"... und merkt nicht, dass Verzweiflung aus mir spricht?"

"... und merkt nicht, dass Verzweiflung aus mir spricht?"

14 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Hiob 6, 1 Ijob antwortete: 2 »Wenn jemand meinen Kummer
wiegen wollte und meine Leiden auf die Waage legte – 3 sie
wären schwerer als der Sand am Meer. Was Wunder, wenn ich wirre
Reden führe! 4 Die Pfeile Gottes haben mich getroffen und
meinen Geist mit ihrem Gift verstört. Die Schrecken Gottes haben
mich umzingelt, ein Heer von Feinden, aufmarschiert zur Schlacht.
5 Kein Esel schreit auf saftig grüner Weide und jeder Stier
ist still, hat er sein Futter. 6 Doch wer mag ungesalzne
Speisen essen? Wem schmeckt der weiße Schleim von einem Ei?
7 Wie solche Nahrung mir ein Ekel ist, genauso ungenießbar
ist mein Leid! 8 Warum gibt Gott mir nicht, was ich erbitte?
Und warum tut er nicht, worauf ich warte? 9 Wenn er sich
doch entschlösse, mich zu töten und mir den Lebensfaden
abzuschneiden! 10 Darüber würde ich vor Freude springen, das
wäre mir ein Trost in aller Qual. Was er, der Heilige, befohlen
hat, dagegen hab ich niemals rebelliert. 11 Woher nehm ich
die Kraft, noch auszuhalten? Wie kann ich leben ohne jede
Hoffnung? 12 Ist etwa meine Kraft so fest wie Stein? Sind
meine Muskeln denn aus Erz gemacht? 13 Ich selber weiß mir
keine Hilfe mehr, ich sehe niemand, der mich retten könnte.
14 Wer so am Boden liegt, braucht treue Freunde, dass er
nicht aufhört, sich an Gott zu halten. 15 Doch ihr
enttäuscht mich wie die Steppenflüsse, die trocken werden, wenn
es nicht mehr regnet. 16 Wenn Eis und Schnee in
Frühjahrswärme schmelzen, dann sind die Flüsse voll von trübem
Wasser; 17 doch in der Sommerhitze schwinden sie, ihr Bett
liegt leer und trocken in der Glut. 18 Die Karawanen biegen
ab vom Weg und folgen ihnen, sterben in der Wüste. 19 Aus
Tema und aus Saba kamen sie, sie spähten aus, sie wollten Wasser
finden. 20 Doch ihr Vertrauen wurde nicht belohnt: An leeren
Flüssen endete die Hoffnung. 21 Für mich seid ihr genau wie
diese Flüsse: Weil ihr mein Unglück seht, weicht ihr zurück.
22 Hab ich vielleicht um ein Geschenk gebeten, müsst ihr für
mich denn irgendwen bestechen? 23 Sollt ihr Erpressern
Lösegelder zahlen, um mich aus ihren Händen freizukaufen?
24 Belehrt mich doch, dann will ich gerne schweigen. Wo hab
ich mich vergangen? Sagt es mir! 25 Durch Wahrheit bin ich
leicht zu überzeugen, doch euer Redeschwall beweist mir nichts!
26 Wollt ihr mich wegen meiner Worte tadeln und merkt nicht,
dass Verzweiflung aus mir spricht? 27 Ihr würdet noch um
Waisenkinder würfeln und euren besten Freund für Geld
verschachern! 28 Seht mir doch einmal richtig in die Augen!
Wie käme ich dazu, euch anzulügen? 29 Hört auf zu richten,
seid nicht ungerecht! Noch habe ich das Recht auf meiner Seite!
30 Ich gehe nicht zu weit mit meinen Worten, ich kann doch
Recht und Unrecht unterscheiden!

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