Podcaster
Episoden
27.11.2025
1 Stunde 9 Minuten
Brigitte Kette (*1945) hat die Medikalisierung der Geburtshilfe
direkt miterlebt. In ihren 45 Berufsjahren half sie mehreren
tausend Kindern auf die Welt – zuerst in der Klinik, später dann
als Hausgeburtshebamme. Als junge Hebamme in den 1960er Jahren
war sie entsetzt, wie respektlos Gebärende oft behandelt wurden.
Dann zog zunehmend Technik in den Kreißsaal ein und diktierte den
Ablauf der Geburten. Bis heute. Dabei bräuchten Frauen vor allem
professionelle Begleitung und Ermutigung. So werde die Geburt zu
einem erfüllenden Erlebnis auch für den Partner, sagt Brigitte
Kette. In dem Podcast erzählt sie außerdem über ihr Aufwachsen
auf dem Land, ihre eigenen Geburten und wie eine Trennung zur
Umorientierung führte. Außerdem engagiert sie sich in der
Flüchtlingshilfe und genießt das Leben.
Das Gespräch habe ich im August 2025 geführt.
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19.09.2025
1 Stunde 15 Minuten
Gerburg Rohde-Dahl (*1938) wechselte mit 65 Jahren Wohnort und
Genre. Statt weiter Kinder- und Jugendfilme für das ZDF zu
drehen, beschäftigt sie sich fortan mit deutscher Schuld und den
Herausforderungen des Erinnerns für nachfolgende Generationen. In
ihrem Film „Das weite Feld“ dokumentiert sie die Errichtung des
Holocaust Mahnmals in Berlin und reflektiert über ihre frühe
Kindheit im besetzten Polen. „Darf ich glücklich sein trotz der
Grausamkeiten rundherum“, fragt sie sich rückblickend. Ein
weiterer Film erzählt die verstörende Geschichte einer
KZ-Aufseherin aus Ravensbrück, die nach dem Krieg von ihren
eigenen Gefangenen befreit worden ist. Rohde-Dahl interessiert
Ambivalenz. Sie fragt nach politischen Strukturen, die „das Böse“
im Menschen begünstigen und letzten Endes zum Zivilisationsbruch
führen. Miteinander reden ist für sie zentral. Auch jetzt, wo im
Nahen Osten nur noch Bomben sprechen. Seit Jahren begleitet sie
eine Friedensinitiative, in der junge Israelis, Palästinenser und
Deutsche sich begegnen und miteinander über eigene Schmerzen und
Narrative sprechen. In dem Podcast erzählt sie auch Persönliches,
über das Leben mit ihren beiden Kindern als alleinerziehende
Mutter, über die Zeiten der Einsamkeit und Verzweiflung und das
bei sich Ankommen im Alter.
Filmtipps:
www.rohdedahl.de
Film: „Along the river”: https://vimeo.com/1091458708
www.friendshipacrossborders.net
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28.07.2025
1 Stunde 8 Minuten
Elfi Conrad (*1944) hat mit fast 80 einen Bestseller gelandet. In
ihrem Debütroman „Schneeflocken wie Feuer“ erzählt sie aus Sicht
der älteren Frau die (autofiktionale) Geschichte der 17-jährigen
Dora, die in der tristen Enge einer westdeutschen Kleinstadt ihre
Körperlichkeit und Raffinesse ausprobiert. Sie will kein Opfer
sein. Mit Schmollmund, Petticoat und Stöckelschuhen verführt sie
einen Lehrer und rächt sich so an der männlich-autoritären
Dominanz der Nachkriegsjahre. In ihrem 2025 veröffentlichten Buch
„Als sei alles leicht“ schreibt Conrad über Vertreibung und
Flucht und auch hier spielen Erotik, Zwang und Gewalt eine Rolle.
Conrad hat Deutsch und Musik studiert, viele Jahre als Lehrerin
und Dozentin gearbeitet und nach der Pensionierung angefangen,
Romane zu schreiben. Im Podcast erzählt sie, wie sie auf Twitter
entdeckt wurde, redet über ihre Freude am Schreiben, ihre
Widerständigkeit und Disziplin und welche Herausforderungen junge
Frauen durch die All Präsenz der sozialen Medien heute haben.
Elfi Conrad, Schneeflocken wie Feuer, 2023 – jetzt als
Taschenbuch erhältlich
Als sei alles leicht, 2025
Das Gespräch habe ich im Juni 2025 geführt.
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21.05.2025
1 Stunde 14 Minuten
Die Psychologin Sema Yilmaz- Karasu (1948) kennt sich in der
türkischen und deutschen Kultur gut aus. 1980 zog die
alleinerziehende Mutter von Istanbul nach Westberlin und baute
dort ein psycho-soziales Hilfe-Netzwerk für türkische
Einwandererfamilien auf. Für diese Pionierarbeit wurde sie 2012
mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bei Kaffee und
selbstgebackenem Kuchen erzählt sie, wie sie schon in den 1970er
Jahren in einem großen Istanbuler Nervenkrankenhaus
Gastarbeiterinnen mit „Heimwehkrankheit“ behandelte. In
Westberlin traf sie dann auf viele verunsicherte und entwurzelte
Migrant*innen und zerrissene Familien, die keinen Zugang zu den
deutschen Beratungsangeboten fanden. Yilmaz-Karasu arbeitete
jahrelang als Psychotherapeutin in einer Familienberatungsstelle
und später als niedergelassene Psychoanalytikerin. In
unserem Gespräch beschreibt sie den Prozess der Integration über
mehrere Einwanderergenerationen hinweg und betont, wie wichtig
das Gefühl der Zugehörigkeit und familiären Bindung für die
seelische Gesundheit sei. Yilmaz- Karasu erzählt auch von sich
persönlich, wie herausfordernd ihr Leben als alleinerziehende
Mutter und türkische Migrantin in Westberlin war. Sie erinnert
sich an ihre jungen Jahre in Istanbul, wo sie schon gegen
Diskriminierung und für Gerechtigkeit kämpfte. Inzwischen lebt
sie in Bodrum und in Berlin und freut sich nach einem
arbeitsreichen und bewegten Leben endlich frei von
Verpflichtungen zu sein.
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31.03.2025
1 Stunde 12 Minuten
Gisela Erler (*1946) ist eine tatkräftige Frau. Sie hat 1991 den
erfolgreichen „pme-Familienservice“ gegründet, der Eltern
unterstützt, Familie und Beruf zu vereinbaren. Zuvor hatte die
Familienforscherin selbst erlebt, wie Mütter ausgegrenzt werden.
Mit anderen Frauen zusammen verfasste sie deshalb 1987 das auch
in der Frauenbewegung heißdiskutierte „Müttermanifest“. Darin
forderte sie strukturelle Veränderungen und mehr Gehör in der
Politik. Mit 65 Jahren ging sie selbst aktiv in die Politik und
wurde „Staatsrätin für Bürgerbeteiligung“ in der grünen
Landesregierung Baden-Württemberg. In unserem Gespräch erzählt
Erler außerdem, was sie von ihrem berühmten Vater, dem
SPD-Politiker Fritz Erler gelernt hat, wie sie als Studentin den
linken Trikontverlag mitgründete, der u.a. die „Maobibel“
verlegte – ein Bestseller in den 1970er Jahren.
Gisela Erler, Demokratie in stürmischen Zeiten – Für eine Politik
des Gehörtwerdens – Politische Erinnerungen, Herder Verlag 2024
Das Gespräch habe ich im März 2025 geführt.
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Über diesen Podcast
Vorsicht - Triggerwarnung! Ich bin alt und meine
Gesprächspartnerinnen sind es auch: Alt und Unverzagt! Wir erzählen
unsere persönliche Geschichte und damit auch ein Stückweit
kollektive Geschichte, die uns geprägt hat und die wir mitprägten.
Und zwar in West und Ost. In loser Folge unterhalte ich mich
mit Frauen, die sich mit Engagement und Mut in gesellschaftliche
Debatten eingemischt und für Wertschätzung und gleiche Rechte
gekämpft haben. Ihre weibliche Sicht hat die Kunst,
Geschichtsschreibung, Linguistik, Medizin und Politik bereichert.
Als Vorkämpferinnen haben sie Frauen erst in der Öffentlichkeit
sichtbar gemacht. Vor, während oder kurz nach dem 2. Weltkrieg
geboren, erzählen sie über das, was sie in ihrem Leben beeinflusst
und geprägt hat und was sie heute bewegt. Auf ihren Schultern
stehen die jüngeren Frauengenerationen. Wie geht das alt zu
werden – mit all den öffentlichen Klischees im Kopf? Als ich
meinen 65. Geburtstag feierte, sagte ich mit einem Augenzwinkern:
„Ich bin jetzt eine alte Frau“, und wurde prompt von meinen
Freundinnen kritisiert und gleichzeitig getröstet: nein, ich wäre
doch gar nicht so alt und außerdem sähe ich jünger aus usw. So als
wäre „alt“ ein Schimpfwort mit dem Geruch von Verfall und Friedhof.
Ansteckend für andere! Lieber sagt man – die ist schon älter. Älter
als wer? Alt werden heißt für viele von uns auch die Linien
des eigenen Lebens noch einmal nachzuvollziehen – in großen Bögen.
Manchmal bleiben wir aber auch an Details hängen, erinnern uns an
den Geruch der dünnen Suppe über die wir uns als Flüchtlingskind
gefreut haben oder an den VW Käfer, der uns über die rumpelige
Transitstrasse durch die damalige DDR in den Sehnsuchtsort
West-Berlin gebracht hat. Mitunter tauchen auch die Traumata der
frühen Kindheit als Dämonen wieder auf. Viele meiner
Gesprächspartnerinnen erinnern sich an die gesellschaftliche
Aufbruchstimmung und an ihr Gefühl: wir packen das an. Aber sind
wir nicht auch heute als Frauen mit 60+ im Aufbruch. Im Alter
verdichtet sich das Leben. „Wir kommen zur Essenz“, sagt die
Kunsthistorikerin Hanna Gagel. Gemeinsam begeben wir uns in
dem Podcast auf die Reise – reden über Politik und Kultur und über
unsere Erfahrungen, auch mit dem Altwerden. Und wir lachen viel
zusammen. Mein Name ist Eva Schindele (www.eva-schindele.de)
Ich bin Journalistin und Autorin. Mit dem Non-Profit-Projekt
will ich älteren Frauen eine Stimme geben und die Erfahrungen einer
Generation dokumentieren.
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