077 — Freie Privatstädte, ein Gespräch mit Dr. Titus Gebel

077 — Freie Privatstädte, ein Gespräch mit Dr. Titus Gebel

In der heutigen Episode freue ich mich Dr. Titus Gebel begrüßen zu dürfen. Wir sprechen über sein Konzept der »Freien Privatstädte«. Titus Gebel ist Unternehmer und promovierter Jurist. Er war Mitgründer der Deutsche Rohstoff Gruppe  sowie des Startu...
1 Stunde 32 Minuten
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Woher kommen wir, wo stehen wir und wie finden wir unsere Zukunft wieder?

Beschreibung

vor 8 Monaten

In der heutigen Episode freue ich mich Dr. Titus Gebel begrüßen
zu dürfen. Wir sprechen über sein Konzept der »Freien
Privatstädte«.


Titus Gebel ist Unternehmer und promovierter Jurist. Er war
Mitgründer der Deutsche Rohstoff Gruppe  sowie des Startups
Dual Fluid, deren CFO Björn Peters, in Episode 73 zu Gast war.
Dr. Gebel spielt auch eine wesentliche Rolle in der Etablierung
einer ambitionierten Sonderentwicklungszone mit dem Namen
Prospera in Honduras und berät andere Sonderwirtschaftszonen
weltweit.


Aber das Thema des Gesprächs ist breiter: wir beginnen mit der
Frage, was modernes Staatswesen ausmacht, was Freiheit bedeutet,
was die Rolle von Bürger und Staat sind, wo die Ursprünge und
philosophischen Ideen liegen und was bis zum heutigen Zeitpunkt
in verschiedenen Nationen daraus geworden ist.


Wir beginnen mit einem Blick in die Geschichte, was ist die Rolle
des Staates nach Thomas Hobbes und John Stuart Mill? Was ist der
Begriff der Freiheit? 


»Struggle between Liberty and Authority« »By liberty, was meant
protection against the tyranny of the political rulers.«, John
Stuart Mill


Wie hat sich die Rolle des Staates verändert?


 »Der moderne Staat hat sich etabliert, um seinen Bürgern
vor allem zwei Grundpfeiler des Lebens zu garantieren: Freiheit
und Sicherheit.«, K. P. Liessmann


Wie kommt es zu einem Mehr an Freiheit? Aus philosophischen
Überlegungen und Ideen, oder aus pragmatischeren Aspekten? Führt
der Weg von der göttlichen Bestimmung zur Freiheit? Wie wird der
Wille des Volkes überhaupt bestimmt und was bedeutet dies für
Minderheiten?


Wir beide stimmen darin überein, dass wir eine beginnende,
schwere Krise in den westlichen Demokratien, beziehungsweise
Verwaltung erkennen. Die Frage ist: wie ist diese zu erklären und
wie könnten Wege heraus aussehen? 


»Heute haben wir es mit einer Überdehnung des modernen Staates zu
tun, und zwar sowohl wohlfahrtsstaatlich wie ökologisch. Mit dem
Wohlfahrtsstaat, der eigentlich schon in der traditionellen
Gemeinwohlformel angelegt ist, kehrt das summum bonum zurück: das
größte Glück der größten Zahl; der gehobene Lebensstandard wird
als politisches Recht definiert.«, Norbert Bolz


Bismarck gilt als Erfinder des Sozialstaats, was war die damalige
Motivation? Wie hat sich der Sozialstaat seit damals entwickelt?
Führen falsche Anreizsysteme für Politiker in die Krise,
denn Gratisleistungen des Staates erscheinen nur gratis,
sind es aber natürlich nicht?


»Es gibt in westlichen Demokratien keine klassisch liberalen
Parteien mehr, das sind alles Umverteilungsparteien
geworden« 


»Die Gruppe der Menschen, die tatsächlich produktiv und
wertschöpfend tätig ist, wird immer kleiner.«


Dazu passt auch der Gedanke des mittlerweile 93 jährigen Thomas
Sowell:


»You have people making [political] decisions, for which they pay
no price when they are wrong. No matter how high a price other
people pay.«


Dr. Gebel hat ein Konzept entwickelt, das er Freie Privatstädte
nennt und wir diskutieren über das Konzept, welche Rolle
Verwaltung und Regierung einnehmen sollen, wie Anreizsysteme
verbessert werden können und vergleichbare andere Ansätze, die in
eine ähnliche Richtung gehen. Kann es so etwas wie
Verwaltung als Dienstleistung geben?


» Der Staat sollte aus meiner Sicht theoretisch kein Monopol
auf das Staatsgebiet haben. In Liechtenstein haben wir das
verwirklicht. So zwingt man den Staat, ein guter Dienstleister zu
sein.«, Hans Adam II von Liechtenstein


Wir sprechen dann über die zwiespältige Entwicklungen des 19.
Jahrhundert, Engels und den Manchester-Kapitalismus. Welche
Rolle spielt Solidarität, Menschwenwürde? Wer soll diese
Gewährleisten, und in welcher Form? Welche Rolle spielt
Selbstorganisation (bottom up) im Gegensatz zu staatlichen Top
Down Mechanismen? 


Ab wann gleitet ein Sozialstaat in einen »Nanny-State« ab, ganz
nach dem alten sozialistischen Motto »Von der Wiege bis zur
Bahre« in der Hand des Staates? Gibt es in Deutschland nur
mehr vier Grüne und eine rechte Partei, und sind letztlich alle
auf dem Pfad des »Rent Seeking«?


»Aus dem Recht der Bürger, nach ihrem Glück zu streben, wurde
längst die Pflicht des Staates, für dieses Glück zu sorgen. Dass
in einer Demokratie die Bürger diesen Staat ausmachen und deshalb
solche Forderungen an sich selbst adressieren müssten, wird gerne
vergessen«, Konrad Paul Liessmann


Machen wir den Fehler einen vermeintlichen Idealzustand mit dem
Ist-Zustand zu vergleichen? Warum gelingt es auch nicht mehr —
nach Cicero — dass die Begabtesten in die Politik gehen, sondern
wir heute eher eine negative Auslese erleben?


»Wenn man merkt, dass man ein totes Pferd reitet, sollte man
absteigen.«


Titus Gebel erklärt dann sein Konzept der freien Privatstädte
genauer, auch die Abgrenzungen zu Charter Cities und
Sonderwirtschaftszonen im Allgemeinen. Warum sind seiner
Ansicht nach die Anreizsysteme in diesen Konzepten besser?


Welche Rolle spielt der Markt — als Entdeckungsverfahren — und
wie können wir evolutionäre Prinzipien auch in Verwaltung und
Staatswesen etablieren mit Mutation, Nachahmung, Reproduktion,
beziehungsweise dem »Seed, Select, Amplify« (Meyer,
Davis) Prinzip? Probieren und Scheitern sollte wieder
möglich werden, sonst gibt es auch weiterhin keinen Fortschritt.


»Es wäre besser, wir würden in einer Welt von 2.000
Liechtensteins leben, die alle ein veschiedenes System haben als
in 200 Staaten.«


Aber ist es realistisch, dass sich Koordination von viele kleine
Einheiten global bei wesentlichen Fragen umsetzen lässt?


Wie könnte ein solches System überhaupt umgesetzt werden, wo doch
alle Landflächen von existierenden Nationen kontrolliert werden?
Gibt es eine reale Chance der Umsetzung? Oder gibt es schon
exisitierende Beispiele? Dr. Gebel spricht über Beispiele in
China, dem Nahen Osten, Saudi Arabien und Südamerika?


Sind diese Ansätze nicht nur Gated Communities für die Elite? Was
macht ein Gemeinwesen? Ich fühle ja auch keine Gemeinschaft zu
anderen Gästen in einem Hotel?


»Es gibt zwei Arten von Menschen: die einen, die ihre Meinungen
anderen aufzwingen wollen, und die anderen, die das nicht wollen
und die sagen, Leben und Leben lassen. Die erste Gruppe strebt
natürlich in die Politik.«


Findet der wirkliche politische Konflikt heute nicht, wie so oft
behauptet, zwischen links und rechts, sondern vielmehr zwischen
autoritär und (klassisch) liberal statt?


»Leben und Leben lassen in unterschiedlichsten Formen des
Zusammenlebens.«


Referenzen


Andere Episoden


Episode 73: Ökorealismus, ein Gespräch mit Björn Peters

Episode 58: Verwaltung und staatliche Strukturen — ein
Gespräch mit Veronika Lévesque

Episode 57: Konservativ und Progressiv

Episode 29: Fakten oder Geschichten? Wie gestalten wir die
Zukunft?

Episode 26: Was kann Politik (noch) leisten? Ein Gespräch mit
Christoph Chorherr

Episode 17: Kooperation



Titus Gebel


Webseite von Dr. Titus Gebel

Deutsche Rohstoff AG

Dual Fluid

Titus Gebel, Freie Privatstädte: Mehr Wettbewerb im
wichtigsten Markt der Welt (2023)

Free Cities Foundation

Liberty in Our Lifetime Konferenz 2023



Fachliche Referenzen


Honduran ZEDEs: Their Past and Future

Reason TV: A private libertarian city in Honduras (2023)

Franz Oppenheimer,  Der Staat (1907)

Austrian Institute, „Der Staat soll nicht nur einer
privilegierten Schicht dienen, sondern allen Menschen“ –
Interview mit Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein (2017)

John Stuart Mill, On Liberty (1859) 

Thomas Sowell im Gespräch mit Peter Robinson, Uncommon
Knowledge(7.9.2023)

Konrad Paul Liessmann, Lauter Lügen, Paul Zsolnay Verlag
(2023) 

Norbert Bolz, Keine Macht der Moral, Politik jenseits von Gut
und Böse, Matthes & Seitz Berlin (2021)

Christopher Meyer, Stan Davis, It's Alive, Texere Publishing
(2004)

Karl Popper, Die Offene Gesellschaft 

Karl Popper - Ein Gespräch (1974)

Roger Scruton, How to be a Conservative, Bloomsbury Continuum
(2014)  

 


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