Podcaster
Episoden
03.12.2025
1 Stunde 19 Minuten
In unterschiedlichen Kontexten werden wir immer wieder mit der
Frage konfrontiert, was eigentlich Supervision von Coaching
unterscheidet. Ist es die Zielsetzung, das Handlungsfeld, die
Entstehungsgeschichte, das Vorgehen - oder gibt es vielleicht gar
keinen Unterschied? Darüber sprechen wir mit Dr. Astrid Schreyögg,
die zu beiden Formaten geforscht und publiziert hat. Bereits 1994
hat sie die Zeitschrift Organisationsberatung Supervision Coaching
(OSC) gegründet. Sie hat die Unterscheidung geprägt, Supervision
sei Personenentwicklung und Coaching Personalentwicklung. Letzteres
konzentriere sich auf die Performanz und den beruflichen Erfolg von
vor allem Führungskräften, oder helfe lösungsorientiert bei der
Entscheidungsfindung in beruflichen Veränderungsprozessen.
Supervision versteht sie im Gegensatz dazu als "klinisch" und sieht
hier eine Verbindung mit psychotherapeutischen Ansätzen - worüber
wir kontrovers diskutieren. Uns, Tina & Henning, als Hosts des
Podcast, ist die Trennung zwischen Beratung und jedlichen
Therapieformen besonders wichtig, wenngleich wir die Psychologie
als eine wichtige Bezugsdisziplin verstehen. Dieses Anliegen teilt
Astrid Schreyögg nicht. Aus ihrer Sicht sind die von uns
aufgeworfen Fragen und Positionen fachinterne Diskussionen, die
politischer Art und für die Adressat:innen der Beratungsformen
nicht relevant sind. Die DGSv hat sich ebenfalls mit der Definition
von Coaching und Supervision intensiv auseinander gesetzt und dazu
auf dieser Grundlage die Unterscheidung anhand der Zielsetzung als
zentral gesetzt. Unser Berufs- und Fachverband markiert den
professionalisierten supervisorischen Habitus als fundamental für
ethisch fundierte und die Dimensionen Person, Rolle und
Organisation berücksichtigende, arbeitsweltbezogene Beratung.
Sowohl im Diskurs zur Supervision, als auch in der Coaching-Debatte
gibt es weitere Argumente und auch Forschungsperspektiven, die in
dieser Folge kaum zur Sprache kamen. Das ist uns bewusst. Für
entsprechende Ergänzungen und wissenschaftlich fundierte Argumente
in den Kommentaren sind wir dankbar, da sich dadurch letztlich
nicht nur unser Wissenshorizont erweitert. /// Literatur /// Drath,
Karsten: „Coaching und seine Wurzeln“ (2012) // Greif, Siegfried;
Möller, Heidi; Scholl, Wolfgang: "Handbuch Schlüsselkonzepte im
Coaching“ // Elberfeld, Jens: „Anleitung zur Selbstregulation -
Eine Wissensgeschichte der Therapeutisierung im 20. Jahrhundert“
(2020) // Böning, Uwe & Kegel, Claudia: "Stand der
Coaching-Forschung" (2015) - In dem Band wird eine ausgeprägte
Begriffsdiffusität deutlich - Es zeige sich insgesamt eine „sehr
unterschiedliche Anwendungen von Coaching mit verschiedenen
Zielgruppen und Themen“. Die Analyse zeige auf, dass dem
Coaching-Begriff eine Art Container-Charakter zukomme, da nur lose
Verbindungen einzelner Ansätze und Umsetzungen sichtbar werden,
sondern stattdessen eine Vielzahl von relativ unspezifischen
Handlungsabläufen darunter gefasst werden können (S. 135) // Kühl,
Stefan: Coaching und Supervision. Zur personenorientierten Beratung
in Organisationen (2007) // Schreyögg, Astrid: "Supervision. Ein
integratives Modell. Lehrbuch zu Theorie und Praxis" (2004, 4.
Aufl., Orig. 1991) // Schreyögg, Astrid: "Coaching. Einführung für
Praxis und Ausbildung" (2003, 6. Aufl., Orig 1995) // Schreyögg,
Astrid: "Die konzeptionelle Einbettung der Coaching-Praxeologie am
Beispiel eines integrativen Handlungsmodells furs Coaching" In:
Schmidt-Lellek, C., Schreyögg, A. (Hg.): Praxeologie des Coaching
(2009)
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05.11.2025
1 Stunde 17 Minuten
In dieser Episode sprechen wir mit Prof. Dr. Erhard Tietel,
Psychologe, Supervisor und langjähriger Begleiter von
Betriebsrät:innen und Gewerkschaften. Gemeinsam beleuchten wir,
warum die gesetzlich geforderte „vertrauensvolle Zusammenarbeit auf
Augenhöhe“ in der Praxis so schwer einzulösen ist. Uns
interessiert, wie der Betriebsrat zwischen Anerkennungsdefiziten,
überhöhten Erwartungen und realen Machtgrenzen navigiert und welche
besondere Rolle Beratung und Supervision im Feld der
Interessenvertretung ergänzend zu Schulungen spielen kann. Ein
Gespräch über die Kunst, Widersprüche auszuhalten – und warum
Supervision für betriebliche Interessenvertretungen weit mehr ist
als ein „individuelles Coaching“, sondern auch ein
arbeitspolitisches Projekt. Sie gehören nicht zur klassischen
Zielgruppe der Supervision, sind aber in besonderer Weise in ihren
Arbeitszusammenhängen herausgefordert, denn sie bewegen sich
täglich in einem Spannungsfeld: Sie sollen die Anliegen der
Beschäftigten vertreten, mit der Geschäftsleitung auf Augenhöhe
verhandeln und zugleich die eigene Handlungsfähigkeit sichern. Doch
wie gelingt das in einer Arbeitswelt, die von Unsicherheit,
Digitalisierung und wachsender Heterogenität geprägt ist? /// Zur
Homepage von Erhard Tietel geht es hier: https://erhard-tietel.de/
und hier zur Homepage des Deutschen Betriebsrätepreis:
https://www.bund-verlag.de/betriebsrat/deutscher-betriebsraete-preis
/// Literatur ///
https://erhard-tietel.de/wp-content/uploads/2023/03/Nach_dem_Betriebsrat_Berufliche_Perspektiven_einer_paradoxen_Fuehrungskraft_OSC.pdf
///
https://www.researchgate.net/publication/275039030_Betriebspolitik_im_Wandel_-_Betriebsrate_als_Grenzganger
///
https://erhard-tietel.de/wp-content/uploads/2024/09/2024_Die-vertrackte-Augenhoehe-AiB-Version-ausfuehrliche-Version.pdf
///
https://erhard-tietel.de/wp-content/uploads/2023/03/Betriebsratsvorsitzende_als_paradoxe_Fuehrungskraefte_AiB_4_12l-1.pdf
///
https://erhard-tietel.de/wp-content/uploads/2023/03/Kunkel_Tietel_Gute-Arbeit_Positionen.pdf
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01.10.2025
48 Minuten
Die Stiftung Supervision verleiht unserem Podcast in Berlin den
Förderpreis 2025! Nach einleitenden Worten des Stiftungsgründers
und Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Weigand hält der
stellvertretende Stiftungsvorsitzende Andreas Nolten eine Laudatio.
Anschließend werden in unserem Live-Podcast während der
Preisverleihung am 27.09.2025 die Rollen vertauscht: Tina Heitmann
& Henning Schnieder werden von Moderator Andreas Nolten zu
Erkenntnissen und Erfahrungen mit dem Podcasten befragt. Das
Publikum vor Ort hat die Möglichkeit sich interaktiv zu beteiligen
und nutzt diese auch ausgiebig. Wir danken allen die da waren und
insbesondere der Stiftung für diese besondere Würdigung. Wir fühlen
uns geehrt!
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03.09.2025
1 Stunde 24 Minuten
Pflegeberatung ist mehr als reine Informations- oder
Leistungsberatung. Sie ist ein pädagogischer Prozess, der Familien
begleitet, Beziehungen gestaltet und dabei immer im Spannungsfeld
von Hilfe, Kontrolle, Zeitdruck und gesellschaftlichen Erwartungen
steht. Im Gespräch mit Prof.in Dr. Dorothee Lebeda, Supervisorin
und Pflegewissenschaftlerin, diskutieren wir darüber, was familiale
Pflege bedeutet, warum es im Diskurs oft um Entlastung geht und was
dadurch zu kurz kommt. Dorothee Lebeda erklärt anschaulich, wie
Pflegeberatung in das Hilfesystem eingebunden ist, warum sie im
Kern pädagogisch ist und welche Rolle Macht, Geschlecht und
Körperlichkeit in Beratungssituationen spielen. Ergänzender
Hinweis: Patienten- und Familienedukation leisten u.a. die
Patienteninformationszentren. Dorothee Lebeda rahmt die
Pflegeberatung rechtlich und spricht über die Parapraphen 18a SGB
XI (Begutachtungsverfahren), § 37 Abs. 3 SGB XI (Beratungseinsatz),
der für Pflegegeldbezieher verpflichtende Beratungseinsätze zur
Qualitätssicherung der häuslichen Pflege vorsieht, § 45 SGB XI für
Pflegekurse, den allgemeineren § 14 SGB I (Gesetz zur Beratung und
Auskunft über Sozialleistungen) und § 7a SGB XI (Pflegeberatung)
für eine umfassende individuelle Beratung und die Erstellung eines
Versorgungsplans. Wir fragen uns, welche Bedeutung hat Supervision
im Feld und wie könnte dieses Format die
Professionalisierungsprozesse unterstützen. /// Literatur ///
Lebdeda, D. (2021): Beratung bei Pflegebedürftigkeit. Perspektiven
für die klinische Sozialarbeit und Pflegeberatung im
gesellschaftlichen Modernisierungsprozess. Dissertation Universität
Bielefeld: Universitätsbibliothek Bielefeld. /// Lebeda, D. /
Schieron, M. (2017): „Die ganze Familie begleiten“, Die Schwester
Der Pfleger: Ausgabe 56/12/2017: S. 94 - 97, Bibliomed Verlag ///
Brühe, R., & Lebeda, D. (2023). Reflexion und Analyse von
Praxisphasen in der pflegepädagogischen Lehrer* innenbildung. Die
Materialwerkstatt. Zeitschrift für Konzepte und Arbeitsmaterialien
für Lehrer* innenbildung und Unterricht.(DiMawe), 5(2), 28-43. ///
Darmann-Finck, I. & Sahmel, K.H. (Hrsg.) (2023): Pädagogik im
Gesundheitswesen. Berlin: Springer. /// Doll, A. (2022): Beratung
von Patient*innen und Angehörigen in der spezialisierten ambulanten
Palliativversorgung. Dissertation /// Hallensleben, J. Büker C. ,
Goller E. , Lebeda D., Herbst N. (2025): Pflegeberatung nach §37
Abs. 3SGB XI, Pflegewissenschaft 3-2025, 27. Jahrgang, hpsmedia.
/// Kofahl, C., Matzke, O., Verdugo, P. B., & Lüdecke, D.
(2017). Pflegebedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen und ihre
Bedeutung für die Familien. Pflege-Report, 25-38. /// Witt-Loers,
S. (2024). Die unsichtbaren Helfer: Pflegende Kinder und
Jugendliche im Blick. Leidfaden, 13(1), 35-38. /// Analyse des ZQP:
https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Analyse-Junge-Pflegende.pdf
///
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06.08.2025
1 Stunde 10 Minuten
Für Supervisoren haben sich Balintgruppen als Reflexionsorte
etabliert. Hier sprechen Gleichgestellte über ihre "Fälle", mit dem
Ziel ein tieferes Verstehen durch die Resonanz in der Gruppe zu
ermöglichen. Dabei steht das Beziehungsgeschehen des Falles im
Vordergrund, welches sich - so die Anname - in der Dynamik des
Gruppengeschehens in der Balintgruppe spiegelt. Die Gruppen werden
geleitet von erfahrenen und explizit dafür ausgebildeten
Balintgruppenleitungen, wie unsere Gesprächspartnerin in dieser
Folge: Dr. Brigitte Becker. /// Literatur /// Michael Balint: Der
Arzt, sein Patient und die Krankheit. Auf deutsch erstmalig
veröffentlicht 1966 / 10. Auflage 2001, Klett-Cotta ///
Balint-Journal. Patienten verstehen - Handeln optimieren.
Thieme-Verlag, Stuttgart. Die Zeitschrift erscheint viermal
jährlich und ist das Organ der deutschen Balintgesellschaft.
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Über diesen Podcast
Die Supervisoren Tina Heitmann und Henning Schnieder sprechen
monatlich mit Gästen aus Wissenschaft und Praxis zu Themen rund um
Supervision und Beratung. Die Beiträge leben vom dynamischen
Gespräch, in dem die Wortbeiträge jeweils in der Verantwortung der
Sprechenden liegen. Wir wünschen uns einen möglichst offenen
Diskurs und laden herzlich dazu ein, dass sich auch die Zuhörenden
durch Kommentare zu den Episoden, oder per Mail, daran beteiligen.
Die Beiträge der Zuhörenden werden in der weiteren Gestaltung des
Podcastes diskursiv berücksichtigt.
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Eckernförde
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