127 Systemtheorie
Systemtheorie Heute geht es um Systemtheorie! Ein Thema, dem wir
immer wieder begegnen und wir nutzen direkt die Gelegenheit, dass
der liebe David Symhoven zu Gast ist. David kennt ihr vielleicht
schon aus dem „Wir müssen reden!
34 Minuten
Beschreibung
vor 3 Jahren
Systemtheorie
Heute geht es um Systemtheorie! Ein Thema, dem wir immer wieder
begegnen und wir nutzen direkt die Gelegenheit, dass der liebe
David Symhoven zu Gast ist.
David kennt ihr vielleicht schon aus dem „Wir müssen reden!“
Podcast bei dem Janina Kappelhoff und Henry Schneider schon zu
Gast waren. Oder aus der Scrum Guide 2020 Folge. Wir waren in
seinem Podcast in den Folgen 33 und 34 zu Gast.
Diese Folge auf YouTube: https://youtu.be/6IHwCmUSXok
Und heute ist David exklusiv bei uns! Da er sich viel mit
Systemtheorie beschäftigt und dies sicherlich besser drauf hat,
als wir, nutzen wir genau diese Chance!
Am leichtest findest Du Infos zum lieben David unter
https://david-symhoven.de
In der ersten Folgen hat David übrigens die spannende Geschichte
zu seinem Nachnamen berichtet: https://wirmuessenreden.podigee.io
Der Podcast von David auf iTunes:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/wir-m%C3%BCssen-reden-ein-scrum-master-nlp-coach-im-lockeren/id1498061005
Der Podcast von David auf Spotify:
https://open.spotify.com/show/0G0SDnAtDiJjsOV9tpthvX?si=r9RNLc0ISlyzf8UHJouamQ
David beschäftigt sich mit Systemtheorie
Natürlich bezeichnet Henry David als Experten. Für David ist es
sicherlich auch so, wie mit jedem größeren Expertengebiet, je
mehr man weiß, desto mehr weiß man auch, was man noch nicht so
weiß. Uns geht das ja auch so mit Agilität, wo wir häufig
überrascht sind, dass wir als Experten gelten, bei Menschen die
wir wiederum für Experten halten.
David beschäftigt sich schon seit 2Jahren mit Systemtheorie, hat
gute Trainings besucht, viel durchdacht und Bücher zum Thema
gelesen. Dieser Vorsprung gibt uns die Chance ihm Fragen zu
stellen und die Systemtheorie nach Luhmann auch für Laien
verstehbar zu erfahren. Zudem ist David als Agile Coach und Scrum
Master seit über 5 Jahren tätig. Auf diesem Gebiet haben auch wir
ihn kennen und schätzen gelernt.
So hat David auch schon kleine Teams und größere Teams in
Konstellationen bis 30 Menschen begleitet. Dabei ist ihm
aufgefallen, dass die vielen Tools, auch aus dem Agilen Raum, die
David Symhoven zur Verfügung hatte, nicht die gewünschten
Ergebnisse in Richtung Organisationsentwicklung gebracht haben,
die er sich gewünscht hätte. Dabei ist er mit seinem Kollegen
Martin Aigner auf die Systemtheorie nach Niklas Luhmann gestoßen.
Systemthoerie ist ein Fass ohne Boden – David Symhoven
David stellt dabei immer mehr Facetten und Einsatzgebiete dieser
grandiosen Theorie fest. Deshalb bezeichnet er dieses Gebiet auch
gern als Fass ohne Boden.
Niklas Luhmann
In Henrys Augen war Niklas Luhmann (* 8. Dezember 1927 Lüneburg;
† 6. November 1998 Oerlinghausen) ein Genie. Allein das
Zettelkästen Ordnungssystem ist der Wahnsinn. Auch David
beschreibt seine Werke und Theorien als nicht ganz so einfache
Kost und gleichzeitig verändern sie den Blick auf die Welt enorm.
Niklas Luhmann ist deutscher Soziologe und hatte in Bielefeld
seinen Lehrstuhl. Er hatte die Idee oder den Auftrag eine Theorie
der Gesellschaft zu formulieren.
Zudem ist Luhmann Konstruktivist. Das bedeutet, dass er davon
ausgeht, dass es eine Realität gibt, aber wir diese immer selbst
konstruieren. Es gibt dadurch keine objektive äußere Realität.
Alles was wir sehen und erfahren ist unser eigenes Konstrukt. Wir
erschaffen also alle unsere eigene Realität.
Systemtheorie grob
Dazu gibt uns David erst einmal einen groben Kontext, damit Du
Dir ein besseres Bild machen kannst. Was ist die Systemtheorie,
wo kommt sie her und welche Vorannahmen wir dabei kaufen müssen.
Niklas Luhmann hatte, wie bereits erwähnt die Aufgabe eine
Theorie der Gesellschaft zu formulieren. Der gesamten
Gesellschaft. Dauer des Projektes: 30 Jahre, kosten keine.
Das hat er geschafft! Nach 30 Jahren hat er sein Buch „Die
Gesellschaft der Gesellschaft“ veröffentlicht.
Er hatte den Anspruch eine universelle Theorie der Gesellschaft
zu entwickeln. Diese ist dadurch erst einmal widerspruchsfrei und
gleichzeitig nur eine Theorie. Sie ist zudem zirkulär, weshalb es
schwierig ist die Theorie zu erklären ohne Begriffe aus der
Theorie zu verwenden. Die beste Möglichkeit ist also, sich
irgendwo einen Einstiegspunkt zu wählen und dann damit zu
beginnen.
Es gibt 3 Vorannahmen zu der Theorie. Erstens, es gibt eine
Realität, auf die man sich einigen muss. Zweitens existieren in
dieser Realität Systeme. Die dritte Vorannahme ist, dass alles
auf Unterscheidungen begründet ist, die auf Unterscheidungen des
Individuums beruhen. Keine Sorge, David bringt auch noch
Beispiele dazu.
Die Qualle macht ohne Wasser schlapp
Ein Beispiel aus einem seiner Bücher ist der Satz „Die Qualle
macht ohne Wasser schlapp.“. Diese Aussage würden die meisten
Menschen erst einmal akzeptieren. Wir würden akzeptieren, dass es
eine Qualle gibt und diese ohne Wasser irgendwann stirbt. In der
Realität existiert diese Aussage aber nicht. Diese Aussage
funktioniert nur, weil wir als Beobachter Unterscheidungen
zugrunde legen. Denn die Unterscheidung mit oder ohne Wasser
existiert in der realen Welt nicht, da es keine Verneinungen in
der realen Welt gibt. Beispielsweise kein Licht. Auch der
Zustand, dass die Qualle schlapp macht ist eine Zuschreibung.
Genau deshalb wird die Systemtheorie gern als Differenztheorie
bezeichnet.
Wenn wir diese Unterscheidungen kennen, dann können wir uns
klarer über Themen unterhalten.
Warum ist das interessant?
Luhmann unterscheidet zwischen drei Systemen. Biologisch,
Menschen und Natur. Lebewesen im Allgemeinen. Weiterhin gibt es
Psychische Systeme, welche unsere Gedankenwelt sind. Als drittes
gibt es dann noch die sozialen Systeme, auf die sich Luhmann
fokussiert hat in seiner Theorie. Darunter fällt die komplette
Gesellschaft und auch im speziellen Organisationen. Ha! Hier ist
der Link zur Agilität und Transformation.
Und genau damit haben wir auf der Arbeit täglich zu tun. Die
Systemtheorie liefert hierzu andere Denkansätze und hat damit
coole Blickwinkel auf unseren Arbeitsalltag. Damit ist sie
natürlich nicht die ganze Wahrheit, sondern ein weiteres Tool.
Sie nimmt vor allem sehr viel subjektive Wertung von uns aus den
Systemen und hilft Dinge objektiver und damit etwas ohne
Vorverurteilung zu betrachten.
System Umwelt Differenz
Eine zentrale Unterscheidung ist dabei vor allem die Differenz
zwischen dem untersuchten System und seiner Umwelt. Dies hat sich
Luhmann aus der Biologie abgeschaut, in der die Haut die Trennung
zwischen System und Umwelt bildet.
Wir Menschen bestehen aus Zellen. Doch die Summe dieser Zellen
sind nicht die jeweiligen einzelnen persönlichen Menschen. Wenn
wir alle Zellen von Henry nehmen und kopieren, dann haben wir
keinen kompletten Henry noch einmal. Es fehlt die Interaktion der
Zellen untereinander. Diese Operationen der Zellen untereinander
sind wichtig um das komplette System zu haben.
Obwohl Henrys Körper jetzt ständig Zellen erneuert und
reproduziert, wird Henry nicht größer oder dicker. Daher können
wir eine Grenze zwischen Henry und Umwelt ausmachen. Das Gleiche
gibt es auch in sozialen Systemen.
Luhmann sagt nun, dass Organisationen, also soziale Systeme aus
Kommunikation bestehen. Dies trifft sich auch mit der
Einschätzung der Znip Academy, wo wir glauben, dass es sich in
der Agilität um das Managen der Kommunikation im komplexen
Systemen dreht. Durch die Kommunikation entsteht nun eine Grenze,
wie in biologischen Systemen.
Das kennen wir auch, wenn in ein neues Team kommen. Dort dürfen
wir erst die eigene Sprache lernen.
Diese Grenze ist nun wichtig, da die Umwelt das System erzieht.
Wir sind abhängig von dem, was im Außen passiert und lernen durch
Beobachtung. Dies konnten wir während der Corona Zeit gut
beobachten. Es gab Reize von außen, die das System (die
Organisationen) nicht ignorieren konnten.
Kommunikation
Wenn wir Organisationen Verändern möchten, dann müssen wir auf
Kommunikation gehen. Laut Luhmann ist die Kommunikation die
atomare Einheit. Wenn wir diese un die Schnittstellen dazu
verändern, dann verändert sich auch die Organisation (das System)
dazu. In der Systemtheorie wird nun aus Kommunikation an
Kommunikation, die Kultur. Diese entsteht also aus viel
Kommunikation.
Diese Kultur erkennen wir an der Sprache in der Organisation.
Kultur ist aber eine unentscheidbare Entscheidungsprämisse. Das
bedeutet, dass Kultur etwas ist, dass ich nicht entscheiden kann.
Die Kultur ist wie ein Schatten eines Objektes. Wir können also
das Objekt ändern und dann ändert sich der Schatten dazu. Daher
können wir an der Kultur wiederum erkennen ob eine Intervention
erfolgreich war.
Spiele & Regeln
Ein weiteres gutes Beispiel sind Gesellschaftsspiele. Die Spieler
handeln in diesen Spielen entsprechend der Regeln. Bei Mensch
ärgere Dich nicht, nimmt es aber niemand jemanden übel, falls
dieser eine andere Spielfigur rausschmeißt. Es gehört zum Spiel
und deren Regeln. Wenn wir nun aber die Regeln verändern, werden
wir feststellen, dass sich die Spieler darin anders verhalten
werden. Hier sehen wir gut das Zusammenspiel zwischen Regeln in
einem System und das obwohl die Menschen die gleichen bleiben
(Umweltabgrenzung). Zusätzlich sind wir Menschen nötig um das
Spiel zu spielen, aber nicht Bestandteil des Spieles.
Jetzt können wir die Spielfiguren eines Spieles mit den Rollen in
einer Organisation vergleichen.
Nach Luhmann kann eine Organisation demnach auch nicht wie eine
Familie sein. Der Mensch ist als Ganzes gar nicht in der
Organisation integriert und es gibt kündbare Arbeitsverhältnisse.
Damit kann die Organisation nicht wie eine Familie sein.
Genauso verhalten sich dieselben Menschen anders im
Fußballstadion als in der Oper. Das bedeutet, dass die jeweils
vorherrschenden Regeln und deren Kontext, und diese können wir
beeinflussen, auf das Verhalten der Menschen im System auswirken.
Davon abgeleitet sagt die Systemtheorie auch, dass die Arbeit am
Mensch keine Auswirkung auf das System hat, da dieser Mensch kein
Bestandteil des Systems ist.
Zusätzlich wird eine Unterscheidung zwischen Person und Persona
gemacht. Die Persona ist die Spielfigur auf dem Brett, mit
entsprechenden Erwartungen des Systems an diese Persona. Ähnlich
einer Jobbeschreibung.
Selbsterhaltende Systeme
Dadurch bringt die Forderung die Führungspositionen auszutauschen
oft nicht viel, denn die Regeln müssten angepasst werden.
Dies können wir auch super in der Politik beobachten. Wir
tauschen Politiker aus und trotzdem passiert das gleiche. Grund
dafür ist, dass Systeme selbsterhaltend sind.
Wenn wir Menschen also in ein System packen, so werden diese
(nach Systemtheorie) in ein Verhalten gezwungen.
Das erklärt auch, warum Henry Schneider festgestellt hat, dass
viele Führungskräfte nach einem längeren Coaching, wenn sie
endlich auf dem richtigen Weg sind, die Unternehmen verlassen.
Klar sie passen nicht mehr zum System.
Menschenfeind?
Luhmann wurde oder wird ein Antihumanismus nachgesagt. Das stimmt
auch in gewisser Art und Weise, da der Mensch nicht einmal in der
Theorie vorkommt.
Doch genau dies ist das humane daran. Wir können den Menschen
gänzlich in seiner Art in Ruhe lassen. Er darf sein, wie er ist.
Es muss also auch in Ordnung sein, dass Menschen nicht mit dem
mega Purpose auf Arbeit kommen und dort 100 Stunden die Woche
arbeiten wollen. Sie sind nicht teil des Systems Organisation.
Dadurch wird die Systemtheorie plötzlich sehr menschlich.
Henry hätte ihm das gar nicht zugeordnet, da Vertrauen ein
Kernpunkt seiner Thesen zur Reduktion von Komplexität zu sein
scheint.
Vertrauen: Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität –
Niklas Luhmann
Das gleichnamige Buch findest Du hier.
Arbeitsalltag
Wie sieht das Ganze nun im Arbeitsalltag von David Symhoven aus?
Dabei stellen wir schnell fest, dass die Systemtheorie ein
Denkwerkzeug ist. Eine Brille, durch die wir einen anderen Blick
auf die Wirklichkeit bekommen. Die Theorie gibt keine Lösungen
vor, sondern liefert neue Blinkwinkel um vielleicht bessere
Lösungen entwickeln zu können.
Wir bekommen ein Beobachtungswerkzeug und können dann anhand
unserer Beobachtungen entscheiden.
Spannend wird dies vor allem, wenn wir dadurch Handlungen, die in
unserem Gedankensystem unsinnig aussehen, plötzlich Sinn
zuschreiben können.
Jetzt kann David sich die Kommunikation in einer Organisation
anschauen. Nun kann in der Organisation auch nur real existieren,
was kommuniziert wird. Alles was nicht ausgesprochen wird kann
nicht real in der Organisation existieren. Wenn das stimmt, dass
Organisationen aus Kommunikation bestehen.
Betriebsblindheit ist nun die Definition von Kultur. Kultur ist
das, was normal ist.
Dies kann David beobachten und spiegeln.
Wie lernen?
Die spannende Frage ist jetzt natürlich, wenn mich die
Systemtheorie interessiert und die so groß ist, wo fange ich an
sie zu lernen?
Da wir jemanden haben, der genau das in Erfahrung gebracht hat,
kann er uns ja seinen Weg nennen.
Eine gute Quelle ist die Ausbildung bei intrinsify.
Gut ist auch das Buch Luhmann leicht gemacht. Sowie Einführung in
die (System-)Theorie der Beratung.
Weiterhin empfiehlt David „Einführung in die Systemtheorie und
Konstruktivismus“ von Simon Fritz B.
Get shit done,
Janina & Henry
Gefällt dir die Podcastfolge? Dann empfiehl sie gerne anderen
weiter, z.B. indem du die Folge in deiner Story teilst. Wenn du
magst verlinke @znip_academy_agile und wir teilen deinen Like mit
unseren Hörern.
Du möchtest dich von uns in der Tiefe in eurem
Veränderungsprozess begleiten lassen, eure größten
Komplexitätsnester auflösen und die besten Teamtipps bekommen?
Dann buch uns
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In der Podcastfolge erwähnte Folgen zur Vertiefung:
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Heute geht es um Systemtheorie! Ein Thema, dem wir immer wieder
begegnen und wir nutzen direkt die Gelegenheit, dass der liebe
David Symhoven zu Gast ist.
David kennt ihr vielleicht schon aus dem „Wir müssen reden!“
Podcast bei dem Janina Kappelhoff und Henry Schneider schon zu
Gast waren. Oder aus der Scrum Guide 2020 Folge. Wir waren in
seinem Podcast in den Folgen 33 und 34 zu Gast.
Diese Folge auf YouTube: https://youtu.be/6IHwCmUSXok
Und heute ist David exklusiv bei uns! Da er sich viel mit
Systemtheorie beschäftigt und dies sicherlich besser drauf hat,
als wir, nutzen wir genau diese Chance!
Am leichtest findest Du Infos zum lieben David unter
https://david-symhoven.de
In der ersten Folgen hat David übrigens die spannende Geschichte
zu seinem Nachnamen berichtet: https://wirmuessenreden.podigee.io
Der Podcast von David auf iTunes:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/wir-m%C3%BCssen-reden-ein-scrum-master-nlp-coach-im-lockeren/id1498061005
Der Podcast von David auf Spotify:
https://open.spotify.com/show/0G0SDnAtDiJjsOV9tpthvX?si=r9RNLc0ISlyzf8UHJouamQ
David beschäftigt sich mit Systemtheorie
Natürlich bezeichnet Henry David als Experten. Für David ist es
sicherlich auch so, wie mit jedem größeren Expertengebiet, je
mehr man weiß, desto mehr weiß man auch, was man noch nicht so
weiß. Uns geht das ja auch so mit Agilität, wo wir häufig
überrascht sind, dass wir als Experten gelten, bei Menschen die
wir wiederum für Experten halten.
David beschäftigt sich schon seit 2Jahren mit Systemtheorie, hat
gute Trainings besucht, viel durchdacht und Bücher zum Thema
gelesen. Dieser Vorsprung gibt uns die Chance ihm Fragen zu
stellen und die Systemtheorie nach Luhmann auch für Laien
verstehbar zu erfahren. Zudem ist David als Agile Coach und Scrum
Master seit über 5 Jahren tätig. Auf diesem Gebiet haben auch wir
ihn kennen und schätzen gelernt.
So hat David auch schon kleine Teams und größere Teams in
Konstellationen bis 30 Menschen begleitet. Dabei ist ihm
aufgefallen, dass die vielen Tools, auch aus dem Agilen Raum, die
David Symhoven zur Verfügung hatte, nicht die gewünschten
Ergebnisse in Richtung Organisationsentwicklung gebracht haben,
die er sich gewünscht hätte. Dabei ist er mit seinem Kollegen
Martin Aigner auf die Systemtheorie nach Niklas Luhmann gestoßen.
Systemthoerie ist ein Fass ohne Boden – David Symhoven
David stellt dabei immer mehr Facetten und Einsatzgebiete dieser
grandiosen Theorie fest. Deshalb bezeichnet er dieses Gebiet auch
gern als Fass ohne Boden.
Niklas Luhmann
In Henrys Augen war Niklas Luhmann (* 8. Dezember 1927 Lüneburg;
† 6. November 1998 Oerlinghausen) ein Genie. Allein das
Zettelkästen Ordnungssystem ist der Wahnsinn. Auch David
beschreibt seine Werke und Theorien als nicht ganz so einfache
Kost und gleichzeitig verändern sie den Blick auf die Welt enorm.
Niklas Luhmann ist deutscher Soziologe und hatte in Bielefeld
seinen Lehrstuhl. Er hatte die Idee oder den Auftrag eine Theorie
der Gesellschaft zu formulieren.
Zudem ist Luhmann Konstruktivist. Das bedeutet, dass er davon
ausgeht, dass es eine Realität gibt, aber wir diese immer selbst
konstruieren. Es gibt dadurch keine objektive äußere Realität.
Alles was wir sehen und erfahren ist unser eigenes Konstrukt. Wir
erschaffen also alle unsere eigene Realität.
Systemtheorie grob
Dazu gibt uns David erst einmal einen groben Kontext, damit Du
Dir ein besseres Bild machen kannst. Was ist die Systemtheorie,
wo kommt sie her und welche Vorannahmen wir dabei kaufen müssen.
Niklas Luhmann hatte, wie bereits erwähnt die Aufgabe eine
Theorie der Gesellschaft zu formulieren. Der gesamten
Gesellschaft. Dauer des Projektes: 30 Jahre, kosten keine.
Das hat er geschafft! Nach 30 Jahren hat er sein Buch „Die
Gesellschaft der Gesellschaft“ veröffentlicht.
Er hatte den Anspruch eine universelle Theorie der Gesellschaft
zu entwickeln. Diese ist dadurch erst einmal widerspruchsfrei und
gleichzeitig nur eine Theorie. Sie ist zudem zirkulär, weshalb es
schwierig ist die Theorie zu erklären ohne Begriffe aus der
Theorie zu verwenden. Die beste Möglichkeit ist also, sich
irgendwo einen Einstiegspunkt zu wählen und dann damit zu
beginnen.
Es gibt 3 Vorannahmen zu der Theorie. Erstens, es gibt eine
Realität, auf die man sich einigen muss. Zweitens existieren in
dieser Realität Systeme. Die dritte Vorannahme ist, dass alles
auf Unterscheidungen begründet ist, die auf Unterscheidungen des
Individuums beruhen. Keine Sorge, David bringt auch noch
Beispiele dazu.
Die Qualle macht ohne Wasser schlapp
Ein Beispiel aus einem seiner Bücher ist der Satz „Die Qualle
macht ohne Wasser schlapp.“. Diese Aussage würden die meisten
Menschen erst einmal akzeptieren. Wir würden akzeptieren, dass es
eine Qualle gibt und diese ohne Wasser irgendwann stirbt. In der
Realität existiert diese Aussage aber nicht. Diese Aussage
funktioniert nur, weil wir als Beobachter Unterscheidungen
zugrunde legen. Denn die Unterscheidung mit oder ohne Wasser
existiert in der realen Welt nicht, da es keine Verneinungen in
der realen Welt gibt. Beispielsweise kein Licht. Auch der
Zustand, dass die Qualle schlapp macht ist eine Zuschreibung.
Genau deshalb wird die Systemtheorie gern als Differenztheorie
bezeichnet.
Wenn wir diese Unterscheidungen kennen, dann können wir uns
klarer über Themen unterhalten.
Warum ist das interessant?
Luhmann unterscheidet zwischen drei Systemen. Biologisch,
Menschen und Natur. Lebewesen im Allgemeinen. Weiterhin gibt es
Psychische Systeme, welche unsere Gedankenwelt sind. Als drittes
gibt es dann noch die sozialen Systeme, auf die sich Luhmann
fokussiert hat in seiner Theorie. Darunter fällt die komplette
Gesellschaft und auch im speziellen Organisationen. Ha! Hier ist
der Link zur Agilität und Transformation.
Und genau damit haben wir auf der Arbeit täglich zu tun. Die
Systemtheorie liefert hierzu andere Denkansätze und hat damit
coole Blickwinkel auf unseren Arbeitsalltag. Damit ist sie
natürlich nicht die ganze Wahrheit, sondern ein weiteres Tool.
Sie nimmt vor allem sehr viel subjektive Wertung von uns aus den
Systemen und hilft Dinge objektiver und damit etwas ohne
Vorverurteilung zu betrachten.
System Umwelt Differenz
Eine zentrale Unterscheidung ist dabei vor allem die Differenz
zwischen dem untersuchten System und seiner Umwelt. Dies hat sich
Luhmann aus der Biologie abgeschaut, in der die Haut die Trennung
zwischen System und Umwelt bildet.
Wir Menschen bestehen aus Zellen. Doch die Summe dieser Zellen
sind nicht die jeweiligen einzelnen persönlichen Menschen. Wenn
wir alle Zellen von Henry nehmen und kopieren, dann haben wir
keinen kompletten Henry noch einmal. Es fehlt die Interaktion der
Zellen untereinander. Diese Operationen der Zellen untereinander
sind wichtig um das komplette System zu haben.
Obwohl Henrys Körper jetzt ständig Zellen erneuert und
reproduziert, wird Henry nicht größer oder dicker. Daher können
wir eine Grenze zwischen Henry und Umwelt ausmachen. Das Gleiche
gibt es auch in sozialen Systemen.
Luhmann sagt nun, dass Organisationen, also soziale Systeme aus
Kommunikation bestehen. Dies trifft sich auch mit der
Einschätzung der Znip Academy, wo wir glauben, dass es sich in
der Agilität um das Managen der Kommunikation im komplexen
Systemen dreht. Durch die Kommunikation entsteht nun eine Grenze,
wie in biologischen Systemen.
Das kennen wir auch, wenn in ein neues Team kommen. Dort dürfen
wir erst die eigene Sprache lernen.
Diese Grenze ist nun wichtig, da die Umwelt das System erzieht.
Wir sind abhängig von dem, was im Außen passiert und lernen durch
Beobachtung. Dies konnten wir während der Corona Zeit gut
beobachten. Es gab Reize von außen, die das System (die
Organisationen) nicht ignorieren konnten.
Kommunikation
Wenn wir Organisationen Verändern möchten, dann müssen wir auf
Kommunikation gehen. Laut Luhmann ist die Kommunikation die
atomare Einheit. Wenn wir diese un die Schnittstellen dazu
verändern, dann verändert sich auch die Organisation (das System)
dazu. In der Systemtheorie wird nun aus Kommunikation an
Kommunikation, die Kultur. Diese entsteht also aus viel
Kommunikation.
Diese Kultur erkennen wir an der Sprache in der Organisation.
Kultur ist aber eine unentscheidbare Entscheidungsprämisse. Das
bedeutet, dass Kultur etwas ist, dass ich nicht entscheiden kann.
Die Kultur ist wie ein Schatten eines Objektes. Wir können also
das Objekt ändern und dann ändert sich der Schatten dazu. Daher
können wir an der Kultur wiederum erkennen ob eine Intervention
erfolgreich war.
Spiele & Regeln
Ein weiteres gutes Beispiel sind Gesellschaftsspiele. Die Spieler
handeln in diesen Spielen entsprechend der Regeln. Bei Mensch
ärgere Dich nicht, nimmt es aber niemand jemanden übel, falls
dieser eine andere Spielfigur rausschmeißt. Es gehört zum Spiel
und deren Regeln. Wenn wir nun aber die Regeln verändern, werden
wir feststellen, dass sich die Spieler darin anders verhalten
werden. Hier sehen wir gut das Zusammenspiel zwischen Regeln in
einem System und das obwohl die Menschen die gleichen bleiben
(Umweltabgrenzung). Zusätzlich sind wir Menschen nötig um das
Spiel zu spielen, aber nicht Bestandteil des Spieles.
Jetzt können wir die Spielfiguren eines Spieles mit den Rollen in
einer Organisation vergleichen.
Nach Luhmann kann eine Organisation demnach auch nicht wie eine
Familie sein. Der Mensch ist als Ganzes gar nicht in der
Organisation integriert und es gibt kündbare Arbeitsverhältnisse.
Damit kann die Organisation nicht wie eine Familie sein.
Genauso verhalten sich dieselben Menschen anders im
Fußballstadion als in der Oper. Das bedeutet, dass die jeweils
vorherrschenden Regeln und deren Kontext, und diese können wir
beeinflussen, auf das Verhalten der Menschen im System auswirken.
Davon abgeleitet sagt die Systemtheorie auch, dass die Arbeit am
Mensch keine Auswirkung auf das System hat, da dieser Mensch kein
Bestandteil des Systems ist.
Zusätzlich wird eine Unterscheidung zwischen Person und Persona
gemacht. Die Persona ist die Spielfigur auf dem Brett, mit
entsprechenden Erwartungen des Systems an diese Persona. Ähnlich
einer Jobbeschreibung.
Selbsterhaltende Systeme
Dadurch bringt die Forderung die Führungspositionen auszutauschen
oft nicht viel, denn die Regeln müssten angepasst werden.
Dies können wir auch super in der Politik beobachten. Wir
tauschen Politiker aus und trotzdem passiert das gleiche. Grund
dafür ist, dass Systeme selbsterhaltend sind.
Wenn wir Menschen also in ein System packen, so werden diese
(nach Systemtheorie) in ein Verhalten gezwungen.
Das erklärt auch, warum Henry Schneider festgestellt hat, dass
viele Führungskräfte nach einem längeren Coaching, wenn sie
endlich auf dem richtigen Weg sind, die Unternehmen verlassen.
Klar sie passen nicht mehr zum System.
Menschenfeind?
Luhmann wurde oder wird ein Antihumanismus nachgesagt. Das stimmt
auch in gewisser Art und Weise, da der Mensch nicht einmal in der
Theorie vorkommt.
Doch genau dies ist das humane daran. Wir können den Menschen
gänzlich in seiner Art in Ruhe lassen. Er darf sein, wie er ist.
Es muss also auch in Ordnung sein, dass Menschen nicht mit dem
mega Purpose auf Arbeit kommen und dort 100 Stunden die Woche
arbeiten wollen. Sie sind nicht teil des Systems Organisation.
Dadurch wird die Systemtheorie plötzlich sehr menschlich.
Henry hätte ihm das gar nicht zugeordnet, da Vertrauen ein
Kernpunkt seiner Thesen zur Reduktion von Komplexität zu sein
scheint.
Vertrauen: Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität –
Niklas Luhmann
Das gleichnamige Buch findest Du hier.
Arbeitsalltag
Wie sieht das Ganze nun im Arbeitsalltag von David Symhoven aus?
Dabei stellen wir schnell fest, dass die Systemtheorie ein
Denkwerkzeug ist. Eine Brille, durch die wir einen anderen Blick
auf die Wirklichkeit bekommen. Die Theorie gibt keine Lösungen
vor, sondern liefert neue Blinkwinkel um vielleicht bessere
Lösungen entwickeln zu können.
Wir bekommen ein Beobachtungswerkzeug und können dann anhand
unserer Beobachtungen entscheiden.
Spannend wird dies vor allem, wenn wir dadurch Handlungen, die in
unserem Gedankensystem unsinnig aussehen, plötzlich Sinn
zuschreiben können.
Jetzt kann David sich die Kommunikation in einer Organisation
anschauen. Nun kann in der Organisation auch nur real existieren,
was kommuniziert wird. Alles was nicht ausgesprochen wird kann
nicht real in der Organisation existieren. Wenn das stimmt, dass
Organisationen aus Kommunikation bestehen.
Betriebsblindheit ist nun die Definition von Kultur. Kultur ist
das, was normal ist.
Dies kann David beobachten und spiegeln.
Wie lernen?
Die spannende Frage ist jetzt natürlich, wenn mich die
Systemtheorie interessiert und die so groß ist, wo fange ich an
sie zu lernen?
Da wir jemanden haben, der genau das in Erfahrung gebracht hat,
kann er uns ja seinen Weg nennen.
Eine gute Quelle ist die Ausbildung bei intrinsify.
Gut ist auch das Buch Luhmann leicht gemacht. Sowie Einführung in
die (System-)Theorie der Beratung.
Weiterhin empfiehlt David „Einführung in die Systemtheorie und
Konstruktivismus“ von Simon Fritz B.
Get shit done,
Janina & Henry
Gefällt dir die Podcastfolge? Dann empfiehl sie gerne anderen
weiter, z.B. indem du die Folge in deiner Story teilst. Wenn du
magst verlinke @znip_academy_agile und wir teilen deinen Like mit
unseren Hörern.
Du möchtest dich von uns in der Tiefe in eurem
Veränderungsprozess begleiten lassen, eure größten
Komplexitätsnester auflösen und die besten Teamtipps bekommen?
Dann buch uns
Janinas Ultimativer OKR Guide
In der Podcastfolge erwähnte Folgen zur Vertiefung:
Scrum Guide 2020
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Scrum Master
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