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15.01.2025
22 Minuten
Zwischen dem Können (der Arbeitskraft) der Menschen und den
wechselnden Gestalten der Sklaverei und der Lohnarbeit liegen
Welten. Heute rufen das Internet der Dinge und die 4.0 Industrie
vernetzbarer digitaler Produktion die Frage nach der Zukunft der
Arbeit auf den Plan. Diese Zukunft ist ohne die Geschichte, in der
die einzelnen Elemente, aus denen Arbeit besteht, sichtbar werden,
nicht zu verstehen. Die Wiener Professorin Andrea Komlosy kommt
gerade von einer Konferenz über solche Fragen aus St. Petersburg
zurück. Sie hat eine Geschichte der Arbeit geschrieben, die von
1250 bis zur Moderne reicht. Wie Identität und Selbstbewusstsein,
auch Emanzipationschancen der Menschen, mit der Institution Arbeit
verknüpft sind, wird plastisch, wenn man an das Verschwinden der
klassischen Industriewelt in Europa und die Verlagerung
kasernierter und entfremdeter Arbeit nach Asien nachdenkt.
Begegnung mit Andrea Komlosy.
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15.01.2025
21 Minuten
Klassische Arbeit, auf die sich der Produzentenstolz von Menschen
und ihre Integration in die Gesellschaft gründet, ist wie ein
Eisberg. Den Unternehmer interessiert nur die Spitze, die
betriebliche Leistung. Der Eisberg hat aber einen gewaltigen
Unterbau, größer als das, was man sieht. Wenn man diesen Unterbau
nicht beachtet, wird der Bauch der Titanic aufgeschlitzt. Wenn man
die Menschen im Rust Belt der industriellen Wüste der U.S.A. nicht
wahrnimmt, erlebt man Überraschungen wie den Wahlsieg von Donald
Trump. Eine der großen Gegenpole der Arbeit, die aber bei jedem
Menschen zum Lebenszusammenhang gehört, ist der Schlaf
(entsprechend die Pausen, das Ausruhen, die Familie). Der Soziologe
Prof. Dr. Dirk Baecker, Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie
und Management an der Universität Witten/Herdecke, untersucht die
Zukunft der Arbeit auf dem Hintergrund der gesamten
Innenausstattung des menschlichen Könnens, das sich in dem bloßen
Arbeitsergebnis nicht erschöpft. Ein Mensch trägt immer sein Ganzes
dorthin, wo er arbeitet.
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15.01.2025
23 Minuten
Die Freiheit ist nicht nur ein Wunsch, sondern sie ist uns Menschen
bis in die Ausgestaltung unseres zentralen Nervensystems hinein von
der Evolution mitgegeben. Ein Ausdruck dieser Freiheit ist die Lust
am Spielen. "Nur Arbeit ohne Spiel macht dumm". Die Beobachtung
zeigt, dass Arbeit und Selbstbeherrschung immer schon das Spiel
voraussetzen. Sonst gelingen sie nicht. Prof. Dr. Buland vom
Institut für Spielforschung an der Universität Mozarteum in
Salzburg berichtet.
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15.01.2025
36 Minuten
Die Digitalisierung verändert die Gesellschaft, die Ökonomie und
darin sowohl die Produktion als auch den Konsum. Man nennt das die
vierte Industrielle Revolution. Von der Dampfmaschine und der
ersten Industriellen Revolution hergesehen, gewiss ein Umbruch.
Diese Umwälzung bringt auch Veränderungen im Inneren der Menschen
hervor: den Mensch 4.0. Der Soziologe Dirk Baecker zeigt aber, dass
dabei, zumindest auf dieser subjektiven Seite, der des Menschen und
seiner Kommunikation, alle früheren Stufen der Entwicklung
erhaltenbleiben: "Zur Gegenwart gehören alle Zeiten". Dirk Baecker
unterscheidet dabei vier Stufen: 1. Die Stammesgesellschaft, hier
gilt das "Prinzip Mündlichkeit". Kinder wachsen heute noch immer so
auf. 2. Die Welt der Antike hier setzte sich das "Prinzip
Schriftlichkeit" durch. "Was gilt, muss zu lesen sein". 3. Die Welt
der Renaissance. Die Massenproduktion an Druckerzeugnissen von
Gutenberg gehört in diese Epoche. 4. Die Digitalisierung. Sie prägt
unsere Gegenwart, aber sie kann keine der früheren Stufen
entbehren. Digitalisierung und die sogenannte Disruption zerstört
ganze Märkte und Wirklichkeiten und sie bringt neue hervor. Starke
Auswirkungen hat sie auf die Zukunft der Arbeit. Aus dem Bild
traditioneller Berufe rückt zumindest in den Industrieländern, die
Arbeit heraus. Sie wird projektbezogen, entfesselt und in die Wüste
der Flexibilisierung entlassen. Sie verändert auch die Stellung der
Chefs. Sie werden von klassischen Entscheidern zu "Ermöglichern",
die in der Pyramide keine Spitze mehr bilden, sondern die Türme der
Arbeit umkreisen. Wo finden dann die Entscheidungen statt? Bisher
haben nur Demagogen (falsche) Antworten auf diese Fragen. Auch in
der Vergangenheit konnte Arbeit zerstörerisch (z.B. im Krieg und in
Schumpeters "Schöpferischer Zerstörung") oder produktiv sein (in
der Entwicklung immer neuer Technologien). Heute wird der
menschliche Wille (und damit auch große Teile des "guten Willens")
von der Arbeit und der Realität abgekoppelt. Das ist für den Mensch
4.0 verwirrend. Es ist aber beruhigend, wenn Dirk Baecker, der
bedeutendste Vertreter aus der soziologischen Schule von Niklas
Luhman, mit guten Beispielen darauf hinweist, dass alle übrigen
Zeiten (und ihre seelischen Strukturen) in unserer Gegenwart
mitwirken. Nur in der Renaissance gibt es ähnlich viele
Wirklichkeiten, die bei der Herstellung von Gegenwart miteinander
ringen.
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15.01.2025
38 Minuten
Mit der großen Maschinerie und der Industrialisierung in Europa,
verbunden mit der in Fabriken konzentrierten Arbeit, entstand im
19. und 20. Jahrhundert auch ein Produzentenstolz und ein
kämpferisches Selbstbewusstsein. Für die Fahnen in den Kämpfen der
Arbeiter galt lange, die Farbe Rot. Joseph Vogl, antwortet auf die
Frage, welche Farbe für ihn die Arbeit hat: Grau. Die Zukunft und
das Geld glitzern. Die Arbeit dagegen steckt in der jeweiligen
Gegenwart fest. Lebenswelt und Arbeit sind miteinander verschränkt,
die Idee "der Mensch ist flexibel" ist eine Illusion. Die digitale
Revolution und zeitgleich die Auswanderung der Arbeit in die
Regionen, in denen sie billig ist, verändern die klassische
Industrie und alle Formen der Arbeit. Diese Abhängigkeit gilt nicht
gleicherweise für das Kapital. Es kann ausweichen in seine
vergangenen Formen, nach Übersee und es vermag die Zukunft zu
beleihen. Das Kapital ist ein Chamäleon. Joseph Vogl schrieb das
aufsehenerregende Buch "Das Gespenst des Kapitals". Wie stark die
Zukunft der Arbeit, ja die ganze Subjektivität der Menschen und
ihre Lebenswelt, abhängig sind von der Zukunft, die sich das
Kapital sucht, hört sich an wie ein faszinierender Roman und ist
zugleich lebenswichtig für unsere Orientierung. "Nichts entmutigt
so sehr, als ein Spiel nicht zu überschauen, von dem das Leben
abhängt." Begegnung mit Prof. Dr. Joseph Vogl, Autor und
Hochschullehrer an der Humboldt-Universität Berlin.
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