SG #014: Das Oktoberfest
Heute möchte ich Euch aus aktuellem Anlass etwas über das
Oktoberfest erzählen. Denn das beginnt morgen hier in München. Ihr
kennt es sicher alle, denn das Oktoberfest ist das größte Volksfest
der Welt. Jedes Jahr besuchen rund sechs Millionen Menschen...
9 Minuten
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Beschreibung
vor 18 Jahren
Heute möchte ich Euch aus aktuellem Anlass etwas über das
Oktoberfest erzählen. Denn das beginnt morgen hier in München.
Ihr kennt es sicher alle, denn das Oktoberfest ist das größte
Volksfest der Welt. Jedes Jahr besuchen rund sechs Millionen
Menschen das Oktoberfest!
Alles begann im Jahr 1810. Kronprinz Ludwig heiratete Prinzessin
Therese damals im Oktober. Auf einer Wiese außerhalb der Stadt
veranstalteten sie zur Feier des Tages ein Pferderennen. Seitdem
heißt die Wiese Theresienwiese. Mittlerweile ist die Stadt so
sehr gewachsen, dass die Wiese nicht mehr am Rand der Stadt
liegt, sondern mittendrin. Mittlerweile haben wir hier auch so
etwas ähnliches wie die Freiheitsstatue in New York: Die Bavaria
wacht mit einem Löwen an ihrer Seite über die Wiese. Man kann in
ihren Kopf klettern und hat von dort einen wunderbaren Ausblick
über die Stadt.
Jedes Jahr findet das Oktoberfest statt, es sei denn es herrschte
Krieg oder die Stadt wurde von einer Cholera-Epidemie befallen.
Weil es in München aber im Oktober manchmal schon sehr kalt ist,
beschloss man, das Fest vorzuverlegen. Jetzt findet es im
September statt – nur das letzte Wochenende ist im Oktober. Das
Oktoberfest dauert immer drei Wochenenden, manchmal wird es etwas
verlängert. Es dauert also immer 16 bis 18 Tage lang.
Die Gäste sind international. Die Münchner selbst gehen oft mit
ihren Firmenkollegen auf das Oktoberfest, es kommen aber auch
viele Australier und Japaner zum Feiern und Trinken hierher.
Typisch ist, dass schon einige Wochen vor dem Beginn des
Oktoberfests Italiener mit ihren Wohnwagen hier auftauchen. Sie
parken die Wohnwägen am Rand der Theresienwiese und haben so ein
perfektes Quartier – auch betrunken können sie so noch in ihr
Bett wanken. Während des Wochenendes, an dem die meisten
Italiener in München sind, werden übrigens im Radio auch die
Verkehrsdurchsagen auf italienisch gemacht.
Eröffnet wird das Oktoberfest immer am Samstagmittag vom
Oberbürgermeister. Das ist in München derzeit Christian Ude. Er
steht dann vor einem riesigen Fass Bier und muss es anzapfen.
Also das erste Bier ausschenken. Er ruft dann „Ozapft is“, und
die Wies’n ist eröffnet.
Ich fahre am liebsten mit dem Riesenrad. Es wurde 1880 zum ersten
Mal aufgestellt und war damals zwölf Meter hoch. Heute ist es 48
Meter hoch und man hat einen wunderbaren Blick auf die Stadt.
Neben Geisterbahnen, Autoscootern, Achterbahnen und ähnlichen
Vergnügungsständen gibt es natürlich vor allem viele riesige
Bierzelte auf der Wies’n. Man wird hier aber kein Heineken- oder
Guiness-Zelt finden – auf dem Oktoberfest dürfen nur Münchner
Traditionsbrauereien ihr Bier verkaufen. Das sind beispielsweise
Löwenbräu, Paulaner, Augustiner oder Hacker-Pschorr. Das
Hofbräu-Festzelt ist das größte und fasst 10.000 Besucher. Wenn
eines der 14 großen Zelte voll ist, werden die Türen geschlossen.
Erst wenn wieder einige Besucher gegangen sind, werden sie wieder
geöffnet. Manchmal schließen die Zelte schon gegen elf Uhr
vormittags ihre Türen, so viele Besucher sind hier.
Im Zelt trinkt man Bier in Literkrügen, den so genannten
Maßkrügen. Dazu isst man Riesenbrezen mit Käse, Rettich (der in
Bayern Radi heißt), gebratene Hähnchen oder sogar Ochsen. Ganze
Ochsen drehen sich in einem Zelt um einen riesigen Grillspieß.
Immer mehr Münchner übrigens gehen wieder in traditionellen
Trachten auf die Wies’n. Das heißt dass die Frauen ein Dirndl
tragen, also ein Kleid mit Schürze, und die Männer eine
Lederhose. Zwei Monate vor dem Oktoberfest eröffnen in München
dann plötzlich überall Geschäfte, die diese Trachten verkaufen –
danach sind sie wieder verschwunden.
Das Oktoberfest soll ein traditionelles Volksfest bleiben, das
ist den Münchnern sehr wichtig. Es soll nicht nur um
Alkoholexzesse gehen, sondern ruhig und familienfreundlich sein.
Deswegen dürfen die Blaskapelle in den Zelten seit einiger Zeit
nur noch relativ leise spielen, bis 18 Uhr abends müssen sie
traditionelle Blasmusik spielen. Erst abends dürfen sie dann Pop
und Schlagermusik anstimmen.
Ich wohne zum Glück nicht in der Nähe des Oktoberfestes. Meistens
gehe ich auch nicht hin, es sind mir zu viele Menschen dort, es
ist zu laut. Aber ich merke trotzdem, dass gerade Wiesn-Zeit ist:
Denn auch hier, wo ich wohne, laufen viele Menschen in Tracht rum
und gehen sogar so zur Arbeit.
So, das war mein Thema für heute. Ich werde am Sonntag zum
Trachtenumzug gehen – da marschieren viele Gruppen aus ganz
Europa in ihren Trachten durch München, mit Pferdekutschen und
Musikkapellen.
Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg14kurz.pdf
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