Podcaster
Episoden
05.12.2025
26 Minuten
Wie konnte ein politischer Erdrutsch historischen Ausmaßes
zunächst wie ein beiläufiges Ereignis wirken? Unsere neue Folge
blickt auf die Wochen nach dem 30. Januar 1933 – den Moment, in
dem Adolf Hitler an die Macht kam und große Teile der deutschen
Gesellschaft, besonders Künstler*innen und Intellektuelle, noch
erstaunlich ruhig blieben. Während Einzelne entsetzt reagierten,
setzten viele ihr Leben fort, als sei kaum etwas geschehen. Doch
im Hintergrund wurde bereits das Fundament der Demokratie
zerschlagen, die Pressefreiheit angegriffen und die kulturelle
Landschaft systematisch »gleichgeschaltet«.
In dieser Episode erzählen wir, wie Schriftstellerinnen und
Schriftsteller die frühen Maßnahmen des Regimes erlebten, warum
Warnsignale übersehen wurden – und wie die schleichende Diktatur
schon vor dem Ermächtigungsgesetz Fakten schuf. Ein Blick auf
Illusionen, Irrtümer, frühe Verfolgung und den Beginn des
kulturellen Kahlschlags, der Deutschland nachhaltig veränderte
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28.11.2025
32 Minuten
»Ihr schlagt den Besiegten kurz und klein und laßt ihn verdorren
und sticken. Ihr raubt an der Weichsel und am Rhein, wir sollen
ein Amen euch nicken. Ihr sprecht vom Säbel und seiner Gefahr,
von teuflischen deutschen Listen, die Schuld am Kriege sei klipp
und klar – Und ihr? Die dicksten Imperialisten!«
Diese Zeilen stammen – überraschend – von Kurt Tucholsky, einem
Autor, der dem linken Spektrum zugerechnet wird und später von
den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Während Tucholsky selbst
noch rechtzeitig nach Schweden fliehen konnte, gehörten seine
Bücher zu den ersten, die den Flammen der nationalsozialistischen
Bücherverbrennungen zum Opfer fielen. Doch stellt er in diesem
Gedicht tatsächlich die von der Entente behauptete deutsche
Alleinschuld am Ersten Weltkrieg infrage?
Die Antwort bleibt rätselhaft: Eindeutig ist lediglich, dass
Tucholsky die Schuldzuweisung mit dem Vorwurf des »Imperialismus«
gegenüber den Siegermächten verbindet. Dadurch verleiht er seiner
Kritik am Versailler Vertrag eine rationalere Grundlage, als es
ein bloßer Appell an nationale Empfindungen vermocht hätte.
Tucholsky stand damit auf einer Linie, die auch die
intellektuellen Gegner des Versailler Vertrags insgesamt prägte:
Während der rechte Flügel jegliche deutsche Schuld weitgehend
bestritt, leugnete der linke Flügel zwar die Alleinschuld,
erkannte jedoch eine deutsche Mitschuld an – und grenzte sich
zugleich scharf von nationalistischen Positionen ab.
So wird deutlich, dass der Weg in den Widerstand gegen das
NS-Regime und letztlich ins Exil selten geradlinig verlief,
sondern von Ängsten, Zweifeln und inneren Widersprüchen begleitet
war.
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Folge 290: Vom Kreuz zum Hakenkreuz - Die katholische und evangelische Kirche im Nationalsozialismus
21.11.2025
29 Minuten
Zwischen 1933 und 1945 sahen sich die Kirchen in Deutschland der
schwierigen Aufgabe gegenüber, ihre religiöse Identität und
institutionelle Selbstständigkeit innerhalb eines totalitären
Regimes zu behaupten. Während die evangelische Kirche aufgrund
ihrer Aufteilung in 28 weitgehend autonomen Landeskirchen nur
locker organisiert war, verfügte die katholische Kirche mit dem
Papst über eine klar definierte, zentralisierte Führung. Diese
strukturellen Unterschiede prägten maßgeblich die jeweiligen
Reaktionen auf die Ideologie und Machtpolitik des
Nationalsozialismus.
Die katholische Kirche bemühte sich vor allem auf diplomatischem
Wege – etwa durch den Abschluss des Reichskonkordats – ihre
Rechte und Handlungsspielräume zu wahren. Zugleich erhoben
einzelne Bischöfe und Geistliche durch Predigten, Hirtenbriefe
und konkrete Hilfeleistungen ihre Stimme gegen staatliche
Übergriffe. Die evangelische Kirche hingegen wurde innerlich
zerrissen: Während die Deutschen Christen die
nationalsozialistische Weltanschauung weitgehend übernahmen und
die Gleichschaltung vorantrieben, formierte sich in der
Bekennenden Kirche ein entschiedener theologischer und
institutioneller Widerstand.
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14.11.2025
23 Minuten
Die Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert ist von
tiefgreifenden politischen Umbrüchen, Grenzverschiebungen und
Identitätskonflikten durchzogen. Kaum eine andere Region Europas
erlebte in so kurzer Zeit derart einschneidende Veränderungen.
Vom Ersten Weltkrieg bis zur Verwirklichung der Autonomie im Jahr
1972 wurde Südtirol immer wieder zum Spielball der großen Mächte.
Die Menschen in dieser alpinen Grenzregion sahen sich gezwungen,
sich fortwährend neuen politischen Realitäten zu fügen – häufig
wider ihren Willen.
Vor allem die Zeit nach 1918, als Südtirol vom
österreichisch-ungarischen Teil Tirols abgetrennt und Italien
zugesprochen wurde, bedeutete einen tiefen Einschnitt in
Geschichte, Sprache und Kultur der Bevölkerung. Die folgenden
Jahrzehnte waren geprägt von Fremdherrschaft und
Assimilationsdruck, aber auch von Widerstand, Beharrlichkeit und
dem zähen Ringen um Selbstbestimmung und kulturelle Anerkennung.
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07.11.2025
23 Minuten
Günter Grass war ein deutscher Schriftsteller, Bildhauer, Maler
und Grafiker, der sich zeitlebens durch seine persönliche
Biografie verpflichtet sah, einen Beitrag zur Aufarbeitung der
nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands zu leisten. In
seinen frühen Werken schildert er eindringlich das Heranwachsen
seiner Protagonisten im Umfeld des NS-Regimes, während seine
späteren Romane den allmählichen Verlust historischer Erinnerung
im Zuge des Generationswechsels thematisieren. Auch der Verlust
seiner Heimat Danzig bildet ein wiederkehrendes und prägendes
Motiv seines Schaffens.
Grass’ Sprache zeichnet sich durch eine außergewöhnliche
stilistische Dichte und den bewussten Einsatz rhetorischer Mittel
aus, die seine Leserinnen und Leser zum Nachdenken und kritischen
Hinterfragen anregen sollen. Seine öffentliche Präsenz, die ihm
nicht nur nationale, sondern auch internationale Anerkennung und
schließlich den Nobelpreis für Literatur einbrachte, nutzte er
zugleich als Plattform für politisches Engagement.
Als langjähriger Wahlkampfhelfer der SPD pflegte er enge
Beziehungen zu den ehemaligen Bundeskanzlern Willy Brandt und
Gerhard Schröder, die er sowohl beratend als auch begleitend
unterstützte. Grass gilt als herausragendes Beispiel für das
fruchtbare Zusammenspiel von Literatur, Kunst und Politik. Mit
seiner Stimme als Intellektueller verstand er es,
gesellschaftliche Missstände zu benennen, Diskurse anzustoßen und
das politische Geschehen aktiv mitzugestalten.
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Über diesen Podcast
Christoph Fromm, Autor des Historienromans ”Stalingrad - Die
Einsamkeit vor dem Sterben” spricht in diesem wöchentlichen Podcast
über Themen rund um das Dritte Reich: Idealismus, Fanatismus und
bedeutende Persönlichkeiten des Dritten Reiches, sowie die
schrecklichen Folgen des Krieges, die teils bis heute spürbar sind.
Bei Fragen oder Anregungen schreibt uns gerne auf Instagram
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