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Episoden
28.04.2025
1 Minute
Deutsche Gewerkschaften kämpfen, so kennt man es, in regelmäßigen
Tarifrunden für bessere Nominallöhne. Dass ihre Mitglieder das
wegen ihrer regelmäßig verschlechterten Reallöhne offenbar nötig
haben, interessiert oder stört dabei in dieser Republik niemanden.
Stattdessen stört die sich schon immer an den Lohnkämpfen, die
deswegen stattfinden und die ihr inzwischen als altmodisch und
endgültig aus der Zeit gefallen gelten. Deutsche Gewerkschaften
sind aber nicht altmodisch. Die größte von ihnen, die IG Metall,
führt es vor: Ganz zeitgemäß kämpft sie um etwas anderes als um
höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen, nämlich um
Arbeitsplätze – so als ob die für sich schon etwas Nützliches für
Arbeiter wären. Ob man um so etwas überhaupt kämpfen kann und was
man dann davon hat, braucht diese Gewerkschaft sich dabei nicht
mehr zu fragen – sie hat beides schon längst beantwortet: Im Namen
der Arbeitsplätze ihrer Mitglieder begleitet sie seit Jahrzehnten
die Verbilligung der von ihr vertretenen Belegschaften während
aller Flauten und aller Konjunkturen des deutschen Standortes.
Zuletzt und prominent bei VW, wo die IG Metall per Lohnverzicht
dabei mitwirken darf, bis 2030 bundesweit 35.000 Stellen
sozialverträglich abzuwracken und die weiterhin Beschäftigten um
ein paar Milliarden Euro zu verbilligen. Deutsche Gewerkschaften
verraten damit nicht ihren eigentlichen Sinn und Zweck, sondern
bringen ihn von seinem elenden Ausgangspunkt her an ein gerechtes
Ende. Darum soll es auf der Veranstaltung gehen.
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31.01.2024
1 Minute
Freie Wahlen werden amtlich als Kernstück der Demokratie geschätzt.
In der Demokratie, heißt es, wird nicht einfach regiert – das Volk
erteilt per Abstimmung den Auftrag zur Wahrnehmung der
Staatsgeschäfte. Weniger amtlich betrachten Politiker wie Wähler
diese Veranstaltung ohne solche Ehrerbietung. Demokratische
Politiker nehmen Wahlen nüchtern als Bedingung und Gelegenheit, auf
Kosten der Konkurrenten an die Macht zu gelangen. Und mündige
Bürger haben Wahlen längst als Schwindel durchschaut. Wählen gehen
sie selbstbewusst ohne Illusionen, damit etwas zu ‚bewirken‘ oder
zu ‚verändern‘. Sowohl die hohe Meinung über die hehren Grundsätze
demokratischer Machtausübung wie auch das abschätzige Urteil über
die praktische Betätigung des Volkswillens übergehen allerdings,
was das Institut der freien Wahlen tatsächlich leistet: Mit den
Wahlkreuzen legitimiert sich immerhin eine Herrschaft, die sich auf
ihre Unabhängigkeit von ihrer Basis – vom ‚Druck der Straße‘ – viel
zugute hält und von ihrer Freiheit regen Gebrauch macht. Und auch
wenn es aufgeklärten Zeitgenossen ‚letztlich doch egal‘ ist, von
wem sie regiert werden; egal sollte es ihnen nicht sein, dass sie
von ihrer demokratisch gewählten Herrschaft alle Lebensbedingungen
serviert bekommen, mit denen sie praktisch zurechtkommen müssen.
Die Sendung ist als Video hier abrufbar:
https://www.youtube.com/watch?v=CGO6kM2hIy4
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13.11.2023
1 Minute
Seit über anderthalb Jahren tobt in der Ukraine ein Krieg:
staatliche russische gegen ukrainische Gewalt in bekannt
gigantischem Ausmaß. Deutsche Außenpolitikerinnen haben diesen
Krieg – von dem sie permanent erklären, dass er wegen eines Mangels
an deutschem Waffennachschub keinesfalls enden darf und wird –
ihrem Volk vom ersten Tag an als moralische Sache vorgelegt:
Russland ist schuld an der schlimmen Gewalt, die Ukraine hat alles
Recht, sich zu verteidigen, also mit mindestens demselben Maß an
Gewalt zu antworten. Argumente dafür gibt es allerhand. Die zielen
alle darauf, dass der Mensch sich gleich in Form der gewünschten
Antwort die Frage vorlegt, wer von den beiden in Kiew und Moskau
residierenden Kriegsherren darf, was er tut, und wer nicht. Im
Ernst soll man als der Wicht, der man bloß ist, sich in die Pose
des Richters über die Gewalt von Staaten begeben, die weit jenseits
dessen liegt, woran man als Individuum praktisch mit seinem Urteil
überhaupt heranreicht. Obwohl die längst und immer weiter
stattfindende Gewalt belegt, dass sich deren staatliche Kommandeure
vom eigenen Urteil darüber, ob man sie selbst erlaubt hätte, wenn
sie einen nur vorher gefragt hätten, genauso wenig abhängig machen,
wie von der „Verurteilung“, also dem ideellen Verbot, das man ihnen
noch nicht einmal förmlich zustellen kann. Auf die ganz verkehrte
Frage, ob Staaten ihre Kriege erlaubter- oder unerlaubterweise
gegeneinander führen, gibt es darum auch in diesem Fall
ausschließlich verkehrte Antworten. Die bestehen stets in dem
Fehler, ausgerechnet die politisch begründete Gewalt von Staaten
mit den Maßstäben menschlicher Moralvorstellungen und Empfindungen
zu beurteilen, obwohl Menschen nichts als die Manövriermasse und
das Verschleißmaterial der kriegführenden Höchsten Gewalten sind.
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01.11.2023
1 Minute
‚Die Lage der Arbeiterklasse‘ – was soll das sein? Eine
Geschichtsstunde über das 19. Jahrhundert, Manchester? Oder über
die stolze Vergangenheit des Ruhrgebiets mit seinen Kohlekumpeln?
Oder über den unterdrückerischen Arbeiter-und-Bauern-Staat im
deutschen Osten, den es längst nicht mehr gibt? Überhaupt:
‚Arbeiter‘? Wer heutzutage so daherredet, macht sich lächerlich,
outet sich als dogmatischer marxistischer Romantiker. Denn jeder
weiß doch: Große Industriebelegschaften in Blaumännern sind total
out, sie sind kein passendes Bild für die heutige Berufswelt, denn
die ist vor allem unverkennbar vielseitig und bunt. Stimmt. Da
verdienen Liefer-Helden und Digital Natives mit ihrem Laptop bzw.
auf dem Fahrrad Geld, ganz frei und individuell. Es gibt Jobs für
alle Kompetenzniveaus, persönliche Vorlieben und auch für knappe
Zeitbudgets, und jeder Posten steht allen Geschlechtern offen. In
den Büros, den klassischen wie denen im eigenen Wohnzimmer, wird
KI- und Cloud-gestützt gearbeitet, ohne antiquierte Stechuhr zu
Vertrauensarbeitszeiten… Und? Gibt es da etwa keinen gemeinsamen
Nenner? Kennt den nicht auch jeder, irgendwie? Die modernen
Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse hinter all dem bunten Lack
und den vielen Buzzwords mögen alles Mögliche sein, in seltsamer
Eintönigkeit sind sie vor allem ziemlich prekär. Das gilt denselben
Leuten, die über die neuen digitalen Möglichkeiten so gerne
staunen, inzwischen als so normal, dass ausgerechnet die biederen,
bescheidenen Arbeits- und Lebensverhältnisse der Blaumänner aus dem
vorigen Jahrtausend wie ein ferner Traum anmuten: ‚Diese Zeiten‘,
so hört man, mit lebenslanger Betriebszugehörigkeit, „Samstags
gehört Vati mir“ und geregeltem Feierabend, sind für die Masse der
erwerbstätigen Menschheit ‚nun mal einfach vorbei‘. Wer sich
heutzutage zur Stammbelegschaft in einem großen
Industrieunternehmen zählen darf, um die sich nebenbei noch eine
gewerkschaftliche Lobby kümmert, gilt da schon als jemand, der es
gut getroffen hat… Angeboten wird eine abweichende Bilanz über die
modernen Arbeitsverhältnisse in Deutschland und darüber, wie sehr
die politische Obrigkeit mit all ihrer Zuwendung in der aktuellen
Inflationslage praktisch davon ausgeht, dass sie es bei ihrem
Erwerbsbürgervolk nach wie vor mit einer lohnarbeitenden Klasse zu
tun hat. Auch wenn von der niemand mehr etwas wissen will; am
wenigsten die Betroffenen selbst.
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05.07.2023
1 Minute
Hat die Letzte Generation recht damit, dass die Regierung nicht
angemessen gegen die Klimakrise handelt? Tim Wechselmann-Cassim von
der Letzten Generation und Usama Taraben aus der
GegenStandpunkt-Redaktion debattieren Sinn und Unsinn der Bewegung
und ihrer Aktionen. Die Sendung ist als Video hier abrufbar:
https://www.youtube.com/watch?v=Rg992slj5Cc
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Über diesen Podcast
Vorträge mit Redakteuren der politischen Vierteljahreszeitschrift
GegenStandpunkt
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