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27.06.2023
6 Minuten
Deutschland hat ein Problem: Die Politik der Regierung und die
Bedürfnisse der Wählenden sind zu weit voneinander entfernt. Anders
lassen sich die eindrücklichen Zahlen aus den neusten Wahlumfragen
nicht erklären: Mit einem Wähleranteil von 19% wäre die AfD
gleichauf mit der SPD. Sie hätte eine Zunahme von 10% gegenüber dem
letzten Jahr. Das ist wirklich ein wahnsinniger Zulauf.
Rechtsextremes Gedankengut unterstütze ich nicht. Hier gibt es auch
kein Aber. Dass eine Partei, die als gefährlich eingestuft wird und
nicht in der Regierung vertreten ist, innerhalb ei-nes Jahres einen
Sprung von 10% machen kann, kann nur eines bedeuten: Irgendetwas
läuft in Deutschland gewaltig schief. Und der Frust entlädt sich in
Proteststimmen. Das an sich ist absolut verständlich. Was nicht
verständlich ist, ist das Rezept der anderen Parteien: Die AfD
verbieten zu wollen ist so ziemlich das letzte, was das Problem
beheben könnte. Wichtiger wäre es zu akzeptieren, dass die eigene
Politik offensichtlich meilenweit am Bürger vorbei-geht: und dass
es an der Zeit wäre für die anderen Parteien, über die Bücher zu
gehen. Aber Selbstkritik ist immer schwieriger, als mit dem Finger
auf andere zu zeigen.
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20.06.2023
5 Minuten
Gleich vorneweg: Für mich ist Familienplanung auch Familiensache.
Der Staat soll geeignete Rahmenbedingungen zur Verfügung stellen,
aber im Endeffekt sind Kinder nunmal Privatsa-che. Nicht jeder hat
und nicht jeder will Kinder – und das ist total in Ordnung. Dass
die Schweiz in punkto Kinderbetreuungsangebote aber noch weit
hinterherhinkt, ist auch klar. Dass Kitas aber gratis wären,
beziehungsweise zu 100% von der öffentlichen Hand finanziert
werden, was natürlich nicht gratis ist, finde ich falsch. Wer
nämlich seine Kin-der zuhause betreut, wird dadurch doppelt
belastet: Durch die Ausgaben, die direkt für die eigene Betreuung
anfallen und indirekt für die Finanzierung von Kitas für andere.
Das kann auch nicht sein. Eine gewisse Unterstützung ist notwendig,
um möglichst viele Leute im Arbeitsmarkt zu hal-ten. Ein komplettes
Gratisangebot finde ich aber falsch – denn es ist noch immer eine
freiwilli-ge Dienstleistung. Für viel mehr Leute von Vorteil wären
Tagesschulen und Unternehmen, die die Kinderbetreuung in-house oder
in Zusammenarbeit mit anderen anbieten können. Warum nicht
steuerliche Anreize für Firmen, die dies anbieten? Das wäre eine
Win-Win-Situation und wäre sogar noch ein Bürokratieabbau. Aber
eben: Leider keine populistische Lösung, die zu einem
feministischen Streik passen würde. Schade.
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13.06.2023
9 Minuten
Ja. Schlicht und einfach Ja. Denn mit dieser Argumentation will man
bewusst in die Irre füh-ren: Wer das liest und sich nicht unbedingt
noch unabhängig informiert, könnte wirklich glau-ben, dass man als
Frau in gewissen Berufen fast die Hälfte weniger für dieselbe
Arbeit erhält. Konkret würde das bedeuten: Bei einem Lohn von
5'000.- würde ein Mann einfach 2'100.- mehr verdienen. Und sind wir
ehrlich: Wenn Sie so einen Arbeitsplatz kennen, dann schicken Sie
diese Frau nicht zu einem Streik, sondern zu einem Anwalt. Aber die
Zahl steht so – und wird auch pro-minent vertreten. Nur: Diese
Erhebung des BFS macht keinen Unterschied zwischen Teilzeit- und
Vollzeitarbeit. Das heisst: Wenn Frauen mehr Teilzeit arbeiten als
Männer, kommen sie in diesem Vergleich automatisch schlechter weg.
Was aber schlichtweg den Gegebenheiten entspricht: Denn, wer fände
es fair, wenn jemand, der 50% arbeitet gleich viel verdienen
wür-de, wie jemand, der 100% arbeitet? Eben. Das ganze System
Teilzeit hat ein Problem – nämlich ein Bildungsproblem. Viel zu
viele Men-schen wissen nicht, was es für ihre Altersvorsorge
bedeutet, wenn sie Teilzeit arbeiten und nicht nachzahlen. An
diesem feministischen Streik würde man die Frauen besser über das
aufklären. Das würde nämlich nicht nur ihnen, sondern allen
kommenden Generationen hel-fen. Aber, schon klar: Die Leute wütend
zu machen um die eigenen Positionen besser zu ver-kaufen, ist
«sexier».
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30.05.2023
6 Minuten
Wie sich der Unterschied zwischen einem Amt in der Legislative und
einem in einer Exekutive am einfachsten erklären lässt: In der
Legislative wird geredet, in der Exekutive wird umgesetzt. Was
bedeutet: In einem Parlament hat es Platz für unterschiedliche,
teils auch ideologisch und extreme Meinungen, da hier die
Bevölkerung möglichst in allen ihren Facetten abgebildet werden
soll. Parlamentarier sollen der Regierung kritisch auf die Finger
schauen - und die Regierung soll danach umsetzen. Das bedeutet: In
der Exekutive brauchen wir Generalisten, die führen und managen
können. Viele hören das nicht gerne, aber es ist so: Das kann
einfach nicht jeder. Es ist ein knallharter Managementjob und nicht
ein bisschen kreatives Gestalten mit einem Team. Vor allem braucht
es in einer Exekutive Leute, die ganz sicher nicht ideologisch
unterwegs sind. Wie wichtig das wäre, sieht man aktuell im
Stadtratswahlkampf von Winterthur.
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23.05.2023
7 Minuten
Das SRF titelte vor wenigen Wochen zur ersten Abstimmungsumfrage:
«84 Prozent der Befragten finden, dass Grosskonzerne mit mindestens
15 Prozent besteuert werden sollen». Dies ist ein spannendes
Wording - und mit spannend meine ich falsch. Denn darum geht es bei
der Abstimmung nicht: Die Steuer kommt sowieso. Die Frage ist nur:
Was machen wir, dass das Geld in der Schweiz bleibt und nicht im
Ausland einkassiert wird? Die Vorlage ist ein klassischer saurer
Apfel. Reinbeissen, runterschlucken, weiterleben. Es gibt auch nur
eine einzige Partei, die dagegen ist: die SP. Aber aus Prinzip, das
nur niemand verstanden hat, ausser ihnen. Im heutigen Podcast geht
es darum, warum diese Steuer kommt, was es für die Schweiz bedeutet
und warum ich persönlich - zähneknirschend - Ja sage dazu.
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Über diesen Podcast
Gioia Porlezza spricht darüber, was Sie im Alltag beschäftigt
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