Podcaster
Episoden
01.12.2025
53 Minuten
Im Januar 2014 löst Florian Kessler mit seinem Artikel »Lassen
Sie mich durch, ich bin Arztsohn!« (DIE ZEIT) eine Debatte über
Uniformität und Repräsentation im Literaturbetrieb aus. Eine
Debatte, die zu grundlegenden Reflexionen über die Beschaffenheit
des literarischen Feldes führt, genauer darüber, wer wessen
Sichtbarkeit und Wahrnehmbarkeit bestimmt und wer aus welchen
Gründen marginalisiert bleibt. Von diesem Artikel ausgehend
spricht Iuditha Balint mit Florian Kessler über Fürsprache im
Literaturbetrieb und in der Literatur. Sie fragen danach,
inwiefern und wie Institutionen des Literaturbetriebs als
Fürsprecher einer vielgestaltigen Literatur betrachtet werden
können; und ob Fürsprache als literarisches Verfahren gelingen
kann. Zwei Texte haben sie dafür mitgebracht: Sebastian Haffners
Roman »Abschied« (Hanser 2025) und Dinçer Güçyeters Roman »Unser
Deutschlandmärchen« (Mikrotext 2022).
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30.09.2025
1 Stunde 4 Minuten
Ulrike Edschmid steht wie keine zweite Erzählerin für ein
autobiografisch orientiertes Schreiben mit ausgeprägtem
Formbewusstsein. Ihre schmalen, aus kristallklaren Sätzen
gebauten Romane über Weggefährten, Liebschaften oder Verwandte
zeichnen sich durch strenge Rhythmen und eine virtuose
Konstellierung von Lücken und Brüchen aus. Edschmids Texte sind
Kunstwerke der Verdichtung und der Aussparung, die durch ihre
Sorgfalt der Verantwortung Rechnung tragen, die ihnen aus der
Darstellung eines anderen Lebens erwächst.
Die Kritik hat Ulrike Edschmids Romane hoch gelobt und im Rahmen
der Konjunktur autofiktionaler Schreibweisen neu entdeckt. »Das
Verschwinden des Philipp S.« (2013) wurde auf die SPIEGEL-Liste
der 100 wichtigsten Bücher seit 1925 aufgenommen. 2022 erhielt
Edschmid den Günter-Grass-Preis. Ihr zuletzt erschienener Roman
»Die letzte Patientin« (2024) stand im selben Jahr auf der
Shortlist des Wilhelm-Raabe-Preises.
Mit Roman Widder spricht sie über die Frage, ob die Literatur für
die Wirklichkeit überhaupt zuständig ist, über die unmerklichen
Übergänge zwischen dokumentarischer und fiktionaler Form, über
filmische Erzählverfahren und darüber, was es bedeutet, Teil der
Geschichte zu sein.
Redaktion: Iuditha Balint, Barbara Bausch, Eva Blome, Diego
León-Villagrá, Roman Widder
Zum Buch: Ulrike Edschmid »Die letzte Patientin« (Suhrkamp, 2024)
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Über diesen Podcast
Literatur ist politisch, ob sie will oder nicht. Nach den jüngeren
Debatten über Klasse, Identität und Autofiktion, Midcult, Neuen
Realismus und Schreiben als Arbeit in Zeiten geringer Honorare und
geteilter Preisgelder kann es daran keinen Zweifel mehr geben. Aber
wie werden die Texte gemacht? Wer montiert hier was mit welchen
Verfahren? Und wie werden Genres, Autor:innen und Bücher
hergestellt? Welche Funktion hat das autobiografische Schreiben in
der Gegenwart und wo kommt die Fiktion ins Spiel? Wer spricht dabei
für wen und wovon kann noch immer nicht erzählt werden? Welche
historischen Vorbilder sind für eine engagierte Gegenwartsliteratur
relevant und wann wird sie tendenziös? Welche Theorien helfen bei
der Einordnung literarischer Gegenwartsphänomene – und was lesen
die Faschisten? Unter dem Titel auto:montage diskutiert der Podcast
literarische Neuerscheinungen im Gespräch mit Gästen aus
Wissenschaft und Literaturbetrieb. Der Podcast ist eine Initiative
des Arbeitskreises Politische Ästhetiken am Literaturforum im
Brecht-Haus und wird in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut
für Literatur und Kultur der Arbeitswelt produziert.
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