz? Hilft Transparenz wenigstens
Korruption zu verringern?Besteht ein Zusammenhang damit, dass wir
in den westlichen Gesellschaften immer weniger auf die Reihe
bekommen?


Wie sieht es mit Handlungsfähigkeit gegenüber individuellen
Rechten aus?


»Demokratie ist eine träge Maschinerie, konzipiert, um
Entscheidungen zu verlangsamen«, Herfried Münkler


Ist die prozessualisierte Langsamkeit nicht vielleicht in Summe
doch schneller? Wie steht es um Konsensbildung vs. Konfrontation?


Wenn wir Menschen wie Kinder behandeln verhalten sie sich wie
Kinder? Was ist vom »Nudgen« zu halten? Sind die Bürger zu blöd
selbst zu denken aber doch schlau genug zu wählen — pflegen viele
Eliten nicht ein paternalistisches Bild, das zutiefst
undemokratisch und auch fundamental falsch ist?


Ist die klassische sozialdemokratische Idee »von der Wiege bis
zur Bahre« einer der Bevormundung oder der Ermächtigung der
Massen zur Selbstbestimmung? Muss man intervenieren um
Chancengleichheit zu bekommen?


»Es ist ein Dilemma linker Politik, besonders an materieller
Versorgung interessiert zu sein, aber keine Mechanismen anbieten
zu können, die diese freiheitsfreundlich gewährleisten.«


Was sind die Schattenseiten der Aufklärung?


Gibt es katholische und protestantische Atheisten?


Was ist von Meritokratie zu halten? Der amerikanische Philosoph
Michael Sandel sieht diese ja sehr skeptisch. Zurecht? Woran
liegt Chancenungleich? Betreiben wir regelmäßig Survivorship
Bias? Welche Rolle spielt das Glück?


Wie werden Rechte wahrgenommen und entwickeln sich über die Zeit
und warum kann die Nutzung von Rechten zu Irritationen führen?


Was bedeutet Meinungsfreiheit. Mangelt es an Meinungsfreiheit
oder an zivilisiertem Umgang? Was haben wir am Beispiel von
Twitter über Zensur und staatliche Intervention gelernt? Welche
Rolle spielen privatwirtschaftliche Internet-Plattformen? Wie
können diese gesellschaftlich reguliert werden?


Wie spielen Krise und Freiheit zusammen? Wer hat die
Deutungshoheit, was eine Krise ist und wer definiert die
Konsequenzen? Ist dies ein Konflikt Alt gegen Jung? Wer setzt
Prioritäten?


Wie hat sich der Begriff der Freiheit von John Stuart Mill bis
zur heutigen Zeit verändert, ist diese Veränderung wünschenswert?


»Aus fundamentalen Abwehrrechten gegenüber staatlicher Gewalt und
Willkür wurden ausufernde Anspruchsrechte, für deren Einlösung
ein paternalistisch gedachter Staat verantwortlich gemacht werden
soll. Aus dem Recht der Bürger, nach ihrem Glück zu streben,
wurde längst die Pflicht des Staates, für dieses Glück zu sorgen.
Dass in einer Demokratie die Bürger diesen Staat ausmachen und
deshalb solche Forderungen an sich selbst adressieren müssten,
wird gerne vergessen. Die Einsicht, dass es keine Rechte ohne
Pflichten gibt, wird heute ziemlich einseitig interpretiert: Die
Rechte des einen sind jedoch stets die Pflichten des anderen.«,
Konrad Paul Liessmann 


Was geschieht, wenn die Freiheit dazu führt, dass die Menschen
die Freiheit abschaffen oder reduzieren wollen?


"Es funktioniert auch unglaublich viel."


Kritisieren wir auf hohem Niveau? ist das unhistorisch?


»Die Intellektuellen scheinen sich geradezu verschworen zu haben,
uns immer wieder zu erzählen, wie schlecht die Welt ist, in der
wir leben. Ich halte das für einen fürchterlichen Unsinn, eine
wirkliche Lüge, die aber fast allgemein geglaubt wird. In der
Zeit meiner Jugend, gab es in Deutschland, Österreich,
Frankreich, England noch Sklaverei. Vor allem Frauen waren damals
versklavt – als Haushaltsgehilfinnen, Köchinnen, Wäscherinnen
usw. […] Daneben hat es fürchterliches Elend gegeben.«, Karl
Popper


Referenzen


Andere Episoden


Episode 72: Scheitern an komplexen Problemen? Wissenschaft,
Sprache und Gesellschaft — Ein Gespräch mit Jan David Zimmermann

Episode 65: Getting Nothing Done — Teil 2

Episode 64: Getting Nothing Done — Teil 1

Episode 58: Verwaltung und staatliche Strukturen — ein
Gespräch mit Veronika Lévesque

Episode 57: Konservativ UND Progressiv

Episode 44: Was ist Fortschritt? Ein Gespräch mit Philipp
Blom

Episode 38: Eliten, ein Gespräch mit Prof. Michael Hartmann



Christoph Möllers


Lehrstuhl Christoph Möllers

Christoph Möllers, Werdegang

Christoph Möllers, Freiheitsgrade, Suhrkamp (2020)



Fachliche Referenzen


Norbert Bolz, Keine Macht der Moral, Matthes und Seitz Berlin
(2021)

Byung-Chul Han, Psychopolitik, S. Fischer (2014)

Panopticon (Wikipedia)

Nudging: Jesse Singal, The Quick Fix: Why Fad Psychology
Can't Cure Our Societal Ills, Farrar, Straus and Giroux (2021)

Von der Wiege bis zur Bahre — Sozialdemokratie

The Free Press, Why we went to Twitter

Marshall Matters (Spectator), Michael Shellenberger, The
Censorship Industrial Complex  (2023)

Konrad Paul Liessmann, Lauter Lügen, Paul Zsolnay (2023)

John Stuart Mill, On Liberty, Project Gutenberg (1859)

Karl Popper, Ich weiß, dass ich nichts weiß – und kaum das
(1991)

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