Podcaster
Episoden
21.11.2025
37 Minuten
Im Bündner Oberland spricht man Romanisch, aber heute können alle
Einheimischen auch Schweizerdeutsch. Nur: Woher kommt diese Mundart
eigentlich, wenn Deutsch in der Surselva nicht alteinheimisch ist?
Und was macht sie aus? Nadia und Markus sprechen darüber mit dem
Nationalrat Martin Candinas. Candinas’ Sprachbiografie ist typisch
für die Surselva, denn er ist mit Rätoromanisch aufgewachsen und
hat Deutsch erst nach und nach gelernt. Sein charakteristisches
Oberländerdeutsch wird in Chur belächelt, aber in Zürich oder Bern
gilt es als charmant. Darüber kann er herzhaft lachen, denn sein
Verhältnis zu seinem Schweizerdeutsch ist ausgesprochen entspannt.
Und mit seinen Kindern spricht er natürlich konsequent
Rätoromanisch. Live vor Publikum im Cinema Sil Plaz in Ilanz
sprechen Nadia, Markus und Martin über typische Merkmale dieses
Oberländer Dialekts: Das charakteristische Rachen-R, der Anteil des
Churer Dialekts, die Einflüsse des Romanischen. Fazit: Ohne Deutsch
geht es nicht mehr, aber das Rätoromanische ist in der Surselva
noch immer die erste Herzenssprache.
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31.10.2025
34 Minuten
Wenn ich «Klimawandel» sage oder «Klimazerrüttung», «Klimakrise»,
«Klimakatastrophe» oder «Klimakollaps», dann meine ich immer
dasselbe Phänomen. Aber jede dieser Bezeichnungen hat eine andere
Wirkung und spiegelt eine andere Haltung zur Sache. Genau das ist
Framing. Frames sind kognitive Deutungsrahmen, also mentale
Strukturen, die festlegen, welche Aspekte einer Sache wir
wahrnehmen und wie wir sie bewerten. In der Kommunikation werden
solche Frames durch meine Wortwahl automatisch aktiviert – jedes
Wort ruft Bilder, Emotionen oder moralische Konzepte hervor.
Framing geschieht oft unbewusst, wird aber auch bewusst und
manipulativ eingesetzt. Mit vielen Beispielen aus der Hörerschaft
zeigen Markus und Nadia, warum Framing keine theoretische Spielerei
ist. Denn Wörter schaffen Realitäten und beeinflussen unsere
Erinnerungen. Letztlich, so die Erkenntnis, kann Sprache nie
gänzlich neutral und objektiv sein. Hinhören lohnt sich, denn wer
den Rahmen kennt, kann das Bild besser einordnen.
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10.10.2025
34 Minuten
Was ist typisch Liechtensteinerisch? Gute Frage! Praktisch kein
Merkmal eint die Mundarten des Fürstentums und unterscheidet sie
gleichzeitig von den Nachbardialekten in Ostschweiz und Vorarlberg.
Es ist die Mischung, die Liechtensteinerisch ausmacht. Kleiner als
Appenzell-Innerrhoden, weniger Bevölkerung als Thun – Liechtenstein
ist ein Zwergstaat. Und doch birgt es eine erstaunliche
Dialektvielfalt. Während die Mundarten des Liechtensteiner
Oberlandes einige Ähnlichkeit mit Dialekten auf der Schweizer Seite
des Rheins haben, sind die Mundarten des Unterlandes näher an den
Vorarlberger Dialekten. Und der Dialekt des Walserorts Triesenberg
zeigt viele Gemeinsamkeiten mit den Walsermundarten in Graubünden.
Weil die Geschichte Liechtensteins, das erst seit 1719 ein
souveräner Staat ist, eng mit derjenigen des St. Galler Rheintals,
Werdenbergs und Vorarlbergs verwoben ist, gleichen auch die
Liechtensteiner Mundarten den benachbarten Dialekten am Alpenrhein.
Zum Beispiel werden beidseits des Rheins die Vokale «i», «u» und
«ü» zu «e», «o» und «ö» gesenkt: «Melch», «Stoba», «Schössla». Oder
altes «au» wird zu «oo», also «Staub» als «Stoob», «glaube» als
«globe» ausgesprochen. Wie im Churer Rheintal wird das «K-» im
Anlaut auch in Liechtenstein und in Teilen Vorarlbergs nicht zu
«Ch-» wie im übrigen Schweizerdeutschen: «D Khua khunnt zum Khind.»
Und ebenfalls wie im Churer Rheintal tendieren unbetonte Silben
gegen «a» statt gegen «e»: «usafordara» statt «usefordere». Da
Liechtenstein gerade während der letzten Jahrhunderte stärker nach
Vorarlberg ausgerichtet war als zur Schweiz, haben die
Liechtensteiner Mundarten einige Eigenheiten von dort übernommen,
die im Schweizerdeutschen unbekannt sind. So spricht man in
Liechtenstein wie in Vorarlberg vom «Gemeindevorsteher» statt vom
«Gemeindepräsidenten» oder «Ammann» oder vom «Rad» statt vom
«Velo». Wer es genauer wissen will und wer mit eigenen Ohren hören
möchte, wie sich die Mundarten von Oberland, Unterland und
Triesenberg unterscheiden, sollte sich diese Podcast-Folge nicht
entgehen lassen! Buch-Tipps: · Hubert Klausmann: Kleiner
Sprachatlas von Vorarlberg und Liechtenstein. Studienverlag, 2012.
· Hergé: Tim und Struppi. Am Ottokar sis Zäptr. Im Liechtensteiner
Dialekt. Übersetzt von Mathias Ospelt. Van Eck, 2019.
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19.09.2025
35 Minuten
Eine einfache Frage, die einen aber ins Grübeln bringen kann. Soll
es ein klingendes Wort wie «Chrüsimüsi» sein, ein lokales wie
«Grälleliwasser», ein witziges wie «Gigelimanggööggis», ein
praktisches wie «äuää» oder ein Modewort wie «lowkey»? Oder ganz
einfach ein Sehnsuchtswort wie «Bett»? All das und noch viel mehr
Lieblingswörter – insgesamt rund 500! - haben Nadia und Markus
zugeschickt erhalten. Und dabei festgestellt, dass es sehr
unterschiedliche Lieblingswortkonzepte gibt. Kinder und Jugendliche
nennen oft Wörter aus dem Alltag, die entweder mit Dingen verbunden
sind, die sie gern haben («Prinzessin», «Ferien») oder mit ihrem
Freundeskreis («six-seven», «Bro»). Erwachsene dagegen fangen im
Lieblingswort lieber etwas Exotisches ein wie bei «Gelleretli» oder
«Chruturfu». Wer also noch keins hat, lasse sich schleunigst zu
einem Lieblingswort inspirieren! Auch für alle anderen ist diese
Folge ein Wortsspass.
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29.08.2025
35 Minuten
«Zigerbrüüt», «mäijöörisch», «uumäär», «mäinäid», «tedlä», «nuch»:
Noch nie haben Markus und Nadia bei einem «Dialektratis« so viele
Erkennungswörter für eine Kantonsmundart zugeschickt bekommen wie
beim Glarnerland. Man könnte meinen, für einmal halte sich die
Sprache an politische Grenzen. Grund für diese erstaunliche Menge
an Glaronismen sind die geografischen Bedingungen, die Isoliertheit
des Tals durch die Berge ringsum. Aber «Glarnertüütsch» ist nicht
so einheitlich, wie man meinen könnte: Im Hinterland (Süden) sagt
man zum Beispiel: «Mir tüend de Spegg mit em dreggete Messer esse»,
im Mittel- und Unterland dagegen: «Mir tönd de Spägg mit em
dräggete Mässer ässe». Wobei sich Mollis nicht an diese Regel hält.
Und der Kerenzerberg auch eine eigene Variante hat. Schaut man
genau hin, wird es wie immer kompliziert – und interessant. Auch
wer den «Hürbigraagg» nicht kennt, sollte unbedingt reinhören!
Buchtipp: Glarner Mundartwörterbuch. Herausgegeben vom Verein
Glarner Mundartwörterbuch und der Academia Glaronensis. Bearbeitet
von Luzius Thöny, Kevin Müller, Sirkka Marti. Baeschlin Verlag 2024
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Über diesen Podcast
Englische Ausdrücke, eigenartige Pluralformen oder Germanismen: Der
schöne Schweizer Dialekt geht bachab. Wie schlimm steht es um
unsere Sprache? Nadia Zollinger ist besorgt, doch
SRF-Dialektforscher Markus Gasser sieht die ganze Sache lockerer.
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