Der Nachfolge-Prof

Diese Episode ist besonders interessant, weil sie einen Spannungsbogen öffnet zwischen der finanzierungstechnischen und der psychologischen Seite. Wenn wir über Kaufpreisverhandlungen sprechen, müssen wir natürlich erstmal einerseits verstehen, was überhaupt alles zum Kaufpreis zählt und was nicht, und andererseits auch noch, wie man den Kaufpreis auf verschiedene Komponenten aufteilen kann. Dann spielen auch noch die Zahlungszeitpunkte hinein, die ein weiterer Verhandlungsgegenstand sein können. Und bei Verhandlungen sind wir dann bei der Psychologie angekommen, denn hier gibt es einige Effekte, die man berücksichtigen sollte, um die Verhandlungen zu einem guten Ende zu führen.

In den letzten Folgen haben wir uns um Unternehmensbewertung und die DD gekümmert, was uns eigentlich direkt zu dem Thema der heutigen Episode, der Finanzierung eines Unternehmenskaufs führt. Jetzt denkt vielleicht der ein oder andere Übergeber von euch, dass er diese Episode überspringen kann, denn schließlich muss ja der Käufer den Kaufpreis finanzieren und nicht ihr. Mein Tipp wäre aber, dass ihr die knapp 10 Minuten trotzdem investiert und mal zuhört, welche Herausforderungen die Käufer bei der Finanzierung des Kaufpreises meistern müssen. Denn wenn es nicht klappt, dann sind es ja letztendlich die Verkäufer die Leidtragenden. Wenn es keine Finanzierung gibt, dann gibt es auch keine Nachfolge. Ich kann eigentlich grob schon ein einen wichtigen Punkt vorwegnehmen, nämlich den, dass Nachfolgen eigentlich nur aus 2 Gründen an der Finanzierung scheitern. Und der eine Grund liegt auf der Verkäuferseite. Wenn ihr also sicherstellen wollt, dass eure Nachfolge funktioniert, dann stellt sicher, dass die Finanzierung funktioniert, und da könnt ihr erheblich dazu beitragen.

In den letzten 2 Episoden haben wir uns ja mit der Unternehmensbewertung befasst. Wie neulich schon gesagt, haben wir in Deutschland noch einen sehr starken Mittelstand. Was heißt Mittelstand überhaupt? Der Begriff wird gerne mit den eng verwandten Begriff KMU– kleine und mittlere Unternehmen– verwechselt. Die KMU sind rein größenmäßig definiert, dazu zählen Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern und bestimmten Grenzen bei Umsatz und Bilanzsumme. Mittelstand ist aber anders definiert, denn da geht es um die Einheit von Eigentum und Leitung; sprich: der, dem der Laden gehört, der führt ihn auch. Das ist natürlich für eine große Anzahl von KMU auch gültig, es betrifft aber durchaus auch wesentlich größere Unternehmen mit Tausenden von Mitarbeitern. Der Knackpunkt ist nur, dass wir durch diese starke Stellung der mittelständischen Wirtschaft als Unternehmer selten die Notwendigkeit haben, uns mit Unternehmensbewertung zu befassen, wie es in Ländern mit einem starken Kapitalmarkt an der Tagesordnung ist. Denn jedes Mal, wenn ich überlege, eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen, stelle ich grundsätzlich die gleichen Überlegungen darüber an, wie sich der Wert und dann in Folge auch der Kurs der Aktie wohl in Zukunft entwickeln wird. Da fehlt uns hierzulande wirklich das Training. Wie wir gesehen haben, werden deshalb häufig vereinfachte Verfahren eingesetzt, um zu einem wird zu gelangen. Es ist jedoch stets zu empfehlen, sich genau anzusehen, was man kauft; gerade für Existenzgründer ist der Kauf eines Unternehmens häufig die wichtigste Entscheidung in ihrem ganzen Leben, denn sie geben ihr geregeltes Einkommen aus einer Angestelltentätigkeit auf und verschulden sich häufig stark, um den Kaufpreis zu finanzieren. Da lohnt es sich, wie beim Kauf eines gebrauchten Autos einen Blick unter die Motorhaube zu werfen. Beim Unternehmenskauf erfüllt diese Funktion die Due Diligence, mit der sich diese Episode befasst.

Heute schauen wir uns mal genauer an, wie eine Bewertung mit Hilfe von Multiplikatoren passiert. Um dafür die richtige Basis zu haben, wäre es gut, wenn du schon die Episode davor gehört hast, dann kannst du das alles noch ein bisschen besser einordnen. Ich freue mich, dass ich an dieser Stelle mal den Titel Nachfolge Prof ganz gut gerecht werden kann, denn die Audio-Zusammenfassung in dieser Episode bringst die Bewertungspraxis und die Bewertungstheorie richtig schön zusammen. Ich habe nämlich die Freude und Ehre, zusammen mit ganz vielen engagierten und professionellen M&A Beratern die Multiplikatoren auf dub.de zu erheben, und das auf Basis tatsächlich verhandelter Preise und abgeschlossener Verträge. Und auch aus den vielen tausenden daten vom Nachfolgemonitor habe ich da den ein oder anderen Einblick. Jetzt ist es eine Sache, Multiplikatoren richtig zu ermitteln, eine andere ist es hingegen, diese dann auch richtig anzuwenden. Darum soll es in der heutigen Episode gehen.