Folge 61 - Vorbereitung (Johannes R. Becher)

Folge 61 - Vorbereitung (Johannes R. Becher)

22 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Heute geht es um Johannes R. Becher, einen der wichtigsten
Dichter der frühen DDR. Wie wurde er zu dem Schriftsteller, der
Schreiben und Politik als untrennbar begriff? In dieser Folge
blicken wir auf einen frühen Text von ihm, in dem schon der Keim
für die spätere Entwicklung in Bechers Biografie zu sehen ist.








Vorbereitung


Der Dichter meidet strahlende Akkorde.
Er stößt durch Tuben, peitscht die Trommel schrill.
Er reißt das Volk auf mit gehackten Sätzen.


Ich lerne. Ich bereite vor. Ich übe mich.
Wie arbeite ich – hah leidenschaftlichst! –
Gegen mein noch unplastisches Gesicht –:
Falten spanne ich. Die Neue Welt
(– eine solche: die alte, die mystische, die Welt der Qual
austilgend –)
Zeichne ich, möglichst korrekt, darin ein.
Eine besonnte, eine äußerst gegliederte, eine geschliffene
Landschaft schwebt mir vor,
Eine Insel glückseliger Menschheit.
Dazu bedarf es viel. (Das weiß er auch längst sehr wohl.)


O Trinität des Werks: Erlebnis Formulierung Tat.
Ich lerne. Bereite vor. Ich übe mich.


… bald werden sich die Sturzwellen meiner Sätze zu einer
unerhörten Figur verfügen.
Reden. Manifeste. Parlament. Das sprühende politische Schauspiel.
Der Experimentalroman.
Gesänge von Tribünen herab vorzutragen.


Menschheit! Freiheit! Liebe!


Der neue, der Heilige Staat
Sei gepredigt, dem Blut der Völker, Blut von ihrem Blut,
eingeimpft.
Restlos sei er gestaltet.
Paradies setzt ein.
– Laßt uns die Schlagwetter-Atmosphäre verbreiten! –
Lernt! Vorbereitet! Übt euch!

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