Podcaster
Episoden
29.11.2025
28 Minuten
In Simbabwe gibt es gerade einmal 19 Psychiater – aber mehr als
4000 Grossmütter, geschult in den Grundlagen der Gesprächstherapie.
Auf einfachen Holzbänken bieten die «Gogos» niederschwellige Hilfe
bei psychischen Problemen an. Kann Psychotherapie so funktionieren?
Dixon Chibanda ist Psychiater in Harare, der Hauptstadt Simbabwes.
2005 erhält er einen Anruf. Es ist die Mutter von Erica, einer
seiner Patientinnen. Erica habe sich das Leben genommen. «Jeder
Suizid ist ein Albtraum», sagt Chibanda. Doch dieser traf ihn
besonders tief. Ericas Zustand hatte sich seit längerem
verschlechtert, und sie hatten vereinbart, dass sie so bald wie
möglich zu ihm in die Klinik kommen sollte. In der Zwischenzeit
lebte Erica jedoch 200 Kilometer von Harare entfernt. Reflexartig
fragte er die Mutter: «Warum seid ihr nicht wie vereinbart zu mir
gekommen?», erinnert sich Chibanda. Die Antwort der Mutter war
knapp: «Wir hatten kein Geld für die Busfahrt.» Ein Satz, der bei
Dixon Chibanda nachhallte. «Was ist meine Rolle als Psychiater in
einem der ärmsten Länder der Welt?» Chibanda wusste: «Wir müssen
Psychotherapie neu denken. Wir müssen die Therapie raus aus den
Kliniken und zu den Leuten bringen.» So entstand die Idee mit den
Grossmüttern, die auf einfachen Holzbänken, dem «Friendship-Bench»,
in ihren jeweiligen Communities Gesprächstherapie anbieten. Wie
funktioniert das? Autorin: Anna Jungen
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22.11.2025
26 Minuten
Wer pilgert, muss nicht katholisch sein. Den Weg zu sich, zurück
zur Natur oder auch zu Gott nehmen unterschiedlichste Menschen
unter die Füsse. Während der Jakobsweg schon unter «Over-Pilgerism»
leidet, bietet die Schweiz noch Orte stiller Einkehr. Ein Besuch
beim Bruder Klausen Kaplan in Sachseln. Nahe der Klause von Niklaus
von Flüe wirkt Bruder-Klausen-Kaplan Ernst Fuchs. Er erzählt von
der Diversität seiner Gäste und zeigt, wie aus dem einst
patriotisch vereinnahmten und stramm katholischen Ranft ein
weltoffener Anziehungspunkt für Suchende jeglicher Couleur geworden
ist. Bruder Klaus gehöre allen. Heute kommen auch Sufi-Scheichs,
reformierte Pfarrer und Naturreligiöse zu Fuss hierher. Pilgern,
das heisst aber auch Schwitzen, Blasen an den Füssen und sich
physisch auspowern, um den Kopf frei zu kriegen. Genau das spricht
– anders als viele andere spirituelle und kirchliche Angebote
–besonders auch Männer an. Im Gespräch mit Wallfahrtspfarrer Ernst
Fuchs ergründen wir den anhaltenden Trend zum Pilgern. Autorin:
Judith Wipfler
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15.11.2025
27 Minuten
Pierbattista Pizzaballa ist eine der wichtigsten christlichen
Stimmen im Nahen Osten. Der Franziskanermönch und polyglotte
Theologe wurde gar als papabile gehandelt. Er wollte aber im Nahen
Osten bei den leidgeprüften Menschen bleiben. Und versucht, den
Dialog aufrechtzuerhalten. Die Universität Freiburg i.Ü. verleiht
Kardinal Pierbattista Pizzaballa den Ehrendoktor in Theologie 2025.
Dafür reist der Kardinal und lateinische Patriarch von Jerusalem am
14. November in die Schweiz. Er spricht über: «Jerusalem- zwischen
Realität und Hoffnung». Kardinal Pizzaballa glaubt, dass die
interreligiöse Verständigung nicht nur eine Zukunft hat, sondern
überhaupt erst eine Zukunft für Frieden schafft. Doch die
Spannungen zwischen Juden, Christen und Muslimen in der Region
halten an. Und auch innerhalb des breiten christlichen Spektrums
herrscht keine Einigkeit. Pierbattista Pizzaballa lebt inmitten
dieses Spannungsfelds. Und er versucht, am interreligiösen und
ökumenischen Dialog festzuhalten. Der lateinische Patriarch von
Jerusalem spricht neben seiner Muttersprache Italienisch auch
fliessend Englisch, Arabisch und Neuhebräisch. Das schafft
Vertrauen. Seit Jahrzehnten lebt Pierbattista Pizzaballa in
Jerusalem, betreut die christlichen Stätten im Heiligen Land und
die römisch-katholischen Christinnen und Christen. 2020 erhob ihn
Papst Franziskus zum lateinischen Patriarchen von Jerusalem. Dazu
gehören alle römisch-katholischen Gläubigen in Israel, der Westbank
und Gaza wie auch in Jordanien, im Libanon und auf Zypern. Welche
Zukunft haben Christinnen und Christen hier? Wie begegnet der
römisch-katholische Patriarch von Jerusalem der Gewalt in der
Region? Warum hat er Hoffnung? Diese Fragen stellt ihm Judith
Wipfler in Freiburg. Autorin: Judith Wipfler
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08.11.2025
29 Minuten
Zurzeit diskutiert die Schweiz übers Kopftuch im Klassenzimmer.
Auslöser war eine Muslimin, die mit Kopftuch unterrichten wollte.
Eltern verhinderten dies. Was bedeutet die Diskussion für eine
angehende Lehrerin mit Kopftuch? Warum ist ein Pädagogikprofessor
für ein Verbot? Und was sagt das Gesetz? Der «Tages-Anzeiger»
machte den Fall im Juli publik: Eine muslimische Lehrerin mit
Kopftuch sollte nach den Sommerferien in Eschenbach SG ihre Stelle
antreten. Doch Eltern protestierten. Und die Schule löste den
Arbeitsvertrag mit der Muslimin auf, um einen Rechtsstreit zu
verhindern. Seither läuft die Diskussion: Ist ein Kopftuch als
sichtbares Zeichen des Islams im Klassenzimmer zulässig? Ritzt dies
die religiöse Neutralität, die in der Schule verfassungsmässig
garantiert wird? Und was, wenn Schülerinnen Kopftuch tragen wollen?
Das Kopftuch im Klassenzimmer wirft viele Fragen auf. Nach
Chancengleichheit, Integration, Werten und der Stellung der
Religion und des Islams in unserer Gesellschaft. «Perspektiven»
versucht, Antworten zu finden und spricht mit einer angehenden
Lehrerin mit Kopftuch, einem ehemaligen Professor der Pädagogischen
Hochschule und SP-Politiker, der sich für ein Verbot des Kopftuchs
für Lehrerinnen ausspricht und mit einem Rechtsexperten, der
aufzeigt, dass die Rechtslage nicht so eindeutig ist wie in der
Diskussion oft angenommen. In der Sendung kommen zu Wort: • Zahra
Öğretmen (Pseudonym), angehende Lehrerin mit Kopftuch • Bernhard
Hauser, emeritierter Professor der pädagogischen Hochschule SG,
SP-Kantonsrat SG • Lorenz Engi, Privatdozent für öffentliches Recht
und Rechtsphilosophie an der Hochschule St. Gallen Autorin: Nicole
Freudiger
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01.11.2025
28 Minuten
Peter Roth liegen die Ohren am Herzen. Er ist der Überzeugung, dass
wir auf der Schwelle zu einem neuen Zeitalter stehen: der Zeit des
Hörens. Und dass die Ohren uns ins Innere führen, zur Quelle des
Lebens. Peter Roth (81) ist Musiker, Komponist, Lehrer und
Klangpionier. Schon als Kind lösten bei ihm die Klänge der
Alpenkultur wie Jodel, Hackbrett oder Schellen Hühnerhaut und
Tränen aus. Er ist tief im Toggenburg verwurzelt. Dort gründete er
mit Gleichgesinnten die «Klangwelt Toggenburg» und initiierte das
Klanghaus Toggenburg. Die Ohren und das Lauschen führten Peter Roth
in die unsichtbare Welt zur Quelle des Lebens; aus ihr kommen nach
Roths Überzeugung die Menschen, zu ihr kehren sie nach dem Tod
wieder zurück. Aus dieser Quelle fliesst auch alle Musik, die Peter
Roth komponiert hat. Autorin: Yvonn Scherrer
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Über diesen Podcast
Perspektiven aufs Leben. Der wöchentliche Podcast von SRF Kultur
rund um Religion, Spiritualität und Ethik. Hier haben Glaube,
Zweifel und Hoffnung Platz. Wir erzählen, erklären, debattieren und
sinnieren. Immer nah am Menschen und den grossen Fragen auf der
Spur.
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